Die Landeshauptstadt München zeichnet die Regisseurin Caroline Link für ihr herausragendes Gesamtwerk und ihre Bedeutung für München mit dem Filmpreis der Stadt aus. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle drei Jahre an Filmschaffende vergeben, deren Werke in Stil und Gehalt hohe Qualität aufweisen und die München als Filmstadt Geltung und Ansehen verleihen. Caroline Link wurde unter anderem bekannt durch den Oscar-gekrönten Film „Nirgendwo in Afrika“, aber auch ihren Debütfilm „Jenseits der Stille“ oder die Verfilmung von „Pünktchen und Anton“, dessen Handlung sie nach München verlegte. Mit der Beschlussfassung folgte der Verwaltungs- und Personalausschuss als Feriensenat in seiner heutigen Sitzung der Empfehlung der Jury.
Jurybegründung:
Als Teenie, mit gerade mal 16, zieht Caroline Link mit ihrer Familie aus Hessen nach München. Ein Glück für unsere Stadt, auch wenn damals noch keiner ahnen konnte, dass damit eine der bedeutendsten deutschen Filmemacherinnen der Gegenwart an die Isar gezogen war. Dass sie zum Film kam – das hat übrigens auch etwas mit München zu tun. Denn hier lernt sie Filmmenschen kennen, die früh ihre Begeisterung
weckten. Und so hat sie gleich nach dem Abitur ein Praktikum bei der Ba- varia Film gemacht. Ab da läuft alles ganz glatt: Mit 22 beginnt sie 1986 an der Hochschule für Fernsehen und Film zu studieren. Ihr Abschlussfilm „Sommertage“ gewinnt gleich den Kodak Förderpreis bei den Hofer Film- tagen. Dort hatte sie als Studentin jahrelang Gäste betreut – und jetzt war sie selbst „auf der Leinwand“. Ihr Vater hat ihr für „Sommertage“ einen Plastik-Oscar verliehen, ein geradezu prophetisches Geschenk, das fortan in ihrer Wohnung als Türstopper fungiert.
Es folgen zwei Kinderfilme für das Fernsehen und dann 1996 ihr Kinodebüt „Jenseits der Stille“, das beim Filmfest München Premiere feiert. Der Film räumt nicht nur die großen Branchenpreise in Bayern und Deutschland ab, sondern wird auch gleich für den Oscar nominiert. Ein Film der großen Gefühle. Sie hatte sich ganz elementar mit ihren Helden und dem Thema Gehörlosenkultur beschäftigt. Nach „Pünktchen und Anton“, dessen Hand- lung sie nach München verlegt, folgt „Nirgendwo in Afrika“. Der gewinnt 2003 bekanntlich den Oscar als bester ausländischer Film – eine Sensa- tion, könnte man meinen. Doch es war in Wirklichkeit wieder das Ergebnis harter Arbeit, von viel Recherche und Einfühlung in die Geschichte ihrer Figuren. Das Drehbuch zum Film hat sie wie immer selbst geschrieben. Weil ihre damals kleine Tochter aber krank war, nimmt sie den Preis nicht persönlich entgegen. Man muss eben Prioritäten setzen. Denn das ist typisch für sie: Der Erfolg spielt immer die zweite Rolle. An erster Stelle steht die Familie. Und von Familien erzählt sie viel in ihren Werken, von der tiefen Bindung, den Katastrophen, den Sehnsüchten und auch dem Unvermögen, dem Nichtverstehen in der Keimzelle unserer Ge- sellschaft. Familiengeschichten – die sind ihr großes Anliegen – im Leben und in der Kunst. Und - das sei als Zuspitzung erlaubt – ihre Filme zeigen sich immer hoffnungsvoll.
Ein böses Ende ist für sie keine Option. Mit dem echten Oscar (der steht bei ihr übrigens irgendwo zwischen all den anderen Preisen) rückt die Traumfabrik Hollywood näher. Aber sie ist eine Filmemacherin, die gerne die Kontrolle über ihre Geschichten behält. Auch will sie ihr privates Leben nicht aus den Augen verlieren. Und deshalb entscheidet sie sich, in Mün- chen zu bleiben. Zum Glück für unsere Stadt. Denn es folgen eindringliche Filme: 2008 „Im Winter ein Jahr“ und 2013 „Exit Marrakesch“. Auch da wird ihre Handschrift wieder sichtbar: Mit Herz und intelligenten Geschich- ten den Zuschauer berühren – nicht abgehoben, sondern direkt nachvoll- ziehbar. Ihre Figuren atmen unser Leben. Das macht ihre Filme so populär. Und das gefällt nicht nur dem deutschen, sondern auch einem internatio- nalem Publikum. Das Einzige, was man Caroline Link vorwerfen könnte, ist, dass sie zu wenige Filme dreht. Aber wahrscheinlich ist es genau das
richtige Tempo für sie, um solche herausragenden Werke zu schaffen, für die sie jetzt mit dem Filmpreis der Stadt München ausgezeichnet wird. Der Jury gehörten an:
Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers (Vorsitz), Marie Noëlle (Partisan Film), Gabriele Pfennigsdorf (FilmFernsehFonds Bayern), Angela Reedwisch (ARRI Media), Professorin Bettina Reitz (Hochschule für Fernsehen und Film München), Thomas Sessner (Bayerischer Rundfunk), Professor Dr. Michael Verhoeven (Sentana Film und Preisträger 2013) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat Julia Schönfeld-Knor und Christian Vorländer (beide SPD-Fraktion), Beatrix Burkhardt und Walter Zöller (beide CSU-Fraktion) sowie Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste).
Der Preis wird im November im Rahmen einer geschlossenen Feier überreicht.
Informationen auch unter www.muenchen.de/kulturfoerderung, Stichwort Preise.