Am 10. Mai 1933, wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurden auf dem Königsplatz öffentlich Bücher von Autorinnen und Autoren, die von den Nazis verfemt wurden, verbrannt. Rund 50.000 Münchnerinnen und Münchner beteiligten sich an der Aktion, die von Studenten und Akademikern der Münchner Universitäten inszeniert wurde. Mit digitalen Lesungen am Montag, 10. Mai, von 10 bis 18 Uhr, auf der Webseite lesungausverbranntenbuechern.de wird mit Texten von Bertolt Brecht, Elisabeth Castonier, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Arnold Zweig oder Stefan Zweig an die von den Nazis verfolgten Schriftsteller*innen und ihre verbrannten Bücher erinnert. Unter anderem liest Kulturreferent Anton Biebl einen Textauszug aus dem Roman „Nach Mitternacht“ von Irmgard Keun. Die Aktion soll ein Zeichen setzen für Frieden, Gerechtigkeit, Freiheitsrechte und Menschenwürde für alle und ein Aufruf sein gegen Nationalismus, Antisemitismus, Rassenwahn, Militarismus und Rechtsextremismus. Um 10 Uhr werden die Künstler Wolfram P. Kastner und Martin Mohr auf dem Königsplatz mit einem Brandfleck die Bücherverbrennung von 1933 ins heutige Bewusstsein rufen.
Das Kulturreferat der Stadt München fördert das Erinnerungsprojekt seit 2003. Eine öffentliche Veranstaltung vor Ort wird es in diesem Jahr pandemiebedingt nicht geben.
Seit Donnerstag, 6. Mai, hat die Stadt mit dem Kunstwerk „The Blacklist / Die Schwarze Liste“ von Arnold Dreyblatt ein dauerhaftes Mahnmal auf dem Königsplatz zur Erinnerung an die Bücherverbrennungen von 1933 der Öffentlichkeit übergeben. Die Buchtitel auf der Spirale des begehbaren, kreisrunden Kunstwerks umfassen die Publikationen von 310 Autor*innen, die vom NS-Regime und seinen Anhänger*innen geächtet und verfemt wurden. Das Mahnmal referiert auf die „schwarzen Listen“ mit unerwünschter Literatur, an denen sich die Organisatoren der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen orientierten.
Unter dem Titel „Kunst gegen das Vergessen“ sprechen zudem bei einem Livestream am Montag, 10. Mai, um 19 Uhr Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums, und Arnold Dreyblatt über die Entstehung seines Kunstwerks – von der ersten Idee bis zum fertigen Mahnmal. Außerdem diskutieren beide über die Bedeutung von (Erinnerungs-) Kunst im öffentlichen Raum und an historischen Orten sowie über aktuelle Prozesse und Diskurse der Erinnerungskultur. Das Gespräch ist auf dem YouTube-Kanal des NS-Dokumentationszentrums München (http://www.youtube.com/nsdoku) zu sehen.