Mit zwei Filmen über den Widerstand gegen die in den 80er-Jahren geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf eröffnet das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, die Spielzeit im neuen Jahr. Gezeigt wird am Freitag, 6. Januar, der Doku- mentarfilm „Spaltprozesse“ (1987) von Claus Strigel und Bertram Verhaag. Am Samstag, 7. Januar, folgt „Halbwertszeiten“ (2007) von Irina Kosean. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr. Die Filmemacher und Zeitzeugen sind anwesend.
Die WAA Wackersdorf in der Oberpfalz war eines der politisch umstrittensten Bauprojekte der 1980er-Jahre in der Bundesrepublik. Die „Wackersdorf-Koalition“ war ein Protest aus der breiten gesellschaftlichen Mitte, in der auch Pfarrer und die bürgerlichen Parteien vertreten waren, was es den WAA-Befürwortern erschwerte, die Protestierenden zu diffamieren. Claus Strigel und Bertram Verhaag haben den langjährigen Widerstand der Bevölkerung in ihrem Film „Spaltprozesse“ eingefangen. Der Film eröffnet einen tiefen Einblick in landschaftliche Zerstörung, schildert die mit dem Bau einer WAA verknüpften atompolitischen Absichten, verdeutlicht die Gefährdung der Bevölkerung durch radioaktive Emissionen. Dabei stehen die bedrohten Menschen der Region im Vordergrund.
Ihren Film „Halbwertszeiten“ beginnt Irina Kosean als Ich-Erzählung mit Super8-Aufnahmen aus ihrer frühen Kindheit, jener Zeit, als ihr Vater jedes Wochenende in Wackersdorf verbrachte. Im Herbst 2005 ist Kosean dann selbst hingefahren, hat einstige Widerständler getroffen, den damaligen bayerischen Innenminister Karl Hillermeier zuhause besucht, mit Gert Wölfel, dem einstmals designierten Chef der WAA, gesprochen; und sie hat schließlich eigene Altersgenossen aus einem Jugendzentrum für politische Arbeit zur heutigen Lage von Jugend und Widerstand befragt.
Weitere Informationen unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film. Reservierungen sind unter Telefon 233 – 964 50 möglich. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.