Die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums kann sich über zwei bedeutende Schenkungen freuen:
Ein Münchner Ehepaar hat dem Museum eine Sammlung originaler Stereofotografien aus dem Zeitraum von 1850 bis 1900 geschenkt.
Darüber hinaus erhielt die Sammlung Fotografie von Nina Reich-Olden und Cornelia Reich ein umfangreiches Konvolut aus dem Nachlass des Fotografen und Verlegers Hanns Reich als Schenkung.
Der Freundeskreis des Münchner Stadtmuseums e.V. unterstützt zudem die Ausstellung „MUC/Schmuck. Perspektiven auf eine Münchner Privatsammlung“.
Kulturreferent Anton Biebl: „Seit jeher ist das Münchner Stadtmuseum eines, das große bürgerschaftliche Unterstützung erfährt. Wertvolle Privatsammlungen sind in kommunale Verantwortung übergeben worden. Wir sorgen dafür, dass sie für die Öffentlichkeit zugänglich sind – digital und in Ausstellungen. Die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums wird aktuell durch zwei Schenkungen bereichert, die internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ebenso wichtig ist für uns die lokale Unterstützung der Museumstätigkeit durch privates Engagement, beispielsweise über den Freundeskreis des Münchner Stadtmuseums. Ich danke unseren Unterstützerinnen und Unterstützern“.
Stereofotografien 1850 – 1900
Ein Münchner Ehepaar hat der Sammlung Fotografie des Stadtmuseums eine wertvolle Sammlung von insgesamt 3.900 originalen Stereofotografien aus dem Zeitraum von 1850 bis 1900 geschenkt. Die Schenkung wurde über den Zeitraum von Jahrzehnten zusammengetragen und ist ausgesprochen großzügig und inhaltlich von außerordentlicher Qualität.
Durch diese Schenkung entwickelt sich das Münchner Stadtmuseum qualitativ und quantitativ als die vielseitigste Museumssammlung zur Stereofotografie in Deutschland. Dank der Schenkung wächst der Gesamtbestand an Stereoaufnahmen in der Sammlung Fotografie auf mehr als 10.000 Bilder an.
International vergleichbar ist die Sammlung von Stereofotografien des Münchner Stadtmuseums mit der Bibliothèque nationale de France, Paris, oder den amerikanischen Sammlungen des Getty Museums, L.A., des George Eastman House, Rochester, oder der New York Public Library.
Die Schenkung umfasst im Einzelnen zirka 500 Aufnahmen berühmter nordamerikanischer Fotografen, die die Landschaft im Wilden Westen und indigener Völker Nordamerikas dokumentiert und die staatlichen geografischen Expeditionen in die noch weitgehend unerforschten Gebiete der Rocky Mountains und des Colorado River zwischen 1870 und 1875 beglei- tet haben. Aber auch Themen wie der amerikanische Bürgerkrieg 1861 bis 1865 oder auch Katastrophen wie die Stadtbrände von Chicago 1871 und Boston 1872 sind in den Aufnahmen dokumentiert. Es handelt sich unter anderem um Aufnahmen der Fotografen Eadweard Muybridge, Carleton Watkins, George N. Barnard, John Karl Hillers, E. & H.T. Anthony, der Kilburn Brothers, Charles Bierstadt und Seneca Ray Stoddard. Außerdem enthält die Schenkung etwa 65 Fotos von William England, der 1859/60 die Ostküste der USA und Kanadas im Auftrag der London Stereoscopic Company bereiste. Diese Aufnahmen waren die ersten aus den USA in Europa und haben das europäische Amerikabild nachhaltig mitgeprägt. München ist mit umfangreichen Bildserien von Joseph Albert, Joseph Bscherer, Hermann Manz, Georg Böttger, Christian König, Ernst Reulbach, Friedrich Bruckmann, Gustav Liersch, Georg und Ferdinand Schmidt, Sophus Williams, J.F. Stiehm, Theodor Creifelds, Hermann Krone, Laurentius Hergo, C. Eckenrath, Julius Moser & Senftner und Otto von Bosch aus dem Zeitraum 1858 bis 1870 vertreten.
