Geothermie über die Stadtgrenzen hinaus denken
Antrag Stadtrats-Mitglieder Cetin Oraner, Brigitte Wolf (Die Linke) und Sonja Haider, Tobias Ruff (ÖDP) vom 2.2.2016
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
Mit o.g. Antrag soll die Stadtwerke München GmbH (SWM) aufgefordert werden, mit den Umlandgemeinden Kontakt aufzunehmen, um vorhan-
dene Geothermie-Ressourcen in einem Verbund zu nutzen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag anstelle einer Stadtratsvorlage als Brief zu beantworten.
Die SWM haben hierzu folgende Stellungnahme abgegeben:
Die Vision der SWM ist, München bis 2040 zur ersten deutschen Großstadt zu machen, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus regenerativen Energien gewonnen wird. Um diese Vision zu realisieren, setzen die SWM in erster Linie auf die weitere Erschließung der Erdwärme. Um Standorte für mögliche Geothermieanlagen zu finden, haben die SWM in den vergangenen Jahren umfangreiche Seismik-Messungen im Münchner Stadtgebiet sowie im Umland durchgeführt.
Im Münchner Stadtteil Riem und in der Gemeinde Sauerlach, südlich von München, wird die Erdwärme bereits seit längerem erfolgreich genutzt. Die erste SWM-Geothermieanlage ging 2004 in Riem in Betrieb: Mit dem über 90 Grad Celsius heißen Wasser aus 3.000 Metern Tiefe wird der Wärmebedarf der Messestadt und der Neuen Messe München gedeckt. In Sauerlach ist die Wassertemperatur wesentlich höher. Dadurch können die SWM in ihrem geothermischen Heizkraftwerk Strom für 16.000 Haushalte erzeugen und gleichzeitig Wärme für Sauerlacher Haushalte bereitstellen. Die Anlage ging Anfang 2013 offiziell in Betrieb.
Beim nächsten Projekt, der Geothermieanlage im Münchner Stadtteil Freiham, wurden die Bohrungen inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Bereits ab der Heizsaison 2016/2017 soll der neue Stadtteil und angrenzende Gebiete umweltfreundlich beheizt werden. Eine weitere Anlage soll ab 2018 auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd in München entstehen. Insge¬samt wollen die SWM bis zu fünf weitere Geothermieanlagen bis zum Jahr 2025 bauen.
Die SWM sind einer der führenden deutschen Experten für Fernwärme und Tiefengeothermie und verfügen über eine jahrelange Erfahrung. Mitdem Geothermie-Pilotprojekt Riem haben die SWM eine Vorreiterrolle übernommen.
Im Antrag wird insbesondere auf eine Zusammenarbeit mit Germering oder Gräfelfing abgestellt, wobei wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten erwartet werden. Außerdem könne der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen Kohle und Gas dadurch beschleunigt werden.
Grundsätzlich ist dazu anzumerken, dass die SWM im Kontakt mit allen Betreibern von Geothermieanlagen in der Region stehen, sowohl den kommunalen als auch den privatwirtschaftlichen. Es werden regelmäßig Treffen der Betriebsverantwortlichen abgehalten, in denen Erfahrungen ausgetauscht werden, z.B. über Probleme mit den Thermalwasser-Förderpumpen.
Außerdem bieten die SWM in der Region Dienstleistungen für Geothermieanlagen an, schwerpunktmäßig Betriebsführungsaufgaben und die Durchführung von „Pumpenwechseln“ (Austausch von defekten Thermalwasser-Förderpumpen), die auf reges Interesse stoßen.
Bei positiver Wirtschaftlichkeit sind die SWM selbstverständlich an Lieferung oder Bezug von Erdwärme in und aus der Region interessiert; mehrere gemeinsame Konzepte dazu wurden bereits untersucht.
Allerdings konnte nur in Sauerlach eine Zusammenarbeit vereinbart werden, wo die ZES (Zukunftsenergien Sauerlach) bis zu 4.000 kW Wärme aus dem Geothermie-Heizkraftwerk der SWM bezieht.
Dagegen kam für das Gebiet Freiham-Germering-Puchheim keine Zusammenarbeit zustande, obwohl bereits 2006 eine gemeinsame Untersuchung der Erschließungsmöglichkeiten für Geothermie von den SWM, der Stadt Germering und der Gemeinde Puchheim durchgeführt worden ist. Allerdings haben dann nur die SWM ihr Geothermieprojekt weiter verfolgt, für das jetzt – rechtzeitig mit dem Bebauungsplan für die Wohngebiete – die beiden Bohrungen erfolgreich fertiggestellt wurden. Der Stadt Germering wurde eine Wärmelieferung aus der Geothermieanlage Freiham angeboten, die sich für Germering aber aufgrund der hohen Leitungskosten – mit der Autobahnquerung- als unwirtschaftlich erwiesen hat.
Im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten ist anzumerken, dass potenzielle Lieferanten von Erdwärme vor allem daran interessiert sind, ihre Anlagen zu Zeiten geringen Wärmebedarfs, also außerhalb derHeizperiode, besser auszulasten. Sie haben dagegen kaum Interesse, den SWM in der Heizperiode mit allgemein hohem Wärmebedarf Wärme zu liefern, da die Leistung der Geothermieanlagen dann in der Regel nicht oder nur knapp für den lokalen Bedarf ausreicht.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.