Der Kabarettist, Schauspieler und Regisseur Josef Hader wird mit dem diesjährigen und zum zweiten Mal verliehenen Dieter-Hildebrandt-Preis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Dies beschloss der Kulturausschuss der Landeshauptstadt München in seiner gestrigen Sitzung auf Empfehlung der Jury.
Der mit 10.000 Euro dotierte Dieter-Hildebrandt-Preis wird jährlich für anspruchsvolles politisches beziehungsweise dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett vergeben. Preiswürdig sind Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für ihre Einzel- oder Ensembleleistung, reine Wortprogramme oder Musikkabarett. Der Preis wurde 2016 zur Erinnerung an den im November 2013 verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt zum ersten Mal verliehen und ging an den Kabarettisten Claus von Wagner.
Die Jury begründete ihre Enscheidung wie folgt:
„Satire heißt, den Menschen ernst zu nehmen. Denn nur, wenn in greller Überbelichtung auch ein wahrer Kern getroffen wird, entfaltet sie ihre ganze Kraft.
Der große Menschenkenner Josef Hader beschert uns seit drei Jahrzehnten Weisheiten für die Ewigkeit, etwa: „Das Leben verliert dadurch, dass man es kennenlernt.“
Schon 1991 stellte er bei einem gemeinsamen Auftritt mit Dieter Hildebrandt fest: „Gott ist gerecht. Er kümmert sich auch um andere nicht.“ Geerdet mit einem gesunden Grundpessimismus beherrscht Hader die Thomas Bernhard‘sche Suada ebenso wie den feinen Hintersinn. Nur er konnte es sich leisten, sein Publikum nach dem Erfolgsprogramm „Privat“ zehn Jahre auf den Nachfolger warten zu lassen und die ins Uneinlösbare gesteigerten Erwartungen mit „Hader muss weg“ souverän zu erfüllen - es wurde ein Wiener Vorstadtdrama von geradezu antiker Wucht. Hader spielt ständig mit der Form des Kabaretts und den Erwartungen des Publikums. Und er setzt hinsichtlich der schauspielerischen Präsenz Maßstäbe für die Kleinkunst. Niemand serviert auch Unfreundlichkeiten so unangestrengt.
Egomanisch unterwegs, wie Hader sein Kabarettistendasein nennt, ist er aber nur zeitweise. Immer stärker tritt der Schauspieler, Drehbuchautor und neuerdings auch Regisseur in den Vordergrund. Seit „Indien“ ist Hader eine Kinokultfigur, der „Brenner“ war lange seine Paraderolle. Im vergan- genen Jahr aber gelang Hader als Stefan Zweig im Drama „Vor der Morgenröte“ seine beeindruckendste Leistung. Als des Lebens müder Erfolgs- schriftsteller im Exil erzielte der Minimalist Hader seine maximale Wirkung. In seinem gerade auf der Berlinale präsentierten Regiedebut „Wilde Maus“ spielt Hader den Musikkritiker einer Wiener Zeitung, bekannt wegen seiner herrlichen Verrisse. Ein Mann, der nun selbst zum Opfer der Zei- tungskrise wird. Doch Hader entdeckt auch in den Niederlagen des Lebens das humoristische Potenzial. Er bietet keinen Eskapismus in immer unruhiger werdenden Zeiten, sondern die mildernder Erkenntnis, dass auch schwarz eine schillernde Farbe sein kann.“
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gehörten Angelika Beier (Kabarettistin), die Witwe von Dieter Hildebrand, Renate Hildebrandt (Kabarettistin), Oliver Hochkeppel (Süddeutsche Zeitung), Till Hofmann (Lach- und Schieß), Volker Isfort (Abendzeitung), Katinka Strassber (Bayerischer Rundfunk) und die Stadtratsmitglieder Ulrike Grimm und Marian Offman (CSU-Fraktion), Horst Lischka und Christian Vorländer (SPD-Fraktion) und Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste) an. Der Preis wird am Mittwoch, 28. Juni, durch Oberbürgermeister Dieter Reiter im Rahmen einer geschlossenen Feier überreicht. Informationen zum Dieter-Hildebrandt-Preis unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“, zu Josef Hader unter www.hader.at