Vom 6. März bis 12. April ehrt das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, die tschechische Regisseurin und Feministin Vera Chytilová mit einer Retrospektive ihrer Filme. An 18 Abenden werden nicht nur ihre bekannteren Filme der 1960-er Jahre wie „Tausendschönchen“ (1966) gezeigt, sondern auch die Dokumentarfilme und ihr Spätwerk bis zu ihrem letzten Film „Schöne Momente“ (2006). Mit dem selbstbewussten Satz „Es gefällt mir nicht, wie man bei uns Filme dreht. Ich will es besser machen!“ wurde Vera Chytilová 1957 an der berühmten Filmhochschule „Famu“ in Prag als einzige Frau aufgenommen. Von da an wurde sie ein prägender Teil der tschechisch-slowakischen Neuen Welle und zu einer festen Größe im europäischen Autorenkino der 1960-er Jahre. Mit ihrer Arbeitsweise, ihren improvisierten Dialogen und dem Einsatz von Laiendarstellern entwickelte sie einen eigenen provokativen Stil. Viele ihrer frühen Filme handeln von Frauen im Kampf gegen Autoritäten, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind, wie „Die Decke“ (1962), „Ein Sack Flöhe“ (1962) und „Von etwas anderem“ (1963). Mit der Groteske „Tausendschönchen“ begannen 1966 die ersten Schwierigkeiten mit Abgeordneten, was von 1969 bis 1975 zu einem Berufsverbot unter den kommunistischen Machthabern führte.
Ab Mitte der 1970-er Jahre bezog Chytilová suggestiv und deutlich Stellung zur Auszehrung der sogenannten „Normalisierungszeit“, indem sie in „Geschichte der Wände“ (1980) die groteske Selbstverliebtheit und Banalität von zwischenmenschlichen Beziehungen zeigte und in „Fauns allzu später Nachmittag“ (1983) jegliche Formen von männlicher Eitelkeit und Willensschwäche entlarvte. Mit ihrem einzigen Horrorfilm „Die Wolfsbaude“ (1987) und dem AIDS-Drama „Einmal hin, einmal her“ (1988) erkundete sie in der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre neue Themen und Genres. Immer wieder handeln ihre Filme von gesellschaftlichen Missständen und menschlichen Unzugänglichkeiten. Vera Chytilová starb am 12. März 2014 in Prag.
Die Retrospektive findet in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum München und dem Národní filmový archiv in Prag statt. Alle Filme werden in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt. Zum Dokumentarfilm „Die Reise: Porträt Vera Chytilova“ am 13. März, um 21 Uhr, sind die Regisseurin Jasmina Bralic-Blaževic und die Produzentin Katerina Cerná für eine anschließende Diskussion zu Gast. Weitere Infos sowie alle Filme und Termine der Reihe finden sich im Programmheft des Filmmuseums oder unter http://www.muenchner-stadtmuseum.de/film. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Aufschlag bei Überlänge. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich.