Zum Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) haben die Städte München und Nürnberg den „Mosaik Jugendpreises – Mit Vielfalt gegen Rassismus“ ins Leben gerufen. Dieser zeichnet interkulturelle Jugendprojekte aus, die sich gegen alltäglichen Rassismus und für einen respektvollen Umgang aller Menschen einsetzen sowie interkulturellen Dialog fördern. Am gestrigen internationalen Tag gegen Rassismus ist der Preis zum zweiten Mal verliehen worden. Im NS-Dokumentationszentrum München überreichten Bürgermeisterin Christine Strobl und der Nürnberger Bürgermeister Christian Vogel gemeinsam die Auszeichnungen. Der erste Preis ging an zwei Münchner Projekte: die „Initiativgruppe Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ der Städtischen Berufsoberschule, Ausbildungsrichtung Wirtschaft und Verwaltung, sowie ein Projekt zum Thema „Gender“ in Deutschkursen für junge Flüchtlinge.
Bürgermeisterin Christine Strobl: „Der Landeshauptstadt München ist es ein wichtiges Anliegen, mit diesem Jugendpreis das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds lebendig zu erhalten. Der Preis ist darüber hinaus ein Anlass, sich immer wieder mit dem Rassismus in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.“
Bei der mit einem der beiden ersten Preise ausgezeichneten „Initiativgruppe Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ der Städtischen Berufsoberschule erkannte die Jury neben der Projektvielfalt den hohen außerschulischen und langfristigen Einsatz der Schülerinnen und Schüler an. Die jungen Menschen tragen mit ihren Aktionen dazu bei, Vorurteile und Ängste gegenüber Geflüchteten abzubauen. Eine Klasse nutzte beispielsweise einen Wandertag dazu, die in der Bayernkaserne untergebrachten Flüchtlinge zu unterstützen. Die Schüler halfen beim Kleidersortieren, beim Deutschkurs, bei Spielaktionen für Kinder und beim Schmuckbasteln im Frauentreff.
Ebenfalls als erster Preisträger ausgezeichnet wurde ein Münchner Projekt zum Thema „Gender“ in Deutschkursen für junge Flüchtlinge. Kenny und Fiona, zwei Studierende des Faches Deutsch als Fremdsprache, haben ein Konzept entwickelt, mit dem sie jungen Menschen Themen wie Geschlechterrollen, Liebe, Freundschaft und Kommunikation näherbringen wollen. Sie gehen dazu mit Michael, einem Rapper, in Deutschkurse von unbegleiteten jungen Flüchtlingen.
Der zweite Preis ging an das Projekt „Gegen Rassismus, Islamismus und Antisemitismus“ der Klasse BFS 10 der Beruflichen Schule 2 (Maschinen- und AnlagenführerIn, Fachkraft für Metalltechnik) in Nürnberg. Der dritte Preis würdigte das Straßenfest „Gegen Rassismus und Diskriminierung – Für ein besseres Zusammenleben“ der DIDF-Jugend, Junge Stimme e.V., ebenfalls aus Nürnberg. Die Jury hatte entschieden, das Preisgeld von 9.000 Euro auf mehrere Preisträgerinnen und -träger aufzuteilen. Der „Mosaik Jugendpreis“ wird im jährlichen Wechsel federführend von Nürnberg und München vergeben. Die beiden Städte wollen mit diesem einen Beitrag leisten, dass die menschenverachtenden Verbrechen des NSU weiter im öffentlichen Blick bleiben. Die Enthüllungen und Erkenntnisse darüber, dass der NSU mehr als 13 Jahre lang mordend und raubend durch Deutschland ziehen konnte, ohne dass ihm die Ermittlungsbehörden auf die Spur kamen, hatten bundesweit Entsetzen und Scham hervorgerufen. Allein fünf Menschen mit türkischen und griechischen Wurzeln waren in dieser Zeit in Nürnberg und München ermordet worden: Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Habil Kılıç, Ismail Yasar und Theodoros Boulgarides. Mit dem Mosaik Jugendpreis ausgezeichnet werden können Projekte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in München und Nürnberg bis zum Alter von 25 Jahren. Neben Familienangehörigen der fünf bayerischen Opfer wurden drei Jugendliche aus München und zwei Jugendliche aus Nürnberg in die Jury berufen. Zudem gehören jeweils eine Vertretung des Ausländerbeirates München und des Integrationsrates Nürnberg der Jury an. Die Organisation des interkulturellen Jugendpreises wird gemeinsam vom Menschenrechtsbüro Nürnberg, der Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München und dem Fachbereich Politische Bildung des Pädagogischen Instituts München übernommen.
Unter www.muenchen.de/mosaik-jugendpreis ist bereits die Ausschreibung für 2017 zu finden. Bewerbungsschluss ist der 28. Oktober 2016.