Die Landeshauptstadt München fördert den Regie-Nachwuchs. Mit den diesjährigen Starter Filmpreisen in Höhe von jeweils 6.000 Euro werden Mirjam Orthen für „ADA“, Matthias Koßmehl für „CAFÉ WALD-LUFT“ und Alexander Costea für „Die Maßnahme“ ausgezeichnet. Jakob Gross erhält für „ABDO“ den „Starter-Filmpreis / Produktion“, gestiftet von ARRI Media GmbH, als geldwerte Leistung in Höhe von 6.000 Euro für die Postproduktion eines künftigen Filmes.
Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Kinoprogrammpreise werden für ihr künstlerisch wertvolles Programmangebot an sechs Münchner Filmtheater vergeben: an Arena Filmtheater – Markus Eisele und Christian Pfeil; Atelier 1 + 2 – Bruno Börger; Gabriel Filmtheater – Alexandra Gmell, Maxim Kino – Siegfried Daiber; Studio Isabella – Louis Anschütz sowie an den Werkstattkino e.V. – Wolfgang Bihlmeier, Bernd Brehmer, Doris Kuhn, Erich Wagner. Über die Vergabe hat der Stadtrat der Landeshauptstadt in seiner gestrigen Sitzung auf Empfehlung einer Jury entschieden.
Aus den Jurybegründungen zu den Starter-Filmpreisen:
Mirjam Orthen: ADA
Die Geschichte einer Rückkehr, vielleicht aber auch einer Flucht. Ada, eine junge Türkin, kommt nach einigen Jahren in Deutschland zurück nach Istanbul. Sie hat Sehnsucht. Nach Liebe. Heimat. Leben.
Mirjam Orthen beweist ein erstaunliches Gespür dafür, Atmosphäre zu kreieren und Szenen zu finden, die den Zuschauer regelrecht in den Film saugen. ADA ist ein in jeder Hinsicht aufsehenerregendes Werk. Ein großer Wurf einer sehr jungen Filmemacherin, der Hoffnung weckt auf weitere ungewöhnliche, aufwühlende, nachdenkliche und lebenskluge Filme.
Matthias Koßmehl: CAFÈ WALDLUFT
Mit seinem Dokumentarfilm über das gleichnamige Berghotel im Berchtesgadener Land, dessen Wirtin seit einigen Jahren ausschließlich an Asylbewerber vermietet, gelingt dem Regisseur eine dichte und genaue Beschreibung der aktuellen Situation. Es gelingt ihm mit überzeugenden, unsentimentalen Porträts der Protagonisten und einfachen filmischen Mitteln, die Komplexität und die existentielle Dimension der aktuellen Lage, bisweilen nicht ohne Situationskomik, einzufangen.
Alexander Costea: DIE MASSNAHME
Der Außenseiter Werner wird verdächtigt, vor Jahren ein 17-jähriges Mädchen ermordet zu haben. Der verdeckte Ermittler Roland freundet sich mit ihm an, um ihn zu überführen.
Costea inszeniert die Geschichte mit vielen sprechenden Details und ohne jede Schnörkel. Sein Drehbuch ist großartig konstruiert, bis zu jenem erinnerungswürdigen Schluss, in dem dann alles zusammenfällt: kriminalistische Auflösung, Klimax, Katastrophe.
Jakob Gross: ABDO
Der Film fängt die Energie und den Geist eines postrevolutionären Ägyptens fesselnd und oft auch unterhaltsam ein und beleuchtet dabei sehr präzise die persönliche Geschichte von Abdo. Auf diese Weise zeigt er uns eine faszinierende und mitreißende Suche einer aufbegehrenden Jugend nach ihrer eigenen Identität und ihrem Platz im postrevolutionären Ägypten und bleibt dabei ganz fern von bekannten medialen Bildern.
Kinoprogrammpreise
Die Landeshauptstadt München verleiht jährlich sechs Kinoprogrammpreise. Sie sind als Auszeichnung für die Programmqualität und eine ansprechende Kinoführung gedacht. Die Preise sollen aber auch den Einsatz der Münchner Kinobetreiber für den Erhalt der Filmkunst in München würdigen.
Die Programm- und Arthouse-Kinos bieten beispielsweise Filmreihen zu verschiedensten politischen und gesellschaftlichen Themen und eröffnen in Podiumsgesprächen mit Experten und Regisseuren dem Publikum die Möglichkeit, sich vertiefend mit den Filmen zu befassen. Zu den festen Programmpunkten dieser Kinos gehören außerdem die Mitwirkung bei Filmfestivals, die Durchführung von Vorstellungen für Kinder, Jugendliche und Senioren sowie die Präsentation von Originalfassungen und von Kurz- und Dokumentarfilmen. Die Programm- und Arthouse-Kinos leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag für die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt. Die Verleihung der Starter-Filmpreise und der Kinoprogrammpreise 2016 findet am Mittwoch, 5. Oktober, im Rahmen einer geschlossenen Feier im ARRI-Kino statt.
Der Jury gehörten an: Dr. Miriam Drewes (Ludwig Maximilians Universität / Theaterwissenschaft), Zoran Gojic (Münchner Merkur), Walter Greifenstein (Bayerisches Fernsehen), Ozan Merker (Preisträger 2015), Dr. Dominik Petzold (DOK.fest München), Dr. David Steinitz (Süddeutsche Zeitung) und aus dem Stadtrat Klaus Peter Rupp und Christian Vorländer (beide SPD-Fraktion), Marian Offman und Walter Zöller (beide CSU-Fraktion) sowie Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste).
Ausführliche Jurybegründungen und Informationen zu den Preisen unter www.muenchen.de/kunstfoerderung.