Im Rahmen seiner aktuellen Sonderausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ veranstaltet das NS-Dokumentationszentrum München am Dienstag, 7. Juni, um 19 Uhr im Auditorium, Brienner Straße 34, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Lernen aus der Geschichte – Was hat die Psychiatrie daraus gelernt?“. Oswald Utz, der Behindertenbeauftragte der Stadt München, moderiert die Podiumsdiskussion. Teilnehmer sind Gottfried Wörishofer, Sozialpädagoge und Mitglied des Vereins Münchner Psychiatrie-Erfahrene und Professor Dr. Michael von Cranach, Psychiater und Honorarprofessor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften München.
Mehr als 200.000 psychisch kranke und behinderte Menschen wurden zwischen 1939 und 1945 von Ärzten ermordet. Nach 1945 folgte eine kurze Phase intensiver Recherche durch die Alliierten zur Vorbereitung der Nürnberger Ärzteprozesse. Danach verlor sich das Interesse um Aufklärung. Personelle Kontinuitäten, Verschweigen, Leugnen und Verdrängen bestimmten die Haltung für die folgenden Jahrzehnte. Erst mit dem Einsetzen einer Reform der psychiatrischen Versorgung in den 1980-er Jahren begann eine Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen. Es dauerte dann aber noch einmal drei Jahrzehnte, bis die Fachgesellschaft der Psychiater offiziell zu den „Euthanasie“-Morden Stellung bezog. Wie und unter welchen Bedingungen konnten Ärzte zu Mördern werden? Können wir aus der Geschichte etwas über den Umgang mit Macht und Zwang lernen und den Abbau von Vorurteilen, Stigmatisierung und Diskriminierung in der Gegenwart fördern? Diese und weitere Fragen sollen diskutiert werden.
Das NS-Dokumentationszentrum hat von Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro (Tagesticket); 2,50 Euro (ermäßigt); Jugendliche unter 18 Jahren sind frei. Die Veranstaltungen sind kostenlos.