Rodungen auf der Museumsinsel
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Paul Bickelbacher, Herbert Danner, Dominik Krause und Sabine Krieger (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste) vom 18.2.2015
Antwort Baureferat:
In Ihrer Anfrage führen Sie Folgendes aus:
„Auf der Museumsinsel wurde ein erheblicher Kahlschlag der vorhandenen Vegetation vorgenommen. Mit schweren Geräten wurde zusätzlich auf der gerodeten Fläche gearbeitet. Das Baureferat sieht es als unausweichliche Maßnahme für die Flussökologie und den Hochwasserschutz an. Der Bund Naturschutz spricht von einer ‚nahezu vollständigen Zerstörung des Lebensraumes an der kleinen Isar’. Die ‚kleine Isar’ zählt zu einem der hochwertigsten Biotope im innerstädtischen Bereich und ist auch ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet. Im Rahmen des Isar-Plans war der Erhalt des Biotopes an der kleinen Isar immer ein wichtiger Faktor bei den Umbaumaßnahmen. Nie hatte das Baureferat den Stadtrat darüber informiert, dass aus Hochwasserschutzgründen solche massiven Eingriffe in das Biotop an der kleinen Isar notwendig sein könnten.“
Zu Ihrer Anfrage nimmt das Baureferat wie folgt Stellung:
An der kleinen Isar wurden vor kurzem Unterhaltsmaßnahmen durchge- führt, um für die Wohnquartiere in den angrenzenden Stadtvierteln und die Museumsinsel selbst Hochwassersicherheit zu gewährleisten. Diese Maßnahmen dienen daher dem unmittelbaren Schutz von Menschen und Sachwerten.
Das Flussbett der kleinen Isar ist an der Museumsinsel deutlich eingeengt; daher besteht hier besondere Aufstaugefahr. Tatsächlich gab es in jüngerer Zeit immer wieder Hochwasseralarm; Gebäude mussten beinahe mit Sandsäcken gesichert werden. In dem starken Weidenaufwuchs an der Museumsinsel kann bei Hochwasser Treibholz hängen bleiben; dadurch wird der Wasserabfluss deutlich gebremst. Dies macht es notwendig, den Aufwuchs in Teilbereichen regelmäßig zurück zu schneiden. Hervorzuheben ist, dass bei den aktuellen Arbeiten kein einziger Baum entfernt wurde. Eine positive ökologische Nebenwirkung
dieser Unterhaltsmaßnahmen besteht darin, dass die Kiesflächen der Museumsinsel durch die Entfernung der Gehölze und Wurzeln aufge-lockert werden, sodass für seltene und gefährdete Flusstiere wertvoller Lebensraum gesichert wird. Damit wird auch ein ausdrückliches Ziel im Biotopschutzprogramm der Landeshauptstadt verwirklicht.
Der Biber, der in einiger Entfernung zu den durchgeführten Arbeiten nördlich der Zenneckbrücke seinen Bau hat, war durch die Arbeiten in keiner Weise betroffen. Der Biber lebt nach wie vor in seinem Bau, wie frische Nagespuren in unmittelbarer Nähe belegen.
Nun zu Ihren Fragen im Einzelnen:
Frage 1:
Wurden die Maßnahmen im Hinblick auf die besondere ökologisch- hochwertige Situation an der kleinen Isar abgestimmt sowohl was die Flussökologie betrifft als auch in Bezug auf die schützenswerte Flora und Fauna im gesamten Biotopbereich der kleinen Isar (z. B. mit Unterer Naturschutzbehörde, Bezirksausschuss, Korreferent Baureferat, Verwaltungsbeirätin Gartenbau)?
Antwort:
Auf die hochwertige ökologische Situation an der Kleinen Isar hat das Baureferat schon immer besondere Rücksicht genommen, was sich
auch in der Realisierung des Isarplans dort zeigt. Deshalb wurde die aus Hochwasserschutzgründen erforderliche Unterhaltsmaßnahme mit den erforderlichen Stellen abgestimmt (Wasserrechtsbehörde des Referats für Gesundheit und Umwelt und Untere Naturschutzbehörde des Referats für Stadtplanung und Bauordnung).
Frage 2:
Wenn ja, mit wem? Und welche Stellungnahmen wurden dazu abgegeben?
Antwort:
Siehe Antwort zu Frage 1. Eine formelle Stellungnahme ist rechtlich nicht vorgesehen.
