Mehr Sicherheit im Radverkehr II – Leitsystem für Fußgänger und den
Radverkehr
Antrag Stadträtinnen Sabine Bär und Kristina Frank (CSU-Fraktion) vom 2.6.2017
Antwort Stadtbaurätin Professorin Dr.(I) Elisabeth Merk:
In Ihrem Antrag „Mehr Sicherheit im Radverkehr II – Leitsystem für Fußgänger und den Radverkehr“ (Antrags Nr. 14-20/A 03149 vom 2.6.2017) bitten Sie die Stadtverwaltung, ein Leitsystem für den Fußverkehr zu entwickeln, das bestehende Leitsystem für den Radverkehr weiter zu entwickeln und es um digitale Elemente zu erweitern. Wir bedanken uns für die gewährte Terminverlängerung.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlauben wir uns, Ihren Antrag als Brief zu beantworten, da wir Ihnen mitteilen können, dass wesentlichen Teilen Ihres Antrags bereits entsprochen wurde bzw. sich in konkreter Planung befinden.
Sie nehmen Bezug auf mehrere Aspekte der Wegweisung, zu denen wir Ihnen Folgendes mitteilen können:
Leitsystem Fußverkehr
Im Rahmen der Beschlussvorlagen „Orientierungssystem für München“ (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 00094, Gemeinsamer Beschluss des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft und des Bauausschusses am 1.7.2014) und „Orientierungssystem für die Innenstadt – Vergabebeschluss“ (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 06455, Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates am 20.7.2016) wurde die Stadtverwaltung bereits mit der Erstellung eines Orientierungssystems für den Fußverkehr beauftragt und das Verfahren festgelegt.
Das Hauptziel des zukünftigen Orientierungssystems Innenstadt ist, den Besucherinnen, Besuchern und Bewohnerinnen und Bewohnern die Orientierung im öffentlichen Raum der Innenstadt zu erleichtern sowie auf wichtige Ziele (z.B. Sehenswürdigkeiten, Einrichtungen) verständlich und fassbar hinzuweisen. Insbesondere soll eine Überschilderung des öffentlichen Raumes vermieden werden, um Sichtachsen nicht zu verstellen sowie den Fluss der Fußgängerinnen und Fußgänger nicht zu behindern. So werden an wichtigen Standorten in der Innenstadt Orientierungspunkte in Form von Informationsstelen geschaffen werden. Diese werden einen Übersichtsplan und einen unmittelbaren Umgebungsplan mit den wichtigsten Infrastrukturpunkten, touristischen Sehenswürdigkeiten, kulturellenEinrichtungen, ebenso wie ÖPNV und z.B. die nahe gelegenen öffentlichen WCs enthalten.
Das Besondere an dem zukünftigen Orientierungssystem der Landeshauptstadt München sind die Koppelung von sehr gut erfassbaren analogen Informationen (mittels Stadt- und Umgebungsplan inkl. Straßenverzeichnis und Pfeilen in Richtung Sehenswürdigkeiten etc.) mit einem standortbezogenen digitalen Angebot. So geben die Orientierungsstelen Hinweise auf digitale Informationen (z.B. Apps) und halten über öffentliche WLAN-Zugänge das Angebot flexibel und erweiterbar, da sich Nutzerinnen und Nutzer kundenspezifische und standortbezogene Informationen über ein bereitgestelltes WLAN auf ihr Smartphone oder Tablett herunterladen können. Diese Besonderheit sorgt dafür, dass, anders als bei herkömmlichen Systemen, das Münchner Modell eine permanente Anpassung der digitalen Angebote an neueste technische Standards erlaubt. Ebenfalls in diesen Bereich des digitalen Informationsangebots fallen weitere unterstützende Technologien wie z.B. sogenannte „iBeacons“ (eine Lokalisierungs- und Navigationstechnik), die Menschen mit Behinderung in ihrer Orientierung vor Ort geeignet unterstützen können. Auf die Barrierefreiheit für Nutzerinnen und Nutzer mit verschiedenen Einschränkungen wurde geachtet.
Mit diesem Orientierungssystem wird langfristig ein auch auf weitere Stadtteile ausbaufähiges System umgesetzt, das den Radius der Fußgängerinnen und Fußgänger erweitern kann, denn mit einem Umgebungsplan können die Nutzerinnen und Nutzer selbst einschätzen, wie weit sie zu Fuß gehen wollen und können.
