Oberbürgermeister Dieter Reiter gratuliert Edgar Reitz zum bevorstehenden 85. Geburtstag: „‘Der Film kann als einzige Kunstgattung die Zeit, die uns immer nur entflieht, bannen. Man kann auch im Film die Zeit nicht anhalten, aber erzählen kann man sie. Der Film kann Heimat sein.‘ Unter diesem Leitspruch haben Sie im Jahr 2004 den ‚Heimat‘-Zyklus abgeschlossen und damit ein Werk vollendet, das in die Filmgeschichte eingegangen ist. Sie selbst bezeichneten die Filme einmal als ein Stück Lebenszeit im Kino, doch genauso haben Sie für dieses gewaltige Projekt auch viel von Ihrer eigenen Lebenszeit gegeben.
Immer wieder erhielten Sie das Etikett eines ‚Besessenen‘. Das ist wohl der Preis dafür, dass Sie für die eigenen Ansprüche seit dem Oberhausener Manifest von 1962 beharrlich gekämpft haben. Aus Liebe zum Kino haben Sie sich bis heute stets den aktuellen Fragen der Filmtheorie und Filmästhetik gestellt und dabei auch künftige Entwicklungen in ihrem künstlerischen Wirken reflektiert. Ihre filmischen Leistungen wie auch Ihre Person wurden mit zahllosen Preisen bedacht. Wir können sehr stolz sein, dass Sie seit 1952, als Sie zum Studium nach München kamen, unsere Stadt zu Ihrem Lebens- und Arbeitszentrum gemacht haben. Es gab und gibt wohl keinen hier ansässigen Filmemacher, der sich in einem Werk so intensiv und zugleich so liebevoll mit München beschäftigt hat. Vor allem in Ihrem großartigen Filmepos ‚Die Zweite Heimat‘ haben Sie eine wunderbare und unvergessliche Hommage an das München der Sechziger Jahre geschaffen.
Im Jahr 1992 wurde Ihnen mit dem Kulturellen Ehrenpreis die höchste Auszeichnung verliehen, die von der bayerischen Landeshauptstadt im Kunstbereich vergeben werden kann. Damit sollte Ihr bereits damals umfangreiches filmisches Werk als sensibler Chronist deutscher Zeitläufe und Befindlichkeiten gewürdigt werden, dessen eigene Ansprüche und Ideale sich stets aus seiner Liebe zum Kino herleiteten und in dem sich zugleich breitgefächerte Interessen von Literatur und Theater bis zur Musik bündelten. Diese einmalige Verbindung macht bis heute Ihre Filmkunst aus. An Ihrem heutigen Festtag können Sie mit Stolz auf ein bedeutendes Lebenswerk zurückblicken.
Ich wünsche Ihnen als einem der führenden deutschen Filmregisseure auch weiterhin viel Inspiration und Schaffensfreude, vor allem Glück, Gesundheit und persönliches Wohlergehen.“