Stromsparchecks für Münchner Haushalte: Konkretere Informationen bitte!
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Andreas Babor, Alexandra Gaßmann, Hans Hammer, Heike Kainz, Rudolf Schabl und Sebastian Schall (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 24.1.2023
Antwort Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutzt:
Ihrer Anfrage liegt folgender Sachverhalt zu Grunde:
„Die schriftliche Beantwortung des Antrags ‚Stromsparcheck für Münchner Haushalte‘ der Stadträt*innen Andreas Babor, Alexandra Gaßmann, Hans Hammer, Heike Kainz, Rudolf Schabl und Sebastian Schall in der Rathaus Umschau vom 18.1.2023 durch das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) lässt in manchen Formulierungen Raum für Interpretationen offen und regt an anderen Stellen geradezu dazu an, weitere Nachfragen zu stellen.“
Herr Oberbürgermeister Reiter hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung zugeleitet. Die darin aufgeworfenen Fragen beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Das RKU schreibt: „Bei derzeit etwas über achthunderttausend Haushalten in München kann eine individuelle Stromsparberatung vor Ort aus Gründen fehlender Personalressourcen nicht angeboten werden.“ Die Stadtwerke München (SWM) bieten hingegen jedem Münchner eine „Persönliche Energieberatung“ an. Wieso schaffen es die SWM, diesen Service anzubieten, aber nicht das RKU? Wurden für eine zukünftige persönliche oder ausgeweitete Energieberatung im städtischen Haushalt entsprechende VZÄs angemeldet?
Antwort:
Die primäre Aufgabe des RKU im Bereich Klimaschutz ist es, die ambitionierte Klimaschutzstrategie der Landeshauptstadt München umzusetzen. Vor diesem Hintergrund erfolgte die Beantragung neuer Personalstellen in den vergangenen Jahren insbesondere in den Teilbereichen, in denen aktuell besonders hohe CO2-Emissionen auftreten bzw. sehr schnell vermieden werden müssen. Dazu zählen etwa die Wämewende, der Quartiersansatz, das Treibhausgas-Monitoring, ein Corporate Carbon Footprint, die Klimaschutzprüfung, Photovoltaik sowie die Förderprogramme Klimaneutrale Gebäude bzw. Klimaneutrale Antriebe.Eine individuelle Beratung zum Thema „Stromsparen“ für alle Münchner Haushalte kann deshalb seitens des RKU nicht gewährleistet werden. Trotzdem bieten wir den Münchner Bürger*innen und Unternehmen über die Kommunikationsmarke „Re:think München. Neues Denken für unser Klima“ sowie über die ehrenamtlichen Berater*innen des Bauzentrums München umfangreiche Informationen und Beratungsangebote zu den Themen „Stromsparen“ und „Energieberatung“ an (vgl. Antworten zu Frage 2, 4 und 5).
Frage 2:
Das RKU schreibt: „So stellt die gesamtstädtische Kommunikationsmarke des Referates“ für Klima- und Umweltschutz „Re:think München. Neues Denken für unser Klima“, die im September 2022 gelauncht wurde, auf ihrer Homepage www.rethink-muenchen.de neben vielen Informationen rund um den Klima- und Umweltschutz, Tipps zum Energiesparen zur Verfügung. Re:think München startete weiterhin im November 2022 eine stadtweite Kampagne mit dem Motto „Weniger ist mehr – weniger Energieverbrauch ist mehr Klimaschutz.“
Beim Namen Re:think München weist offensichtlich wenig darauf hin, dass sich hierunter eine Möglichkeit des Stromsparchecks verbergen könnte, eine aktive Suche danach ist nötig. Gibt es beim RKU Informationen oder Erhebungen darüber, wie viele Menschen der Münchner Stadtgesellschaft die Seite Re:think München bereits kennen? Weiß man beim RKU, wie viele Menschen dort dann auch aktiv nach einem Stromsparcheck gesucht haben?
Antwort:
Da sich die Marke „Re:think München“ noch im Markenaufbau und Bekanntheitswachstum befindet, liegt noch keine Erhebung zur Markenbekanntheit vor. Die Energiesparchecks wurden beispielsweise im Zeitraum November bis Dezember 2022 ca. 1.200 Mal durchgeführt.
Frage 3:
Das RKU schreibt: „Als eine Maßnahme speziell für die Zielgruppe der Ein- und Zweifamilienhäuser entwickelte das Referat für Klima- und Umweltschutz die sogenannte „Energieberatung im Quartier“ und „Mit dem Erfolg der Energieberatungs-Kampagne wird sie in zahlreichen weiteren Quartieren umgesetzt.“
Wie viele Haushalte im Quartier wurden bisher beraten? Woran und wie bemisst sich der genannte Erfolg der Kampagne?
