Der mit 10.000 Euro dotierte Geschwister-Scholl-Preis 2016 geht an Garance Le Caisne für ihr Buch “Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie“ (Verlag C.H.Beck). Das haben der Kulturausschuss des Stadtrats und der Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e. V. beschlossen. Mit dem in diesem Jahr zum 37. Mal vergebenen Preis wird jährlich ein Buch ausgezeichnet, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.
Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Das Buch ‚Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie‘ von Garance Le Caisne erzählt die Geschichte eines syrischen Militärfotografen, eben jenes anonymen ‚Caesar‘, der Zehntausende Fotos von den Ermordeten aus den Kerkern des Assad-Regimes kopiert und außer Landes geschmuggelt hat. Zwei Jahre lang hat er täglich sein Leben riskiert, inzwischen lebt er an einem unbekannten Ort in Nordeuropa. Die französische Journalistin Garance Le Caisne hat nach Monaten sein Vertrauen gewonnen – und seine Geschichte aufgeschrieben. Das Buch erspart dem Leser die Bilder der verhungerten, verstümmelten, verbrannten Leichen und ist dennoch Zeugnis eines überragenden, mehr noch: sich seiner selbst kaum bewussten Mutes ebenso wie eine Dokumentation der bürokratischen Obsession eines verbrecherischen Regimes. Denn während die Terroristen des so genannten Islamischen Staates mit demonstrativer Öffentlichkeit morden, verbirgt das Assad-Regime seine Taten.
Der Geschwister-Scholl-Preis zeichnet Werke aus, die ‚dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse‘ geben. Codename Caesar tut dies auf überragende Weise, unter höchstem persönlichen Risiko und mit möglicherweise völkerrechtlichen Konsequenzen für die Täter. Menschen wie ‚Caesar‘ und wie die Journalistin Garance Le Caisne, die ihm eine Stimme gibt, sind unverzichtbar, wenn man die inneren Mechanismen einer Diktatur verstehen will und wenn den Opfern eines Tages Genugtuung verschafft werden soll.“
Die Verleihung des Preises findet im Rahmen des Literaturfests München am Montag, 21. November, in der großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München vor geladenen Gästen statt. Eine öffentliche Lesung ist für Dienstag, 22. November, 20 Uhr, in der Buchhandlung Lehmkuhl, Leopoldstraße 45, geplant.
Weitere Informationen unter www.geschwister-scholl-preis.de sowie zum Literaturfest unter www.literaturfest-muenchen.de.