Oberbürgermeister Dieter Reiter kondoliert Stadträtin Jutta Koller (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste) zum Tod ihres Vaters Martin Löwenberg: „Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod von Martin Löwenberg erfahren. Zu diesem schmerzlichen Verlust spreche ich Ihnen und allen Angehörigen im Namen der Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats und vor allem persönlich mein herzlichstes Mitgefühl aus.
Mit dem Tod von Martin Löwenberg haben wir einen unermüdlichen und aufrechten Kämpfer gegen Neofaschismus und Rechtsentwicklung verloren, der sein Leben lang politisch aktiv war. Als Sohn sozialdemokratischer Eltern bzw. eines jüdischen Vaters war Martin Löwenberg bereits als Jugendlicher den Repressalien des NS-Regimes ausgesetzt. Eine landwirtschaftliche Lehre musste er im Alter von 14 Jahren abbrechen, erst 1942 konnte er seine Ausbildung zum Sattler vollenden. 1944 wurde er ins KZ Flossenbürg deportiert, wo er am 7. Mai 1945 befreit wurde.
Nach der Befreiung ging Martin Löwenberg nach Weißenfels/Saale und wurde Gründungsmitglied der örtlichen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes sowie des örtlichen Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Auch in der jungen Bundesrepublik blieb Martin Löwenberg aufgrund seines sozialistischen und antifaschistischen Engagements in der Sozialdemokratischen Aktion SDA ein Verfolgter, da diese Organisation seinerzeit als Tarnorganisation der verbotenen KPD eingestuft wurde. Er musste 16 lange Monate in Einzelhaft verbringen.
Auch nach dieser Inhaftierung blieb er politisch aktiv, war lange Jahre Betriebsratsvorsitzender bei einem großen Industriekonzern sowie Mitglied der Großen Tarifkommission der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV).
In den 1980er Jahren trat er den Grünen bei, um einen Zusammen- schluss der Arbeiter- mit der Ökologiebewegung zu erwirken. Enttäuscht von der Entwicklung der Partei, trat er in den 1990er Jahren wieder aus und begründete das ‚Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus‘, welches vom Verfassungsschutz als ‚linksextremistisch beeinflusst‘ eingestuft wurde.
Wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen NS-Aufmarsch 2002 wurde Martin Löwenberg angeklagt. Das gegen ihn gesprochene Urteil löste eine Protestwelle aus, der damalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude stellte sich hinter ihn mit den Worten ‚Sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache‘.
Neben aller politischen Aktivität war ihm auch immer der Kontakt mit jungen Menschen wichtig, weshalb er, solange es ihm möglich war, immer wieder Schulen besuchte, von seinen Erfahrungen berichtete und mit den Schülern diskutierte.
Die Landeshauptstadt München hat ihn im Jahr 2000 mit der Medaille ‚München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens‘ in Silber für sein lebenslanges Engagement ausgezeichnet.
Mit Martin Löwenberg hat die Landeshauptstadt München eine großartige und streitbare Persönlichkeit, einen gerade in diesen Zeiten wichtigen Mahner gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus sowie einen unersetzbaren Zeitzeugen verloren. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.“