Antwort:
Die erste „Energieberatung im Quartier“ wurde am 3. Februar 2023 im Österreicher-Viertel abgeschlossen und die Kampagne befindet sich in der Abrechnungs- und Evaluationsphase. Derzeit sind zahlreiche Nachfragen zu fachlichen Themen zu untersuchen, Umfragen auszuwerten und Hemmnisse zu analysieren. Ein Jahr nach der Kampagne wird in 2024 eine Erhebung durchgeführt, ob und in welcher Form die Haushalte Maßnahmen zur Emissionsreduzierung an Ihren Gebäuden durchführen ließen. Bevor die Gesamtheit der Daten nicht vorliegt, kann die Kampagne nicht abschließend bewertet werden.
Zu einer vorläufigen Erfolgsbewertung zählen disponible Kriterien, die über das Fortführen der Energieberatungs-Kampagne in anderen Quartieren entscheiden. Ganz vorne an steht die Beratungsquote, die mit mehr als 30% (ca. 255 Beratungen im Österreicher-Viertel) im deutschlandweiten Vergleich den höchsten Wert erreicht hat, gemessen an den sehr ähnlich strukturierten „Energiekarawanen“, die vom Klimaschutzverein Fesa e.V. in anderen Städten betreut werden. Ein weiteres Merkmal ist die Intensität der Mitwirkung der Bewohner*innen und die Bereitschaft, sich in der Gemeinschaft zu organisieren. Überdies wird die Auftaktveranstaltung mit über 180 Anwohner*innen als Erfolg verbucht, ebenso wie das große Interesse an der Follow-Up-Veranstaltung mit der Quartierslounge im Februar dieses Jahres.
Grundsätzlich unterliegt auch diese Energieberatungs-Kampagne einem kontinuierlichen Nachsteuerungsprozess, und die Ergebnisse und Erfahrungswerte werden in die neue Kampagne einfließen.
Frage 4:
Das RKU schreibt: „Darüber hinaus bietet das Bauzentrum München in der Messestadt Riem, als das Informations- und Beratungszentrum der Landeshauptstadt München für die Themen nachhaltiges Wohnen, Sanieren und Bauen, in vielfältigen Veranstaltungsformaten Bürger*innen und der Fachbranche umfassende Informationen, Beratung, Fortbildung und Netzwerkbildung zu allen Fragestellungen rund um Wohnen, Sanieren und Bauen.“
Wie viele Personen nahmen an den genannten Veranstaltungen teil? Aufgeschlüsselt auch nach einzelnen Veranstaltungen.
Antwort:
In 2022 erreichte das Bauzentrum München mit insgesamt 143 Veranstaltungen zum nachhaltigen Wohnen, Sanieren und Bauen 7.270 Teil-nehmer*innen (Bürger*innen und Fachbranche). Im Themenfeld „Energiesparen“ im weitesten Sinne, d.h. Veranstaltungen zu Photovoltaik, Stecker-Solar-Geräten, Mieterstrom und Energieeffizienz eingeschlossen, führte das Bauzentrum München 57 Infoabende und Vorträge durch, die 2.469 Bürger*innen erreichten. Dabei nahmen beispielsweise an der Veranstaltung „Stromsparen im Haushalt“ 20 Personen teil, wohingegen die Veranstaltungen „Strom erzeugen auf dem eigenen Balkon“ 137 Bürger*innen und „Mieterstrom“ 140 Bürger*innen besuchten.
Frage 5:
Das RKU schreibt: Das umfangreiche Beratungsangebot umfasst unter anderem auch kostenfreie, halbstündige Beratungen zum Energiesparen im Haushalt durch ehrenamtlich tätige Berater*innen.
Wie viele Personen wurden über das Beratungsangebot erreicht? Bitte aufgeschlüsselt nach Monaten.
Antwort:
Die Beratungen zum Energiesparen sind auf der Website muenchen.de/bauzentrum gelistet. Darüber hinaus sind die Beratungsangebote auch auf dem städtischen Portal https://stadt.muenchen.de/infos/infoportal-energie.html
platziert. Das Bauzentrum München beteiligt sich weiterhin mit der Aktion „Strom-Detektiv“ seit einigen Jahren am Münchner Familienpass. Bislang wurde dieses Angebot allerdings kaum in Anspruch genommen. Im Jahr 2022 führten die ehrenamtlich tätigen Berater*innen für das Bauzentrum München 1.755 Beratungen durch (einschließlich der Beratungen auf Bürgerversammlungen und auf gesamtstädtischen Veranstaltungen wie dem Tag des Daseins oder dem Zamanand-Festival). Insgesamt wurden davon 1.008 Beratungen kostenfrei und i.d.R. telefonisch durchgeführt. Mit 2022 verzeichnet das Bauzentrum München eine enorm hohe Nachfrage bei Beratungen zu den Themen Photovoltaik, Wärmepumpe und effiziente Heiztechnik. Das Angebot für eine Energiesparberatung im Haushalt – im herkömmlichen Sinne – wurde dabei in 2022 nur einmal in Anspruch genommen.