In der Ausstellungsreihe „Ricochet“ im Museum Villa Stuck werden seit 2010 herausragende Projekte junger internationaler Künstlerinnen und Künstler vorgestellt. In ihrer neunten Folge präsentiert die Reihe vom 15. Januar bis 15. März Cyrill Lachauer mit seinem multimedialen Projekt „Full Service“. Es ist die erste Einzelausstellung des 1979 geborenen Künstlers in einem Museum. Das multimediale Projekt „Full Service“ ist das Ergebnis zahlreicher Arbeits- und Forschungsreisen in den amerikanischen Westen. Ansatzpunkte sind die Wüstenstadt Las Vegas, deren Glücks- und Extaseversprechen jährlich Millionen von Menschen anziehen, und die indianische Widerstands- und Revitalisierungsbewegung des „Ghost Dance“. Der „Ghost Dance“, ein Ritual des indianischen Messias Wovoka, führt Lachauer in das Hinterland des amerikanischen Nord- und Südwestens zwischen Las Vegas und Wounded Knee. Lachauers dreijährige Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Geschichte und Landschaft im Ausbreitungsgebiet des „Ghost Dance“ münden nun in einen Werkkomplex aus Film, Video, Fotografie und Sound.
Cyrill Lachauer zeichnet mit seinen Arbeiten ein subtiles und geheimnisvolles Bild der Menschen, ohne ihre Lebensgeschichten dokumentarischessayistisch aufzuarbeiten. Die Bilder verweben in der filmischen Arbeit wie auch in seinen Fotografien unterschiedliche Realitätsebenen auf poetische Weise: Immer wieder tauchen Tiere in den Bildern auf – sei es durch die Spiegelung eines ausgestopften Bären in einem Schaufenster oder durch die immer wieder in Erscheinung tretenden Hunde – und verweisen so auf den animistischen Kosmos der indianischen Ethnien. Die materielle Kultur zeugt von einem Amerika, das innerlich längst zerfallen ist. Und dennoch beschwören die Landschaften und die sich in ihr eingeschriebenen Zeichen der Menschen auch die mythische Kraft und den Zauber dieses Landes.
Cyrill Lachauer, geboren 1979 in Rosenheim, lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles. Er studierte Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film sowie Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach Feldforschungen in Kolumbien und Portugal studierte Lachauer Bildende Kunst als Meisterschüler von Lothar Baumgarten an der Universität der Künste in Berlin. Cyrill Lachauer erhielt u. a. den 3sat-Förderpreis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, das EHF-2010-Stipendium (Else-Heiliger-Fonds) der Konrad-Adenauer-Stiftung und das Villa Aurora Stipendium. Seine Arbeiten sind u. a. in der Sammlung Goetz in München und in der Sammlung der Berlinischen Galerie in Berlin vertreten.
„Ricochet #9 – Cyrill Lachauer. Full Service“ wird am Mittwoch, 14. Januar, 19 Uhr, von Stadträtin Kathrin Abele (SPD-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters eröffnet. Michael Buhrs, Direktor des Museums Villa Stuck, hält eine Begrüßung. Anna Schneider, Kuratorin der Ausstellung, gibt eine Einführung in das Thema. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung findet um 20 Uhr ein Gespräch der Kuratorin Anna Schneider mit dem Künstler statt.
Die Ausstellung ist vom 15. Januar bis 15. März jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr sowie am ersten Freitag im Monat bis 22 Uhr im Museum Villa Stuck, Prinzregentenstraße 60, zu besichtigen. Der Eintritt beträgt
9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, und schließt den Besuch der historischen Räume sowie anderer Sonderausstellungen ein. Ausführliche Informationen und das Rahmenprogramm sind unter
www.villastuck.de abrufbar.