Die vorgesehenen Ausbauten der Gütertrasse Daglfing − Johanneskirchen, der Truderinger und Daglfinger Kurve sowie der Truderinger Spange dürfen nicht an den Belangen der Bürgerinnen und Bürger vorbeigeplant werden. Diese Forderung vertritt die Landeshauptstadt München gegenüber der Deutschen Bahn (DB). Der Stadtrat hat jetzt Maßnahmen für die beiden Projekte beschlossen.
Die DB möchte die Strecke Daglfing − Johanneskirchen, die aktuell zweigleisig ist, viergleisig ausbauen. Das macht eine getrennte Führung von S-Bahn und Güterverkehr möglich. Die verschiedenen Ausbauvarianten (ebenerdig, im Trog oder im Tunnel) hat die DB in einer Grob-Variantenuntersuchung geprüft. Sie kommt zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zu dem Ergebnis, dass nur die ebenerdige Variante weiterverfolgt werden soll. Aus Sicht der Landeshauptstadt München sind Belange wie Schallschutz, Lärmschutz und Stadtgestalt aber nur mit einer Tunnellösung in den Griff zu bekommen.
Deshalb wird sich die Landeshauptstadt München in diesem Bundesprojekt engagieren und die Kosten der Feinplanung einer Tunnellösung übernehmen, die parallel zur oberirdischen Variante erarbeitet wird. Dazu soll für die nächste Planungsstufe eine Zuwendungsvereinbarung mit der DB Netz AG geschlossen werden. Mit dieser Vereinbarung wird noch keine Aussage über die Übernahme der Mehrkosten bei einer Realisierung der Tunnellösung getroffen. Zur Frage der Kostenbeteiligung sind weitere Gespräche mit dem Freistaat Bayern und dem Bundesverkehrsministerium nötig.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Für mich kommt beim viergleisigen Ausbau der Trasse Daglfing − Johanneskirchen im Stadtgebiet nur die Tunnelvariante in Frage. Noch besser wäre natürlich eine großräumige Umleitung des Güterverkehrs um München. Es ist völlig inakzeptabel, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht in die Entscheidung zur Grobvariante beim viergleisigen Ausbau eingebunden wurden. Ich hatte mehrmals darauf hingewiesen, dass es hier dringend eine frühzeitige Bürgerbeteiligung geben muss. Das ist nicht geschehen. Bevor jetzt aber auch noch für die weiteren Projekte der Bahn im Münchner Osten – Daglfinger Kurve, Truderinger Kurve und Truderinger Spange – eine Festlegung auf eine Variante erfolgt, muss zwingend eine Einbindung der Bürgerinnen und Bürger stattfinden. Sonst war die Aufnahme der Bürgervarianten in den Variantenvergleich ein reines Feigenblatt. Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass das Ministerium die Projekte des Bahnknotens München nicht dem Bundestag vorlegen wollte. Es geht hier schließlich nicht nur um die verkehrliche Infrastruktur in München, sondern der gesamten Metropolregion für die nächsten Jahrzehnte. Im Hinblick auf den Lärmschutz habe ich den Bund erneut aufgefordert, eine Zugzahlenstudie für das Jahr 2050 zu erstellen und eine seriöse Schallschutzberechnung für die Strecke durchzuführen. Eine Planung, die sich an der aktuellen Auslastung der Strecke ohne der künftigen Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels orientiert, ist nicht akzeptabel.“
Die drei Maßnahmen, die die DB im Zusammenhang mit der Ausbaustrecke München − Mühldorf − Freilassing (ABS 38) und des Bahnknotens München plant – Daglfinger Kurve, Truderinger Kurve und Truderinger Spange – sollen zusätzliche, direkte Verbindungen für den Schienengüterverkehr schaffen sowie den Rangierbahnhof München Ost und den DB-Südring entlasten. Für die Truderinger Kurve und Truderinger Spange führte die DB im Rahmen der Entwurfsplanung eine Variantenuntersuchung
durch, nachdem Anwohnerinnen und Anwohner Vorschläge für eine alternative Führung der Truderinger Spange gemacht hatten. Aus dieser Initiative entstanden zwei sogenannte Bürgervarianten, die, nach Anpassungen durch die DB, neben der ursprünglichen Amtsvariante untersucht wurden. Der Stadtrat hat die Verwaltung auch beauftragt, sich nicht nur für die technischen Aspekte, sondern auch für Naturschutz und Lärmschutz einzusetzen und diese großen Infrastrukturprojekte im Münchner Osten und Nordosten kritisch zu begleiten.
Grafiken zu den Trassenführungen sind unter muenchen.de/plan-presse zu finden.