Von englischen Fotografen wie Roger Fenton, Francis Bedford, George Washington Wilson, William Russel Sedgfield oder der London Stereoscopic Company existieren weitere 500 Aufnahmen aus Großbritannien, Deutschland und dem Orient.
Aus Frankreich sind unter anderem Aufnahmen von Adolphe Braun, Claude-Marie Ferrier & Charles Soulier, Charles Gaudin, Hippolyte Jouvin oder Ernest Lamy zu nennen.
Weitere Bildkonvolute stammen aus Australien, Asien, dem Orient, Südamerika und aus Afrika.
Begleitet wird diese Schenkung durch eine reichhaltige Bibliothek, die 300 Bücher zur Geschichte der Fotografie mit Schwerpunkt Stereofotografie umfasst.
Nachlass Hanns Reich
Von Nina Reich-Olden und Cornelia Reich erhielt die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums ein umfangreiches Konvolut aus dem Nachlass von Hanns Reich, dem Vater von Nina Reich-Olden, als Schenkung. Hanns Reich war einer der bekanntesten Fotobuch-Verleger in Deutschland in den 1950er/60er Jahren. Mehr als 50 Bildbände, davon viele in ausländischen Lizenzausgaben, sind im terra magica Verlag erschienen. Die Fotografien stammten von international bekannten Fotografen und Fotografinnen. Henri Cartier-Bresson, Werner Bischof, Robert Lebeck, Stefan Moses, Herbert List und viele andere haben in den Büchern des Verlags ihre Aufnahmen veröffentlicht.
Hanns Reich erhielt seine erste Verlagslizenz während der amerikanischen Besatzungszeit in München: Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er im Dritten Reich verfolgt und war im Konzentrationslager Dachau interniert. Das Konvolut besteht unter anderem aus 42 Bildbänden des Verlags terra magica, 63 Originalaufnahmen von Henri Cartier-Bresson, Herbert List, Stefan Moses, Werner Bischof, Guido Mangold, Andre Gelpke, Floris M. Neusüss, Paul Alrriasy, Leni Riefenstahl, Ergy Landau, Rudolf Dietrich, Rudi Herzog, Helmut Hahn (Mönchengladbach), Sigrid Grunow, Hans-Otto Göpfert, Thomas Cugini (Zürich), Charles Compere, Edith Rimkus (Berlin), Opitz, Hans Mayer-Weden unter anderem aus den 1950er/60er Jahren. Darüber hinaus umfasst die Schenkung zehn Farbabzüge von Hanns Reich: Porträts des spanischen Künstlers Salvador Dalí in Portlligat, um 1960, sowie insgesamt zirka 800 Schwarzweiß- und Farbaufnahmen von Hanns Reich aus den 1950er und 1960er Jahren aus Deutschland, Europa, den USA, Südamerika, Israel, Afrika, Tansania, Mali, Südafrika und China.
„MUC/Schmuck“
In der Ausstellung „MUC/Schmuck. Perspektiven auf eine Münchner Privatsammlung“ zeigt das Münchner Stadtmuseum nach dem Ende des Lockdowns Münchner Schmuck aus der Privatsammlung , die das Museum kürzlich von Dr. Beate Dry-von Zezschwitz erwerben konnte. Die Sammlung umfasst Arbeiten von den 1880er bis in die 1930er Jahre. Welche Themen und Ideen haben Münchner Schmuckkünstler*innen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigt? Und inwieweit sind diese Themen für junge Schmuckkünstler*innen von heute noch relevant? Das Münchner Stadtmuseum ist diesen Fragen zusammen mit der Klasse von Professorin Karen Pontoppidan, Akademie der Bildenden Künste München, nachgegangen. Gemeinsam wurde eine Ausstellung konzipiert, in der Schmuckstücke aus der Sammlung Dry-von Zezschwitz mit Werken der Studierenden in Dialog gesetzt werden.
Um möglichst viele Menschen anzusprechen, wurden in dieser Ausstellung die Texte in Einfacher Sprache verfasst. Für vertiefende Informationen liegt in der Ausstellung ein kostenloses Begleitheft aus. Der Freundeskreis des Münchner Stadtmuseums e.V. unterstützt die Ausstellung, das Rahmenprogramm und die englische Fassung des Begleithefts.