Mit Stiftungsmitteln des Kulturbaufonds wird ein wichtiger Schritt zu einem würdigen Erinnern und Gedenken an die Opfer der Zwangsarbeit in München möglich. Eine weitgehend original erhaltene Baracke des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in Neuaubing wird als Denkmal baulich gesichert und ist inhaltlicher Ausgangspunkt für einen Erinnerungsort auf dem Gelände an der Ehrenbürgstraße. Dafür stellte der Bauausschuss des Stadtrats aus Mitteln des Kulturbaufonds jetzt 307.100 Euro bereit.
Im Münchner Stadtteil Neuaubing sind acht Baracken eines Lagers erhalten, in dem während der NS-Herrschaft ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren. Eine der Baracken, die so genannte Baracke 5, ist weitgehend im Originalzustand und in die Denkmalliste eingetragen. Der Stadtrat hatte bereits 2011 den Erhalt des vom Einsturz bedrohten Baudenkmals und schließlich im Februar 2014 ihren Ankauf beschlossen. Nun hat der Bauausschuss eine Förderung der Sicherungsmaßnahmen durch den Kulturbaufonds in Höhe von 307.100 Euro bewilligt. Mit der denkmalgerechten Sicherung und Erhaltung der Bausubstanz wurde die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) beauftragt. Bereits im September 2014 wurde ein Wetterschutzdach errichtet, um die baufällige Baracke 5 vor dem Winter zu schützen. Mit dem Beschluss kann nun mit der Umsetzung der langfristigen Erhaltungsmaßnahmen begonnen werden. Das zugrundeliegende Konzept wurde gemeinsam mit dem Stadtarchiv München und dem NS-Dokumentationszentrum
München entwickelt. Die Bauarbeiten sollen bis zum Sommer diesen Jahres abgeschlossen sein.
Das ehemalige Zwangsarbeiterlager an der Neuaubinger Ehrenbürgstraße ist neben Berlin-Schöneweide das einzige erhaltene Ensemble dieser Art und somit ein Geschichtszeugnis von internationalem Rang. Unter der Federführung des Stadtarchivs, des NS-Dokumentationszentrums München und des Fachbereichs Stadtgeschichte des städtischen Kulturreferats entsteht auf dem Gelände ein Erinnerungsort. Er wird künftig eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums sein. Im inhaltlichen und pädagogischen Konzept für den Erinnerungsort Zwangsarbeiterlager Neuaubing nimmt die „Baracke 5“ eine zentrale Stellung ein. Ihr Erhalt mit allen vorhandenen Zeitschichten bietet die Chance, die Bedeutung des historischen Orts als Gesamtensemble wieder sichtbar zu machen. Zwangsarbeit war eines der zentralen Unterdrückungsinstrumente des NS-Staats. Millionen ausländische Männer, Frauen und Kinder wurden entrechtet und für die Kriegswirtschaft ausgebeutet. Nahezu alle deutschen Unternehmen waren Nutznießer dieses Verbrechens, an das bis heute unzureichend erinnert wird. Die meisten der im ehemaligen Lager an der Ehrenbürgstraße untergebrachten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mussten im Reichsbahnausbesserungswerk Neuaubing und im nahegelegenen Werk
des Flugzeugherstellers Dornier arbeiten. Auf dem Gelände soll künftig Zwangsarbeit im historischen Kontext dokumentiert und an die Opfer dieses lange vergessenen NS-Verbrechens erinnert werden. Nähere Informationen über die Pressestelle des NS-Dokumentationszentrums München unter Telefon 233-67 013.
Der Kulturbaufonds, der 1946 vom Stadtrat ins Leben gerufen wurde, unterstützt das öffentlich bedeutsame Vorhaben. Die Stiftung basiert auf Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sowie engagierter Unternehmen, die sich für den Erhalt Münchner Kulturdenkmäler einsetzen, darunter Bauten wie das Siegestor und die Propyläen.