Der 1939 in Teheran geborene Regisseur Parviz Kimiavi ist einer der bedeutendsten Filmemacher des alternativen iranischen Kinos. Das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, zeigt vom 9. bis 12. Juni neben frühen Filmen der 1970-er Jahre, die er nach seiner filmischen Ausbildung in Paris in seinem Heimatland Iran gedreht hat, auch seine neueren Filme. Der Regisseur wird bei allen Vorstellungen persönlich anwesend sein.
Seit seiner Kindheit und Jugend, die er in Nishapur, einer Stadt im Nordosten des Irans verbrachte, ist Parviz Kimiavi fasziniert von den atypischen Charakteren einer Stadt, ihren Verrückten und Dichtern. Auf besondere Menschen zuzugehen, sie zu entdecken und vor allem, zu erfahren, wovon sie träumen, das sind die Gründe warum er sich entschloss, Filmemacher zu werden. Wenn er diesen Träumen nachgeht, vermischt sich in seinen Filmen Dokumentar- und Spielfilm, Realität und Fiktion. So lässt er in „P mesle pelican“ (P wie Pelikan,1972) einen alten Einsiedler, der seit 40 Jahren in Ruinen haust, seine Geschichten erzählen. In „Piremard va baghe sangi‘ ash“ (Der alte Mann und sein Steingarten, 2004) kehrt er zu jenem taubstummen Hirten zurück, den er knapp 30 Jahre zuvor schon filmisch porträtiert hat.
Mit dem Aufkommen des Fernsehen im Iran der 70-er Jahre verschwinden die Geschichtenerzähler langsam aus der Gesellschaft. Deshalb geht Kimiavi in seinem ersten Spielfilm „Mogholha“ (Die Mongolen, 1973) der Frage nach „Was ist wahre Kommunikation?“ und damit auch der Frage „Was ist das Kino?“. Dadurch entsteht eine Hommage an die Erfinder des Filmemachens und an die französische nouvelle vague. Die Geschichte und die Eigenheiten des Irans sind auch Thema in seinen Filme „Ok Mister“ (1979) und „Hameh jaye iran saraye man ast“ (Iran ist mein Land, 1999), die beide noch nie im Iran aufgeführt werden durften. Dabei beleuchtet er mit absurdem Humor die Zeit vor der islamischen Revolution und die Schwierigkeiten, mit denen Kulturschaffende und Künstler auch heute noch in der Islamischen Republik zu kämpfen haben. Unter schwierigen Bedingungen wurde auch „Ya zamene ahu“ (Oh Beschützer der Gazellen, 1971) gedreht. Zum ersten Mal gelang es, mit der Kamera im Mausoleum von Maschad zu filmen, einer schiitischen Pilgerstätte. Das Filmteam selbst sah sich gezwungen sich zu verschleiern, um inmitten der Pilger drehen zu können und diesen Film zu produzieren.
Alle Filme werden in der Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt. Nähere Informationenfinden sich unter http://www.muenchner-stadtmuseum.de/film.
Der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro. Aufschlag bei Überlänge. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich.