In der kommenden Woche wird eine hochrangige Regierungsdelegation aus Western Cape in Bayern erwartet. Die Provinz in Südafrika pflegt seit 21 Jahren eine Partnerschaft mit dem Freistaat Bayern. Am Montag, 11. Juli, wird die Delegation Gast der Landeshauptstadt sein, um sich über die Klimapartnerschaft zwischen München und Kapstadt zu informieren. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Besichtigung des Bauzentrums München sowie ein kleine Fahrradexkursion an der Isar, bei der sich die Teilnehmenden über die Isar-Renaturierung und die Münchner Radverkehrsstrategie informieren. Der von Premierministerin Helen Zille geleiteten Delegation gehören unter anderem Finanzminister Dr. Ivan Mayer sowie die Stadtbaurätin von Kapstadt, Sheryl Walters an.
Der Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft, Bürgermeister Josef Schmid, begrüßt die Delegation im Namen der Stadt: „Ich halte es für sehr sinnvoll und notwendig, dass sich Städte international zusammenschließen, um gemeinsam drängende Zukunftsprobleme anzugehen. Deshalb ist die Klimapartnerschaft mit Kapstadt eine interessante Kooperation. Der Klimawandel und seine Folgen werden von vielen Entwicklungsexperten als eine der künftigen Hauptursachen für Armut, Konflikte und Flucht gesehen. Daher ist unsere Zusammenarbeit mit Kapstadt, von der wir uns eine Ausstrahlungen auf den ganzen afrikanischen Kontinent erhoffen, auch ein aktiver Beitrag zur Bekämpfung von Fluchtursachen. Mit einem so starken und engagierten Partner wie Kapstadt können wir viel erreichen. Ich freue mich sehr, dass der Freistaat Bayern und die Regierung von Western Cape unsere Partnerschaft interessiert verfolgen und unterstützen.“ Die Klimapartnerschaft wurde im Jahr 2014 ins Leben gerufen, um eine Zusammenarbeit und einen Erfahrungsaustausch zu Fragen des Klimawandels zu etablieren. Die Landeshauptstadt München engagiert sich seit vielen Jahren gegen die globale Klimaerwärmung und verfolgt sehr ambitionierte Ziele und Programme zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen. Auch für Kapstadt sind Maßnahmen zur Energieeinsparung und Energieeffizienz höchst relevant, nicht nur aufgrund der ökologischen Verantwortung, sondern auch im Hinblick auf Wirtschaftsentwicklung und Armutsbekämpfung. Die Folgen des Klimawandels sind in Kapstadt bereits deutlich spürbar und führen ebenfalls zu einem hohen Handlungsdruck.
In den letzten beiden Jahren haben die Partnerstädte ein gemeinsames Aktionsprogramm erarbeitet. Unterstützt wird dieses durch das Förderprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“. Unter dem Motto „Let‘s face climate change together“ wurden Kooperationen und Projekte in fünf Handlungsbereichen vereinbart, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen.
Im Bereich „Energieeffizienz und Bauen“ ist ein „Smart Building and Living Centre“ in Kapstadt als Kompetenzzentrum für nachhaltige Lebensstile, zukunftsfähige Siedlungsentwicklung und energieeffizientes Bauen ein zentrale Vorhaben der Partnerschaft. In Zusammenarbeit mit dem Münchner Bauzentrum soll vorerst eine gemeinsame digitale Informations- und Kommunikationsplattform entstehen. Ein langfristiger Austausch zwischen den beiden Zentren ist angestrebt.
Im Bereich „Regenerative Energien“ wird das Ziel verfolgt, in Kapstadt eine klimafreundliche und gesicherte Energieversorgung zu etablieren, die auch für einkommensschwache Bevölkerungsschichten zugänglich ist. Dazu wurde ein Austausch über technische Fragen, aber auch über alternative Finanzierungsansätze – wie Bürgersolaranlagen oder Genossenschaftsmodelle – vereinbart.
Der Bereich „Verkehr“ fokussiert auf den Fahrradverkehr. Am Kap werden Fahrräder bisher hauptsächlich als Sportgeräte in der Freizeit genutzt. Um den Anteil der Radfahrenden am Verkehrsaufkommen auch in der Stadt und auf dem Weg zur Arbeit zu erhöhen, wurden gemeinsame Öffentlichkeitsaktionen sowie ein Fachaustausch über Radverkehrsstrategien und über die Planung und Gestaltung des Radwegenetzes vereinbart.
Im Bereich „Nachhaltige Umgestaltung von Fluss-Systemen“ sollen die in München zur Renaturierung der Isar gesammelten Erfahrungen für ein in Kapstadt anstehendes Vorhaben genutzt werden. Das Sand River-System soll als Naherholungsfläche und Korridor für Fuß- und Radverkehr umgestaltet werden mit einem besonderen Augenmerk auf Hochwasserschutz und Erhalt der Biodiversität.
Im Bereich „Öffentliche Beschaffung und Konsum“ beschäftigen sich beide Städte mit der Frage, wie der städtische Einkauf ökologisch und sozialverträglich gestaltet werden kann. Nun wurde eine Zusammenarbeit bei der Fortschreibung der Vergabekriterien und bei der Erarbeitung von entsprechenden technischen Richtlinien vereinbart.
(Siehe auch unter Termine)