Ludwig Thoma, geboren am 21. Januar 1867, gehört neben Oskar Maria Graf zu den wichtigsten Repräsentanten der Literatur in Bayern. Anlässlich seines 150. Geburtstages laden das Institut für Deutsche Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und die Monacensia im Hildebrandhaus am Freitag, 20. Januar, ab 10 Uhr zu einem ganztägigen Symposium „Bodenständig und abgründig. Die Selbstinszenierungen des Ludwig Thoma“.
Allgemein bekannt wurde der wortgewaltige Schriftsteller und Satiriker, der seinen zuweilen derben Bajuwarismus bewusst als Waffe einsetzte, insbesondere durch seine Bauernromane und Komödien. Als Autor und Redakteur der Zeitschrift „Simplicissimus“ ist er mit einem anti-militaristischen und anti-wilheminischen Kurs hervorgetreten. Eine signifikante Veränderung des Thoma-Bildes ergab sich, als Wilhelm Völkert 1989 die anonym erschienenen antisemitischen Artikel Thomas aus den Jahren 1920/21 im „Miesbacher Anzeiger“ veröffentlichte.
Bei sechs verschiedenen Themenstellungen wird die Entwicklung Thomas sowie ihre Auswirkung auf die Bedeutung seiner Werke innerhalb der regionalen Literaturgeschichte aus heutiger Sicht beleuchtet: Der Vormittag wird gestaltet mit den Vorträgen „Zwei Generationen bayerischer Literatur. Ludwig Thoma und Oskar Maria Graf“ von Professor Dr. Waldemar Fromm aus München, „Der dunkle Charakter von Ludwig Thoma“ von Professorin Dr. Gertrud Rösch aus Heidelberg und „Von Pazifisten und Nationalisten. Erich Mühsam, Hermann Hesse und Ludwig Thoma“ von Laura Mokrohs aus München. Im Nachmittagsprogramm ab 14.15 Uhr gibt es die Vorträge „Ludwig Thoma und Josef Hofmiller, oder: Der Dichter und sein Kritiker“ von Assistenzprofessor Dr. Michael Pilz aus Innsbruck, „Der Texter und sein Zeichner. Ludwig Thoma und Olaf Gulbransson“ von Professor Dr. Thomas Raff aus Augsburg sowie „Ludwig Thoma und Antisemitismus in Münchner Salons und Kreisen“ von Dr. Nikola Becker aus München. Den Abschluss des Programms bildet um 19 Uhr die musikalische Lesung „Ludwig Thoma – nicht mehr und nicht weniger“ mit dem Schriftsteller Gerd Holzheimer und Max Grosch an der Geige.
Unter www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia findet sich das ausführliche Programm. Die gesamte Veranstaltung ist öffentlich und findet in der Monacensia im Hildebrandhaus, Maria-Theresia-Straße 23, statt (barrierefreier Eingang an der Siebertstraße 2). Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Bereits am Donnerstag, 19. Januar, findet ab 20 Uhr in der Black Box im Gasteig, Rosenheimer Straße 5, eine musikalische Lesung „Ludwig Thoma, ein schwieriger Bayer“ mit Michael Lerchenberg statt. Mit Ausschnitten aus Thomas Prosa, seiner Lyrik und seinen Satiren, seinen Komödien wie Tragödien und nicht zuletzt aus seinen Briefwechseln stellt Lerchenberg Thomas schillernde und zerrissene Persönlichkeit vor und zeigt Thomas immer wieder verändernde Gemütslage sowie seine wechselnden Einstellungen zum politischen Leben seiner Zeit auf. Musikalisch durch den Abend führt das Trio „eberwein“. Weitere Informationen unter www.stueckundwerke.de.
Karten zum Preis von 23,90 Euro sind erhältlich bei München Ticket unter www.muenchenticket.de und unter Telefon 54 81 81 81. Die Veranstaltung wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und unterstützt von der Monacensia im Hildebrandhaus.
Die Monacensia bewahrt als literarisches Gedächtnis der Stadt München rund 300 literarische Nachlässe, Vorlässe und Konvolute renommierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in enger Verbindung zu Mün- chen stehen. Darunter befindet sich der umfangreiche, 42 Kassetten umfassende, literarische Nachlass von Ludwig Thoma (1867 bis 1921) mit Briefen, Manuskripten, biografischen Dokumenten und zahlreichen Fotografien. Seit 2010 besteht zwischen der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Kulturreferat München eine Kooperationsvereinbarung, die mit der „Arbeitsstelle Literatur in Bayern“ die wissenschaftliche Erschließung der literarischen Archivbestände der Monacensia und deren Integration in den universitären Alltag zum Ziel hat.
Infos unter www.literatur-in-bayern.germanistik.uni-muenchen.de/aktuelles und unter www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia.