Das Jüdische Museum München hat den schriftlichen Nachlass des ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München Kurt Landauer und seiner Frau Maria erworben. Kurt Landauer (1884–1961) hat Fußballgeschichte geschrieben. Er führte den FC Bayern München als Präsident 1932 zum ersten Mal zur Deutschen Meisterschaft. Maria Baumann (1899-1971), seine spätere Frau, war seit 1927 im Haushalt der Familie Landauer tätig. Der umfangreiche Nachlass spiegelt den gesellschaftlichen, aber vor allem biographischen Kosmos zweier außergewöhnlicher Lebensgeschichten: Sie begegnen sich Ende der 1920er Jahre in München, es folgen die durch den Nationalsozialismus bedrohten Jahre, die erzwungene getrennte Zeit während Landauers Emigration und die gemeinsamen Münchner Nachkriegsjahre. 34 Briefe von Kurt und Maria Landauer, darunter der 77-seitige handschriftliche Lebensbericht von Kurt Landauer in Briefform an Maria Baumann, konnten erworben werden.
70 Jahre nach Kurt Landauers Rückkehr aus der Emigration ermöglicht das Jüdische Museum München nun erste Einblicke in die Briefesammlung: Im Rahmen der Reihe „Jahrhundertbriefe“ lesen am Dienstag, 7. November, um 20 Uhr in den Münchner Kammerspielen, Kammer 1, Maja Beckmann und Stefan Merki Briefe aus der Zeit von 1944 bis 1947. Moderiert wird der Abend durch Dr. Rachel Salamander. Die Lesereihe erfolgt in Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung. Der Eintritt beträgt 12 Euro/ermäßigt 6 Euro.
Geboren 1884 als Sohn einer Münchner Familie, spielte Kurt Landauer ab 1901 für den FC Bayern München, 1913 wurde er erstmals Präsident. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 sah sich Landauer wegen seiner jüdischen Herkunft gezwungen, als Präsident zurückzutreten. Er überlebte die Schoa im Exil in Genf, während seine Geschwister Paul, Franz, Leo und Gabriele ermordet wurden. Kurt Landauer gehörte zu den wenigen Emigranten, die nach 1945 trotz der schmerzhaften Erfahrungen in ihre Heimat zurückkamen und blieben. Der Fußballverein war eine Verbindung zu seinem Leben vor 1933 und er wurde erneut Vereinspräsident. Die Lebensgeschichte Maria Baumanns, die seit 1927 mit Kurt Landauer verbunden war und seit dieser Zeit im Haushalt der Familie Landauer tätig war, war bisher kaum bekannt. Trotz der drohenden Denunziation nach den Nürnberger Rassegesetzen blieb sie als Nicht-Jüdin im Haushalt der Landauer-Brüder und unterstützte seine Familie auch nach der Emigration Kurt Landauers weiter. Nach Landauers Rückkehr heiratete das Paar im Oktober 1955 in München.
Informationen zur Lesung unter www.muenchner-kammerspiele.de. Die Eintrittskarte der Lesung gilt als Freikarte für die aktuelle Wechselausstellung „Never Walk Alone. Jüdische Identitäten im Sport“ im Jüdischen Museum München, St.-Jakobs-Platz 16 (bis 7. Januar 2018).
Informationen zum Jüdischen Museum München sind im Internet unter www.juedisches-museum-muenchen.de zu finden.