Gedenktafel an der Musikhochschule
Antrag Stadräte Marian Offman und Richard Quaas (CSU-Fraktion) vom 1.3.2018
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Mit o.g. Antrag beantragen Sie, im nahen Umfeld der Musikhochschule eine Gedenktafel mit Darstellung der Funktion und Geschichte des Bauwerks während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu installieren. Für die Beantwortung des Antrages waren auf Grund verwaltungsinterner Abstimmungen mehrere Fristverlängerungen erforderlich, für die ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken möchte. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag mit Schreiben zu beantworten.
Der Stadtrat hat am 6.11.2002 mit Grundsatzbeschluss über den Umgang mit Wünschen nach Gedenktafeln und Denkmälern entschieden. Da die Anträge nach neuen Gedenktafeln und Denkmälern überhand genommen hatten, wurde diese Form des Gedenkens allein als nicht mehr sinnvoll erachtet. Als Ersatz für Gedenk- und Informationstafeln rief die Stadt die sogenannten Kulturgeschichtspfade ins Leben. Diese Rundgänge durch die Stadtbezirke entlang historisch bedeutsamer Orte, Ereignisse und Wirkungsstätten einzelner Münchnerinnen und Münchner sollen zu einem flächendeckenden Informationsnetz der Geschichte Münchens ausgebaut werden. 17 Jahre nach dieser Entscheidung sind bereits 21 Kulturgeschichtspfade erschienen, den nächsten präsentieren wir im Sommer 2020. Die handlichen Broschüren, die auch kostenlos im Internet heruntergeladen werden können, sind mittlerweile als ein viel ge nutztes Format der Geschichtsvermittlung vor Ort etabliert.
Jenseits der Kulturgeschichtspfade hat der Stadtrat 2002 entschieden, dass alle Anträge für Gedenktafeln und Denkmäler in der AG Gedenktafeln, die sich aus Fachleuten aller einschlägigen Referate und je einer Vertreterin bzw. einem Vertreter der Stadtratsfraktionen zusammensetzt, behandelt werden.
Der o.g. Antrag wurde am 4.4.2019 in der AG Gedenktafel behandelt. Die Recherche des Kulturreferats hat ergeben, dass am Max-Mannheimer- Platz, in unmittelbarer Nachbarschaft und mit Blick auf die Musikhochschule, seit 2015 eine Infostele steht, die über die Bedeutung des nationalsozialistischen Parteiviertels Auskunft gibt. Der ehemalige Führerbau, die heutige Musikhochschule ist dabei benannt. Des Weiteren gibt es am nördlichen Eingang der Musikhochschule eine Gedenktafel zum Münchner Abkommen. Auch im KulturGeschichtsPfad Maxvorstadt und im Themen-GeschichtsPfad Erinnerungsorte wird auf die Geschichte des Gebäudes hingewiesen.
Auf Rückfrage hat die Musikhochschule mitgeteilt, dass die Hochschule selbst derzeit intensive Bemühungen unternimmt, das Informationsangebot zu den historischen Hintergründen des Bauwerks und seiner Nutzungen zu verbessern. Es ist eine umfassende Generalsanierung des Gebäudekomplexes geplant, in deren Zuge auch eine Ausstellungsfläche vorgesehen ist, die künftig die Geschichte des Hauses präsentieren soll. Darüber hinaus werden bereits jetzt in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München gemeinsame Bildungsformate entwickelt, um über Funktion und Geschichte des Bauwerkes zu informieren. Im Foyer können sich schon heute Besucherinnen und Besucher anhand eines zweisprachigen Plakates (deutsch/englisch) über die Baugeschichte und Funktion im Nationalsozialismus informieren. Zusätzlich wird zweimal täglich über dort vorhandene Infoscreens ein Video zum Thema „Verfolgte Musiker“ abgespielt.
NS-Dokumentationszentrum und Kulturreferat begrüßen und unterstützen die Initiativen der Musikhochschule, den verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte ihres Hauses zu verbessern.
Über das bestehende Angebot hinaus hat Herr Stadtrat Offman das große Anliegen der Antragsteller unterstrichen, dass auch für alle Passantinnen und Passanten die Bedeutung des Bauwerks sichtbar sein müsse. Mitglieder der AG Gedenktafel gaben zu bedenken, dass im Zuge der Generalsanierung eine gemeinsame Lösung angestrebt werden sollte. Vermieden werden sollte zum jetzigen Zeitpunkt die Errichtung einer Tafel, die durch die anstehenden Baumaßnahmen verdeckt, beschmutzt oder beschädigt werden könnte. Daher empfiehlt die AG Gedenktafel nach vertiefter Debatte, dass das Kulturreferat und das NS-Dokumentationszentrum München, die im Gremium des Architekturwettbewerbs vertreten sind, darauf hinwirken mögen, dass die Geschichte des Ortes auch im Außenbereich sichtbar werden soll.
Das Kulturreferat hat im Nachgang zur Sitzung der AG Gedenktafel die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums über die Empfehlung in Kenntnis gesetzt.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.