Zudem hat das Orientierungssystem Innenstadt das Potential, in den nächsten Jahren ständig optimiert und in seinen Inhalten und Angeboten erweitert zu werden. Die Einweihung des Orientierungssystems in der Altstadt unter Federführung des Referates für Arbeit und Wirtschaft ist im Spätsommer 2018 geplant.
Leitsystem Radverkehr
Das Baureferat hat mit seinem Beschluss „Neues Wegweisungssystem für den Radverkehr“ (Sitzungsvorlagen-Nr. 02-08/V 09057 vom 5.12.2006) vom Stadtrat den Auftrag erhalten, ein Wegweisungssystem für den Radverkehr zu realisieren. In diesem System sind bereits ausgewählte touristische Radrouten integriert, um die Orientierung für Touristinnen und Touristen zu erleichtern (z.B. die Routen des „Bayernnetzes für Radler“). Ebenso wurde die Fernradroute „München – Venedig“ nachträglich aufgenommen.Neben dem Wegweisungskonzept als „schilderbasiertes“ Leitsystem für den Radverkehr existieren auch digitale Elemente:
Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Landeshauptstadt München haben in gemeinsamer Arbeit den MVV-Radroutenplaner entwickelt. Integriert in die Fahrplanauskunft des MVV ist damit flächendeckend im gesamten MVV-Raum eine individuelle Routennavigation möglich.
So wird standardmäßig neben der „Schnellsten Route“ (Route, die am schnellsten befahren werden kann) auch eine „Grüne Route“ (Wege mit hohem Grünanteil in Form von Wäldern, Wiesen und Parks) und eine „Familienroute“ (Wege abseits von Hauptstraßen; Steigungen und große Kreuzungen werden nach Möglichkeit gemieden; bevorzugte Führung über separate Radwege und Wege im Grünen) ausgegeben.
Zusätzlich können Zwischenhalte gesetzt, die Durchschnittsgeschwindigkeit verändert oder die Oberflächenbeschaffenheit der Radwege eingegrenzt werden. Der Öffentliche Nahverkehr kann optimal in die Radroutenplanung eingebunden werden. Eine viel gefragte Kombination ist dabei Bike&Ride. Hier werden in die Routenwahl auf Wunsch auch alle Haltestellen einbezogen. Ein Routing mit Fahrradmitnahme in den Öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls möglich. Zusätzlich wird über das Mietradangebot in der Region München informiert.
Der Service des MVV-Radroutenplaners ist sowohl auf dem PC als auch auf dem Smartphone mit und ohne App verfügbar und kann daher auch unterwegs unkompliziert genutzt werden.
Im Grundsatzbeschluss zur Förderung des Radverkehrs in München (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 09964, Beschluss der Vollversammlung am 21.2.2018) ergingen mehrere Aufträge an die Stadtverwaltung, die mit Ihrem Antrag in Verbindung stehen und das weitere Vorgehen im Thema darstellen.
Die Stadtverwaltung wird beauftragt, den Verkehrsentwicklungsplan-Radverkehr (VEP-R) fortzuschreiben. Er definiert, in welchen Bereichen der Stadt die Haupt- und Nebenrouten für den Radverkehr entstehen. Der konzeptionelle Ansatz bleibt dabei nach wie vor und wie von Ihnen gewünscht erhalten, dass Routen für den Radverkehr nach Möglichkeit im Kfz-Nebenstraßennetz geführt werden, sofern dort direkte, zügige, komfortable und sichere Führungen gewährleistet werden können.
Neben dem VEP-R, der eher eine strategische Bedeutung im Zuge der zielgerichteten örtlichen Förderung des Radverkehrs innehat, wurde das Baureferat beauftragt, weiterhin bedarfsgerechte Erweiterung und Anpassungen der Wegweisung vorzunehmen sowie Radrouten und die zukünftigen Radschnellverbindungen in die Wegweisung zu integrieren. In diesemZusammenhang wurden im Vortrag auch die aktuellen Herausforderungen der Radwegweisung benannt (z.B. Digitalisierung des Wegweisungskatasters, Einbindung von Apps und Webangeboten, Integration hochwertiger touristischer Radrouten) sowie auf die kontinuierlichen Verbesserungen der Beschilderung in München hingewiesen.
Wie Sie in den Ausführungen erkennen können, ist die Stadtverwaltung mit den ergangenen Stadtratsbeschlüssen und -aufträgen sowie den realisierten und in Realisierung befindlichen Maßnahmen in den wesentlichen Teilen Ihres Antrags sehr weit, sodass Ihrem Anliegen nach Maßgabe der Ausführungen entsprochen werden kann.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.