Frage 3:
Wenn ja, warum hat man sich für die weitgehende Abholzung der gesam- ten Sträucher und Bäume bzw. der gesamten Flora entschieden, die ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen ist?Antwort:
Es wurden keine Bäume abgeholzt. Bei dem entfernten Aufwuchs
handelte es sich hauptsächlich um Weiden, aber auch um nicht
auentypische Gehölze wie Robinie, Hartriegel, Ahorn sowie dem
japanischen Staudenknöterich. Es wurde kein Lebensraum für Tiere vernichtet; ganz im Gegenteil wurde durch die Auflockerung der
Kiesflächen wertvoller Lebensraum für Kleinsttiere gesichert.
Frage 4:
Warum wurden nicht nur die Arten im Uferbereich selektiv entfernt, die untypisch für diesen Lebensraum und für das Gleichgewicht des Ökosystems im Überflutungsbereich langfristig unerwünscht sind?
Antwort:
Bei der Planung und Durchführung der Arbeiten wurde auf das Gleich- gewicht des Ökosystems in diesem sensiblen Überflutungsbereich geachtet. Die Entfernung des Aufwuchses beschränkte sich auf die für diesen Lebensraum untypischen Arten.
Frage 5:
Warum wurde keine ökologische Baubegleitung für diese Arbeiten eingerichtet?
Antwort:
Die ökologische Begleitung während der Maßnahme war nicht erforderlich und auch nicht vereinbart. Die zu schonenden Arten wurden im Vorfeld durch einen Vegetationskunde-Spezialisten markiert. Alle offiziellen Stellen waren eingebunden.
Frage 6:
Warum wurde mit schwerem Gerät (Kettenfahrzeugen und Muldenkipper) in diesem sensiblen Bereich gearbeitet?
Antwort:
Schweres Gerät wurde nicht eingesetzt. Für die Arbeiten im Uferbereich wurden viel mehr zwei kleine Ketten- bagger mit sehr geringer Boden- pressung verwendet und kleine Kipper zum Transport. Diese Geräte sind für solche Arbeiten sehr gut geeignet, das Bedienungspersonal ist erfahren, die örtliche Leitung der Unterhaltsarbeiten hat alle maßgebenden Aspekte berücksichtigt.Frage 7:
Welche Maßnahmen wurden an der Museumsinsel genau durchgeführt?
Antwort:
Siehe Antwort zu Frage 3.
Frage 8:
Wurde das Gebiet vor Beginn der Maßnahmen auf die Anwesenheit des Bibers untersucht? Wurde der Biberbeauftragte der UNB eingebunden?
Antwort:
Der Biberbeauftragte der Stadt wurde im Rahmen der Beteiligung der Unteren Naturschutzbehörde eingebunden.
Frage 9:
Welche Maßnahmen zur Wiederherstellung werden nach Abschluss der Maßnahmen ergriffen, um die ökologische Wertigkeit des Gebietes einigermaßen wieder herzustellen?
Antwort:
Spezielle Maßnahmen sind nach Auffassung der Experten, mit denen nach Abschluss der Maßnahme eine Ortsbegehung durchgeführt wurde, nicht erforderlich. Es soll lediglich an einem Dutzend Pappeln und Weiden Verbissschutz in Form eines Drahtgeflechtes angebracht werden.
Erfahrungsgemäß wird sich ab Mai sehr schnell wieder dichter Aufwuchs entwickeln.
Frage 10:
Welche Maßnahmen zum Schutz des Bibers und seines Lebensraumes wurden im Vorfeld und werden jetzt, nach der Rodungsaktion, ergriffen, um sein Überleben an dieser Stelle zu sichern?
Antwort:
Es sind keine Maßnahmen zum Schutz des Bibers notwendig. Für das Tier gibt es genügend Futter im unmittelbaren Umfeld. Außerdem hat der Biber einen großen Aktionsradius; er wurde bereits weit über die Kleine Isar hinaus beobachtet.
Frage 11:
Entlang der Mauer des Deutschen Museums stehen noch eine ganze Reihe mächtiger Schwarzpappeln. Diese Baumart ist in Bayern stark gefährdet. Wie soll sichergestellt werden, dass zumindest diese Bäume langfristig erhalten bleiben?
Antwort:
Siehe Antwort zu Frage 9.