Auf reges Interesse bei Wirtschaft, Ver waltung, Bürgerinnen und Bürgern ist die 8. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz zum Thema „Klimaverträgliche Städte – Herausforderungen und Lösungsansätze“ gestoßen. Über 220 Besucherinnen und Besucher kamen am 11. Februar ins Alte Rathaus.
Im einleitenden Vortrag stellte Kurt Kapp, stellvertretender Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft, die Klimaschutzstrategie der Landeshauptstadt München dar. Wichtiger Baustein ist das Integrierte Handlungsprogramm Klimaschutz in München (IHKM), das in acht Handlungsfeldern operative und strategische Klimaschutzmaßnahmen umfasst. Im Handlungsfeld „Energieeffizienz im Gewerbe“ ist hier u.a. eine freiwillige Selbstverpflichtung der Münchner Großunternehmen zum Klimaschutz geplant.
Kapp erklärte, München befinde sich bereits auf einem guten Weg. Doch er betonte, auch die nächsten Schritte hin zu einer klimaverträglichen Stadt seien entscheidend: „Je weiter wir auf dem Weg der CO
2-Vermeidung vor-
anschreiten, desto anspruchsvoller und kostspieliger werden die Lösungen. Daher ist die Kreativität von vielen Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen gefragt, um innovative Lösungen zu finden“.
Im Hauptvortrag stellte Rudolf Martin Siegers, Leiter Siemens Deutschland, Lösungsansätze für eine klimaverträgliche Stadt vor. Enorme Spielräume für den Klimaschutz in dicht besiedelten Räumen weltweit sieht er, untermauert mit IT-Lösungen, in den Bereichen Energieversorgung, Energieeffizienz und Mobilität. In einer zunehmend strombasierten Energiewelt zählten flexible Optionen wie Lastverschiebung im Stromverbrauch und virtuelle Kraftwerke. Lösungen, auf die Siemens setzt, zielen auf Energie- effizienz in Gebäuden und IT-Lösungen im Individualverkehr und im ÖPNV. Beispielhaft baut Siemens etwa die neue Münchner Konzernzentrale. Wie der Wandel der städtischen Infrastruktur in Richtung Klimaverträglichkeit vorankommen kann, diskutierte Kurt Kapp dann mit dem Podium engagierter Experten:
Werner Albrecht, Geschäftsführer Personal und Soziales der Stadtwerke München GmbH, stellte die Strategie der Stadtwerke dar, bis 2025 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu produzieren, wie ganz München verbraucht. Als multimodaler Dienstleister strebe die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) als Betreiberin von U-Bahn, Bus und Tram eine Individualisierung des öffentlichen Verkehrs an, ein Baustein sei etwa die MVG-App. Dr. Andreas Opfermann, Head of Clean Energy and Innovation Management der Linde Group, betonte den Stellenwert von Innovationen für das dichte Zusammenleben in Städten. Im städtischen Kontext seien eine Herausforderung etwa platzsparende Stromspeicher. Für die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Innovationen – etwa Wasserstofftanks an Bord von Fahrzeugen – bedürfte es einer umfassenden Regulierung, um unternehmerisches Handeln langfristig zu flankieren.
Siegers rief zur nötigen Akzeptanz smarter Technologien auf. Für die Verbreitung dieser Innovationen sei der Austausch bewährter Verfahren zwischen relevanten Akteuren und Vernetzungsplattformen wichtig.
Wichtige Aspekte für einen Beitrag Münchner Unternehmen und Handwerksbetriebe zur klimaverträglichen Stadt erläuterten die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Peter Driessen und Dr. Lothar Semper. Beide wiesen u.a. auf die Bedeutung eines funktionierenden preislichen Anreizsystems für Investitionen in Energieeffizienz hin. Gerade für die energetische Modernisierung im Gebäudebereich sei eine steuerliche Förderung unerlässlich, so Semper.
Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt, verdeutlichte Strategien Münchens im Klimaschutz. So habe man das Münchner Förderprogramm Energieeinsparung in der aktuellen Fortschreibung beim Klimaschutz auch für die Sanierung von Gewerbeimmobilien geöffnet.
Die Münchner Nachhaltigkeitskonferenz wird seit 2003 vom Referat für Arbeit und Wirtschaft veranstaltet. Sie beschäftigt sich mit wirtschaftlichen Fragen von Umwelt, Klimaschutz und Energie.