Die meisten Menschen möchten bei Pflegebedürftigkeit, Behinderung oder im Alter möglichst lange zu Hause bleiben. Um sie dabei zu unterstützen, gibt es seit Februar 2004 in den ersten und seit 2008 in allen Sozialbürgerhäusern die Fachstellen häusliche Versorgung. Dieses zehnjährige Jubiläum wird heute in einer Veranstaltung für geladene Gäste gefeiert.
Die Fachstellen häusliche Versorgung beraten und unterstützen Er wachsene bei
- Fragen rund um das Thema Pflege zu Hause
- der Organisation bzw. Stabilisierung und Finanzierung der häuslichen Versorgung
- Konflikten mit Angehörigen oder Hilfsdiensten
- Sie sind eng vernetzt mit Einrichtungen der ambulanten Versorgung in den Sozialregionen und können daher Angebote speziell im jeweiligen Stadtviertel vermitteln.
Bürgermeisterin Christine Strobl: „Es ist der Landeshauptstadt München ein großes Anliegen, dass die Bürgerinnen und Bürger auch bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung bleiben können. Die Unterstützung bei der Finanzierung und Organisation häuslicher Pflegearrangements wird auch wegen des wachsenden Anteils alter Menschen an der Bevölkerung immer wichtiger. Hier hat sich die Einrichtung der Fachstellen häusliche Versorgung in den Sozialbürgerhäusern sehr bewährt.“
Die Stadt stellt für dieses Angebot jährlich zirka eine Million Euro zur Verfügung. Die insgesamt 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachstellen haben in den 13 Sozialregionen im Jahr 2014 mehr als 4.500 hilfe- und pflegebedürftige Bürgerinnen und Bürger beraten und unterstützt. 73 Prozent lebten alleine. Rund ein Viertel hatten noch keine Pflegestufe und benötigten neben Hilfe bei der Organisation von Unterstützungsdiensten auch Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten der ambulanten Pflege und zur Pflegeeinstufung.
Sozialreferentin Brigitte Meier: „Die Stadt setzt erfolgreich auf das Prinzip ,ambulant vor stationär’, dabei kommt den Fachstellen häusliche Versorgung eine Schlüsselrolle zu. In München werden rund 75 Prozent der Pflegebedürftigen ambulant versorgt gegenüber rund 70 Prozent im Bundesdurchschnitt. Die Zahl der Menschen pro 1.000 über 65-jährige Einwohnerinnen und Einwohner, die in stationären Pflegeeinrichtungen leben, die so genannte Versorgungsquote, liegt in München bei 25, in Bayern bei 42 und in anderen Großstädten noch höher – zum Beispiel in Nürnberg bei 46, in Hamburg bei zirka 50, in Würzburg bei 60.“
Außerdem fördert die Stadt die häusliche pflegerische Versorgung unter anderem mit folgenden Maßnahmen:
- Pflegeergänzende Leistungen für Pflegebedürftige, die eine Krisenunterstützung durch ihren ambulanten Pflegedienst benötigen, sofern gesetzliche Leistungen nicht ausreichen. Dafür stellt die Stadt jährlich fast 950.000 Euro zur Verfügung.
- Ambulante Pflegedienste können nach vom Stadtrat beschlossenen Richtlinien Investitionsförderung erhalten. Förderfähig sind betriebsnotwendige Investitionsaufwendungen, z. B. Anschaffung von Büroausstattung, Pflegekoffer, Arbeitskleidung, Dienstwagen und -fahrräder, aber auch Kosten für Miete oder Pacht. Hierfür stellt die Stadt jährlich insgesamt 2,5 Millionen Euro bereit.
- Die Stadt bezuschusst weitergehende Beratungs- und Unterstützungsangebote wie zum Beispiel die Fachstellen für pflegende Angehörige, die Münchner Pflegebörse und weitere Angebote in den Alten- und Service-Zentren und in Beratungsstellen mit derzeit jährlich 8,3 Millionen Euro.
Das Thema pflegerische Versorgung wird in Zukunft noch wichtiger. Für das Jahr 2020 werden für München rund 29.000 Pflegebedürftige prognostiziert gegenüber 25.194 im Jahr 2013. Zudem stehen aufgrund räumlicher Entfernung sowie zunehmender beruflicher und familiärer Belastung die Angehörigen immer seltener für die Pflege zu Hause zur Verfügung. Auch die Unterstützungsbedarfe werden komplexer. Bürgerinnen und Bürger benötigen zunehmend eine umfangreiche Beratung und Unterstützung in Form eines Case Managements durch die Fachstellen häusliche Versorgung. Die Zahl dieser Fälle hat seit der Einrichtung der Fachstellen um zirka 50 Prozent zugenommen. Gründe dafür sind unter anderem
- neurologische Erkrankungen, wie z.B. Multiple Sklerose, Corea Huntington
- schwere Krankheitsbilder mit schlechter Prognose wie z.B. das
Huma-
ne Immundefizienz-Virus
(HIV), die Chronisch obstruktive Lungener-
krankung (COPD), die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Tumorerkrankungen
- Hilfebedarf im Endstadium.
Von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit sind vor allem ältere Menschen betroffen, aber nicht ausschließlich. Die Fachstellen häusliche Versorgung beraten und unterstützen zu etwa 25 Prozent Personen unter 65 Jahren.