Oberbürgermeister Dieter Reiter gratuliert Professor Dr. Alexander Kluge zum bevorstehenden 85. Geburtstag: „Sie gehören zu den Persönlichkeiten, die den intellektuellen Diskurs und das kulturelle Leben in Deutschland seit mehr als einem halben Jahrhundert prägen: als herausragender Filmemacher und Filmtheoretiker, als unabhängiger Produzent wichtiger Politik- und Kulturmagazine im Fernsehen, als analytisch-scharfsichtiger Essayist und vor allem als Schriftsteller mit einem viele tausende Seiten umfassenden Werk.
Schon vor dem von Ihnen mitinitiierten Oberhausener Manifest 1962, der großen programmatischen Absichtserklärung zur Erneuerung des deutschen Films, haben Sie 1961 gemeinsam mit Peter Schamoni Ihren ersten Film ‚Brutalität in Stein‘ über die menschenverachtende NS-Architektur gedreht. Nur fünf Jahre später wurde Ihr Spielfilm ‚Abschied von gestern‘ unter anderem bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet und gilt heute als Klassiker des Neuen Deutschen Films. Sie standen für ein Kino, das unsere soziale Wirklichkeit ohne Verklärungsabsicht abbilden wollte. In Ihren Filmen gelang es Ihnen in einzigartiger Weise, Kritik am gesellschaftlichen (Zu-)Stand der Dinge mit Bildern von ganz eigener Intensität und Ausdruckskraft zu verbinden. Als der Autorenfilm auch in der öffentlichen Förderpolitik immer weniger Unterstützung fand, gründeten Sie vor fast 30 Jahren die Produktionsfirma dctp, mit deren Beiträgen zu geschichtlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Themen Sie seither ein wichtiges Kontrastprogramm in der unterhaltungsorientierten deutschen Fernsehlandschaft anbieten.
‚Ich bin und bleibe in erster Linie ein Buchautor, auch wenn ich Filme hergestellt habe oder Fernsehmagazine‘ – so beschrieben Sie einmal die Prioritätensetzung innerhalb Ihres künstlerischen Wirkens. Ihre meist kurzen Geschichten sind beeindruckende Kondensate politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in Vergangenheit und Gegenwart und spiegeln in vielen Facetten menschliche Erfahrungen und Gefühle. So haben Sie über Jahrzehnte eine große und zugleich enorm differenzierte Erzählung vor allem auch der deutschen Wirklichkeit geschaffen.
München kann sich glücklich schätzen, dass Sie nun schon seit so vielen Jahren unsere Stadt zu Ihrem Arbeits- und Lebensmittelpunkt gewählt haben. Ein Zeichen dieser großen Wertschätzung war 1986 die Verleihung des Kulturellen Ehrenpreises, der höchsten kulturellen Auszeichnung der Landeshauptstadt München.
Ich bin mir sicher, dass uns das ‚Gesamtkunstwerk‘ Alexander Kluge, das die Geistesgeschichte unseres Landes nachhaltig beeinflusst hat, auch und gerade in diesen Zeiten weiterhin wichtige intellektuelle und künstlerische Impulse geben wird. Zu Ihrem heutigen Festtag wünsche ich Ihnen viel Inspiration und Schaffensfreude, Gesundheit und Glück.“