Der Tukan-Preis der Landeshauptstadt München wird in diesem Jahr an die Autorin Lilian Loke für ihren Debüt-Roman „Gold in den Straßen“ (Hoffmann und Campe-Verlag) vergeben. Dies hat der Kulturausschuss des Münchner Stadtrats in seiner gestrigen Sitzung beschlossen. Der mit 6.000 Euro dotierte Tukan-Preis wird jährlich für eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung an eine Münchner Autorin oder einen Münchner Autoren verliehen. Zur Diskussion standen in diesem Jahr 71 Bücher, die von der Jury besprochen und bewertet wurden.
Die Begründung der Jury:
„Es zeugt von einem nicht unerheblichen Maß an Souveränität, wenn eine Autorin dem Protagonisten ihres Debütromans einen Allerweltsnamen ver- passt: Thomas Meyer. Dieser Meyer ist zugleich Typus und Individuum, so entfremdet wie authentisch, und er tut genau das, was sein Name ihm his- torisch vorhersagt. Früher hat ein Meier Grundbesitz verwaltet, heute stellt er sich als Immobilienmakler vor. ,Gold in den Straßen‘ wagt die große Geschichte vom Aufstieg und vom Niedergang, von der Karriere und vom Scheitern. Am Beginn steht eine Ohnmacht, Meyer ertrinkt aus lauter Angst vor dem Ertrinken beinahe im Stadtweiher. Dass er nicht schwimmen kann, weiß nur sein blinder Freund Koll, ein Vertrauter seit seiner Zeit als Bankkaufmann, ein Relikt aus grau-
eren Tagen. Meyers neue Welt gibt sich bunter und vor allem teurer. Brav hat er sich in der Immobilienbranche nach oben gearbeitet, nun sucht sein Chef einen Nachfolger. Meyer gewinnt, weil er noch den Tod seines Vaters zu Geld zu machen weiß – und damit die letzte Erinnerung an eine Kindheit als Sohn eines geizigen Handwerkers zu tilgen hofft. Rasant und packend schildert die Autorin, wie einer sich selbst voran und nach oben treibt. Loke spielt gekonnt mit den Kontrasten zwischen Meyers poliertem Business-Ich und den traumatischen Kindheitserinnerungen, die immer wieder in ihm hochkommen. ,Gold in den Straßen‘ – souverän erzählt, präzise in Sprache, Rhythmus und Struktur – ist das Psychogramm einer verlorenen Seele, die Geld zum Zahlungsmittel ihrer Ängste, Schmer- zen und Niederlagen macht. Als der Zugang zur Welt der Reichen und Schönen, die Meyer sich so hart erkämpft hat, sich wieder zu schließen droht, verliert er die Nerven. Am Ende sitzt Meyer wieder beim blinden Se- her Koll, gemeinsam verfolgen sie die letzte Live-Ziehung der Lottozahlen... Lilian Loke, geboren 1985 in München, studierte in München Englische Literaturwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Kunstgeschichte. Danach Übersetzungsarbeiten sowie Assistenztätigkeiten an der Lud- wig-Maximilians-Universität und im Verlagsbereich. 2011 erhielt sie das Literaturstipendium der Stadt München. ,Gold in den Straßen‘ ist ihr erster Roman.“
Der Jury des Tukan-Preises gehörten in diesem Jahr an: die Lektorin und Journalistin Gisela Fichtl, der Literaturjournalist Günther Keil, Dr. Franz Klug von der Buchhandlung Lentner, die Literaturjournalistin Katrin Schuster, Antje Weber von der Süddeutsche Zeitung und der Literaturkritiker Dr. Florian Welle sowie aus dem Stadtrat Beatrix Burkhardt und Marian Offman (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele und Klaus Peter Rupp (beide SPD-Fraktion) und Thomas Niederbühl (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste). Der Preis wird durch Bürgermeisterin Christine Strobl am Mittwoch, 9. Dezember, um 19 Uhr im Literaturhaus öffentlich überreicht.
Weitere Informationen zum Preis unter www.muenchen.de/literatur. Kontakt: Kulturreferat Abteilung 1, Eva Schuster, Telefon 2 33-2 43 47, und Katrin Dirschwigl, Telefon 2 33-2 11 96.