NS-Opfer: Gedenken an der Herzog-Max-Straße 7
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Rathaus Umschau 107 / 2023, veröffentlicht am 07.06.2023
Am Montag,12. Juni, 16 Uhr, werden in der Herzog-Max-Straße 7, am ehemaligen Standort des Gemeindehauses der Israelitischen Kultusgemeinde, öffentlich Erinnerungszeichen für Emanuel Kirschner, seine Frau Ida Kirschner sowie für Gisela und Leopold Goldlust gesetzt. Das Gemeindehaus gehörte zur benachbarten Hauptsynagoge, die 1938 vom NS-Regime beschlagnahmt und zerstört wurde. Zur Veranstaltung sprechen Stadtrat Manuel Pretzl (Stadtratsfraktion CSU mit FREIE WÄHLER) in Vertretung des Oberbürgermeisters, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, der Holocaust-Überlebende und frühere Bewohner der Herzog-Max-Straße 3, Ernst Grube, David und Judy Kirschner für die Angehörigen von Emanuel Kirschner, Dr. med. Bernd Hontschik in Erinnerung an Emanuel Kirschner, die Vorsitzende des Bezirksausschusses 1 (Altstadt-Lehel) Andrea Stadler-Bachmaier sowie Dr. Eva Tyrell, Kulturreferat – Public History München. Der Rabbiner Shmuel Aharon Brodman singt das El Male Rachamin. Die Redebeiträge werden auf Englisch gehalten.
Um 19 Uhr findet zur Erinnerung an Emanuel Kirschner im jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz 18 im Hubert-Burda Saal ein Konzert mit Werken des Kantors, Religionslehrers und Komponisten sowie Lesungen statt. Dr. h.c. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und Kulturreferent Anton Biebl eröffnen den Abend. Kantor Nikola David und das Ensemble Cantus München bringen Auszüge aus Kirschners Synagogenmusik zur Aufführung. Dr. Andreas Heusler, Kulturreferat – Public History, bietet einen Überblick zu seinem Leben und Werk, Armand Presser liest aus Erinnerungen Kirschners und historischen Quellen. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an gedenkkonzert@ikg-m.de oder telefonisch unter 20 24 00-127.
Emanuel Kirschner, 1857 in Oberschlesien geboren, wurde 1881 erster Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde. Er und seine Frau Ida Kirschner hatten zwei Söhne und eine Tochter, die im Kindesalter starb. Emanuel Kirschner wirkte weit über die Grenzen der Münchner Jüdischen Gemeinde hinaus. Er komponierte Synagogengesänge und trat mit verschiedenen Chören sowie als Solosänger auf, auch nach seinem Ruhestand 1926. Als die Nationalsozialisten das Gemeindehaus im Juni 1938 beschlagnahmten, mussten Emanuel und Ida Kirschner in das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Kaulbachstraße 65 ziehen. Die Zerstörung „seiner“ Synagoge im Juni 1938 brach ihm nach eigener Aussage das Herz. Kurz darauf verstarb er am 28. September 1938. Ida Kirschner starb am 4. Juni 1942 im jüdischen Altenheim in der Klenzestraße 4. Einen Tag zuvor hatten die Deportationen aus München in das Ghetto Theresienstadt begonnen, von denen auch sie betroffen gewesen wäre. Ihren Söhnen Max und Fritz war die Emigration gelungen.
Leopold Goldlust,1876 in Preßburg geboren, heiratete 1903 die in Tyrnau geborene Gisela Klein. Ab 1906 wohnten und lebten sie in München. Leopold Goldlust arbeitete als Requisiteur am bedeutenden Münchner Schauspielhaus unter Otto Falckenberg. 1927 zogen Leopold und Gisela Goldlust in das Gemeindehaus der Israelitischen Kultusgemeinde. Während der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 hängten Nationalsozialisten Leopold Goldlust am Eingangstor seines Hauses auf. Er überlebte nur knapp. Nach Kriegsbeginn verschleppte die Gestapo Leopold Goldlust in das KZ Buchenwald. Dort ermordete ihn die SS am 8. Dezember 1939. Gisela Goldlust wurde im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 24. April 1944.
Weitere Informationen unter map.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)