Der Übersetzerpreis der Landeshauptstadt München wird in diesem Jahr an Melanie Walz verliehen. Dies hat der Kulturausschuss des Stadtrats auf Empfehlung einer Jury in seiner Sitzung am 16. April beschlossen. Der Preis wird alle drei Jahre verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden herausragende übersetzerische Leistungen (Gesamtschaffen) und besondere Verdienste um die Vermittlung fremdsprachiger Literatur in Deutschland.
Die Begründung der Jury:
Es ist eine eminente Aufgabe, Klassikern in Neubersetzungen eine fr die Gegenwart zeitgeme Sprachgestalt zu geben. Melanie Walz hat in den letzten Jahren an zahlreichen illustren Werken der Weltliteratur auf meisterliche Weise bewiesen, wie viel sprachliche Einfallskraft, verzweigte Kenntnisse, wie viel Sorgfalt und Ausdauer ihr zu Gebote stehen, wenn es darum ging, Jane Austen, Charles Dickens, Honor de Balzac oder Virginia Woolf fr unsere Zeit erneut zu bertragen und zu vermitteln. Dasselbe gilt nicht minder fr die zeitgenssischen Autorinnen und Autoren, denen wir in ihren bersetzungen erstmals begegnen, darunter Patricia Highsmith, Antonia S. Byatt, Lawrence Norfolk, Annie Proulx oder Charles Simic. Geboren wurde Melanie Walz 1953 in Essen. Nach einem Studium der Pdagogik, Psychologie und Soziologie in Mnchen war sie Mitarbeiterin der Zeitschrift ,Filmkritik und spter Lektorin im List-Verlag. Als bersetzerin aus dem Englischen und Franzsischen hat sie sich seit den 80-er Jahren ein breites literarisches Spektrum erarbeitet, stets przise auf der Ebene der Bedeutung und immer mit dem entscheidenden Sprsinn fr die poeti- schen Unwgbarkeiten der Texte: fr Tonfall, Duktus, Rhythmus, kulturelles Ferment, Temperatur, fr all das also, was den Charakter eines Werkes und seiner bersetzung ausmacht.
Melanie Walz macht vergessen, dass wir eine bersetzung vor uns haben, sie verleiht den Texten eine lebendige Gestalt, in der all ihr Eigentmliches aufgehoben ist und zugleich als Vertrautes erscheint. Sie trifft den farbig fabulierenden Ton eines Salman Rushdie ebenso mhelos wie die mitunter mythisch raunenden Satzkaskaden eines John Cowper Powys, sie bildet den trumerisch tastenden Sound Michael Ondaatjes so gut nach wie die zrtliche Chuzpe einer Lily Brett.
Der Jury gehörten in diesem Jahr an: Dr. Eberhard Falcke (Literaturkritiker), Dr. Burkhart Kroeber (Übersetzer), Dagmar Ploetz (Preisträgerin 2009), Patricia Reimann (dtv), Thomas Tebbe (Piper Verlag), Claudia Vidoni (Knaus Verlag) sowie aus dem Stadtrat Kristina Frank und Ulrike Grimm (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele und Klaus Peter Rupp (beide SPD-Fraktion) sowie Thomas Niederbühl (Fraktion Bündnis 90/die Grünen/Rosa Liste).
Die öffentliche Preisverleihung findet am Mittwoch, 10. Juni, 19 Uhr, im Literaturhaus statt. Die Laudatio hält Dr. Jürgen Dormagen. Informationen zum Preis auch unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“.