In seiner nächsten „Open Scene“ am Donnerstag, 28. März, 19 Uhr, zeigt das Filmmuseum, St-Jakobs-Platz 1, den deutschen Spielfilm „Aus einem deutschen Leben“ (1977) von Theodor Kotulla über den Aufstieg des Lagerkommandanten Rudolf Höß.
Im kürzlich oscarprämierten Spielfilm „The Zone of Interest“ zeigt der britische Regisseur Jonathan Glazer das Leben von Rudolf Höß, der direkt neben dem Konzentrationslager in einer Villa wohnt, wie in einer Versuchsanordnung. Doch Bereits 1977, ein Jahr vor der amerikanischen Fernsehserie „Holocaust“, kam ein deutscher Film in die Kinos, in dem ausschließlich aus der Täterperspektive erzählt wird. Basierend auf einem Roman von Robert Merle, der sich wiederum auf Tagebuchaufzeichnungen von Rudolf Höß stützt, setzte Theodor Kotulla in seinem Spielfilm wichtige Stationen aus dem Leben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in Szene. In nüchterner Analyse zeichnet er den idealtypischen Lebensweg eines jungen, desillusioniert aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrten Mannes auf. Die Hauptrolle spielt Götz George.
Über „Aus einem deutschen Leben“
„Mit der Zeit habe ich jede Empfindung verloren. Ich dachte an die Juden als Einheiten, nicht als menschliche Wesen“: In fünfzehn abgeschlossenen Kapiteln erzählt der Film die (fiktive) Lebensgeschichte Franz Langs zwischen 1916 und 1947 und zeigt seinen Aufstieg zum Lagerkommandanten von Auschwitz. Kotulla, der als erster deutscher Spielfilmregisseur am Originalschauplatz drehen durfte, verzichtete auf historische Archivaufnahmen und eine Rekonstruktion des Lageralltags. Franz Lang war auch der Deckname, unter dem sich Rudolf Höß nach Kriegsende versteckte. „Kotulla lehrt uns das Fürchten: vor den ganz alltäglichen Perversionen der Franz Langs, die so monströs sind, dass man sie kaum noch wahrnimmt. Schrecklich normal.“ (Hans C. Blumenberg)
Der Eintritt kostet 5 Euro beziehungsweise 4 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Kartenvorverkauf ist sieben Tage im Voraus online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.