Gibt es Bedarf für ein mittelgroßes Kongresszentrum in München? Wäre der neue Hauptbahnhof nicht prädestiniert für so eine Einrich- tung?
Anfrage Stadträte Richard Quaas und Professor Dr. Hans Theiss (CSU-Fraktion) vom 24.4.2017
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 24.4.2017 führten Sie als Begründung aus:
In der Stadt München gibt es kaum ausreichende Möglichkeiten für mittelgroße Tagungen von 1.000 bis 1.800 Teilnehmern. Es gibt zwar ein Kongresszentrum mit großer Kapazität, aber sonst keine, bzw. wenige weitere Hotels oder Einrichtungen mit einer Kapazität von über 1.000 Teilnehmern, die entsprechend verkehrsgünstig im Zentrum gelegen sind.
Da von den Veranstaltern aber genau solche Tagungskapazitäten gesucht werden, würde es sich anbieten, am Hauptbahnhof, der in absehbarer Zeit neu gebaut wird, gleich ein modernes und attraktives Tagungs- und Kongresszentrum mit der oben genannten Kapazität unterzubringen. Neben der guten Verkehrsanbindung, für alle Arten des öffentlichen Verkehrs, wäre auch die Lage zu den vielen Hotels in der Innenstadt ideal.
Die in Ihrer Anfrage gestellten Fragen können wie folgt beantwortet werden:
Frage 1:
Sieht die Stadtverwaltung in München Kapazitätsengpässe, bzw. zukünftigen Bedarf bei mittelgroßen Tagungs- und Kongresssälen (1.000 – 1.800 Personen), besonders im Stadtzentrum?
Antwort:
In der Sitzung der Tourismuskommission am 29.1.2015 wurde die Ausschreibung und Durchführung der Studie „Zukünftige strategische Ausrichtung der Kongresswirtschaft in München“ beschlossen. Die Ergebnisse wurden am 14.9.2016 auf der Tourismuskommissionssitzung, von der zur Durchführung beauftragten Agentur, der dwif-Consulting GmbH (Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr) präsentiert.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das generelle Marktwachstum in Deutschland von 3,5 bis 4,0 Prozent aufgrund der derzeit schon sehr hohen Auslastung der Einrichtungen in München nicht realisiert werden kann. Weder das in der Studie angenommene Einbeziehen der bereits konkret geplanten oder im Bau befindlichen Hotelneubauten und -erweiterungen noch der zusätzliche Bau einer kleinen Veranstaltungseinheit können die Kapazitätsengpässe in München kompensieren.
Damit die Landeshauptstadt die anhaltend sehr hohe Nachfrage nach Kongress-/Tagungsmöglichkeiten befrieden könnte und um dadurch auch die sehr hohe Umwegrentabilität der Kongresswirtschaft in München weiter zu verstärken, wurde von der dwif-Consulting GmbH daher der Neubau eines „mittleren“ funktionalen Kongress- und Veranstaltungszentrums mit einer Kapazität von 500 – 1.800 Teilnehmern und mindestens 1.000 m² Ausstellungsfläche vorgeschlagen.
Frage 2:
Wenn ja, welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation werden hier generell gesehen?
Antwort:
Um diesen Vorschlag, der auch auf die Zustimmung der Kongress-Branche trifft, weiter zu vertiefen, schlug die Arbeitsgruppe Kongress die Durchführung einer Machbarkeitsstudie für ein zusätzliches Kongress- und Veranstaltungszentrum vor. Diese soll inhaltliche, organisatorische und finanzielle Aspekte einer konkreten Umsetzung tiefergehend beleuchten. Ziel der Machbarkeitsstudie ist, dass ein konkretes Konzept samt Raum- und Flächenanforderungen, eine erste Einschätzung zu den Investitionskosten sowie die Ertrags- und Aufwandsstruktur (bzw. Betriebsergebnis pro Jahr) erstellt wird.
Die Tourismuskommission beschloss in der 10. Sitzung am 14.9.2016 die Durchführung einer solchen Machbarkeitsstudie zum Neubau eines mittleren funktionalen Kongress- und Veranstaltungszentrums (500 - 1.800 TN, > 1.000 m² Ausstellungsfläche) mit einem Budget aus dem Tourismusfonds. Die Ergebnisse der Studie werden Ende August erwartet.
Frage 3:
Wie viele, den heutigen, auch technischen Anforderungen entsprechende Tagungsräume mit einer Kapazität von 1.000 bis 1.800 möglichen Tagungsteilnehmern gibt es bisher in der Stadt und welche sind das im Einzelnen?
Antwort:
Es gibt in der Stadt München nur das ICM – Internationales Congress Center München, das den in der Stadtratsanfrage genannten Anforderungen, bis auf die Innenstadtlage, entspricht.
Der Gasteig als Kulturzentrum ist mit großen Einschränkungen als Kongresszentrum dieser Größenordnung nutzbar.
Frage 4:
Wäre eine Situierung eines mittelgroßen Tagungs- und Kongresszentrums in der Innenstadt im Gebäudekomplex des neuen Hauptbahnhofes nach Ansicht der Stadt eine sinnvolle Ergänzung dieser oft gesuchten Kapazitä- ten in der Kongress-Stadt München?
Antwort:
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie ist zu prüfen, unter welchen Bedingungen der Bau und Betrieb eines mittleren, multifunktionalen Kongress- und Veranstaltungszentrums mit Ausstellungsfläche, Cateringfläche, Foyerfläche ökonomisch rentabel ist.
In der Studie sind drei verschiedene Standortvarianten zugrunde zu legen: -Variante 1: Innenstadtlage/Zentrum/Altstadtring
-Variante 2: Innenstadtnaher Standort/innerhalb des Mittleren Rings
-Variante 3: weiteres Stadtgebiet
Die Untersuchung dient der Beantwortung nachfolgender Fragestellungen, wobei die einzelnen Aspekte für jede der drei Standortvarianten bearbeitet werden.
-Marktentwicklung und Marktumfeld
-Konzept eines mittleren, multifunktionalen Kongress- und Veranstaltungszentrums
-Wirtschaftlichkeit
-Umwegrentabilität
-Betreiberkonzepte und Investor
-Standortbewertung
Frage 5:
Wenn nein, welche Gründe sprechen explizit dagegen?
Antwort:
Siehe Antwort Frage 4.
Frage 6:
Wenn ja, wäre die Stadt bereit, hierüber rechtzeitig Gespräche mit der Deutschen Bahn zu führen, im Gebäude des neuen Hauptbahnhofes so ein Kongresszentrum zu realisieren, da gerade dort die Verkehrsanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ideal wäre und außerdem in der näheren Umgebung genug Hotelkapazitäten vorhanden wären, so dass das ansässige Hotelgewerbe von dieser Institution auch erheblich profitieren könnte?
Antwort:
Siehe Antwort Frage 4.
Frage 7:
Könnte diese Situierung auch zu einer oft gewünschten Verbesserung des Bahnhofsumfeldes und der angrenzenden Stadtviertelteile beitragen?
Antwort:
Siehe Antwort 4.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.