Zum 100. Geburtstag von Marlon Brando am 3. April zeigt das Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, eine große Retrospektive seiner Filme. Vom 30. März bis zum 29. Juni läuft eine Auswahl von 27 Filmen, die die Vielseitigkeit des Hollywoodstars und Method-Actors beweist, darunter seine einzige Regiearbeit „One-Eyed Jacks“ (1961) sowie dokumentarische Porträts über ihn. Gezeigt wird die englische Originalfassung, zum Teil mit deutschen Untertiteln.
„Es gibt den amerikanischen Film vor Brando und nach Brando – er hat alles verändert“ (Martin Scorsese)
Marlon Brando gilt als einer der bedeutendsten Charakterdarsteller der Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts. Seit seiner Rolle des Stanley Kowalski in Elia Kazans Drama „A Streetcar Named Desire / Endstation Sehnsucht“ (1951) wurde Marlon Brando zum Star und zum männlichen Sexsymbol. In seinen frühen Filmen der 1950er Jahre wie „The Wild One“ (1953), „On the Waterfront“ (1954) oder „Viva Zapata!“ spielt er unangepasste Charaktere, die gegen die gesellschaftlichen Konventionen ankämpfen und doch ihre Verletzlichkeit zeigen. Der ehemalige Broadway-Schauspieler Brando beherrschte dies mit seiner ausgeprägten Körperlichkeit und durch seine Schauspieltechnik des Method-Acting, das eigene Erfahrungen und Emotionen in die Rolle einfließen lassen soll.
Brando kam über das Theater zum Film in Hollywood und drehte bald mit berühmten Regisseuren wie Fred Zinnemann, Elia Kazan, Joseph L. Mankieweicz und John Huston und mit weiblichen Stars wie Anna Magnani, Vivian Leigh, Eva Marie Saint und Sophia Loren. Er spielte in Western und Dramen, Kammerspielen und Historienfilmen. So galt seine Besetzung als Fletcher Christian in „Mutiny on the Bounty“ (1962) von Lewis C. Milestone als Überraschungscoup, musste er doch gegen das gewaltige Image der Erstverfilmung von 1935 ankämpfen, in der Clark Gable diese Rolle spielte.
Anfang der 1970er Jahre hatte Francis Ford Coppola Brando für die Titelrolle im Mafiafilm „The Godfather“ durchgesetzt; was Brando einen Oscar als bester Schauspieler einbrachte. Marlon Brando nutzte seine Prominenz für ein vielseitiges gesellschaftspolitisches Engagement und verweigerte 1973 die Annahme der Auszeichnung aus Protest gegen den abwertenden Umgang der amerikanischen Filmindustrie mit den Indigenen.
Skandalträchtig war „Der letzte Tango in Paris“ (1972) von Bernardo Bertolucci, in dem Brando einen von Weltschmerz erfüllten, desillusionierten und einsamen Mann spielt, der nach dem Tode seiner Frau von einer schönen Studentin besessen ist, mit der er in einer leeren Wohnung Sex hat. Nach dem großen Erfolg dieser beiden Filme hätte sich Marlon Brando jede künstlerisch interessante Rolle aussuchen können. Er begann aber, sich auf Kurzauftritte zu beschränken, die er sich extrem gut bezahlen ließ, und was bei der Kritik nicht besonders gut ankam. Dazu zählte auch seine Rolle als Vater von „Superman“ (1978) und der legendäre Kriegsfilm „Apocalypse Now“ (1979), wieder unter der Regie von Francis Ford Coppola. Brando zog sich mit den Jahren immer mehr aus dem Filmgeschäft zurück. Am 1. Juli 2004 starb er in Los Angeles.
Der Eintritt kostet 4 Euro beziehungsweise 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Aufschlag bei Überlänge. Kartenvorverkauf ist sieben Tage im Voraus online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.