Die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt München und Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen, Michaela Pichlbauer, verlässt die Stadtverwaltung, um sich beruflich weiter zu entwickeln. Die 49-jährige Diplomsoziologin wird ab dem 1. Juli 2014 Alleinvorständin der Günther Rid Stiftung zur Förderung des Bayerischen Einzelhandels. Sie war 2008 vom Stadtrat für die Position der Gleichstellungsbeauftragten ausgewählt worden, als Friedel Schreyögg, die erste Gleichstellungsbeauftragte in Bayern, in den Ruhestand ging.
Michaela Pichlbauer war zuvor 17 Jahre lang eine der Geschäftsführenden Gesellschafter_innen des SIM Sozialwissenschaftliches Institut München und leitete dort den Bereich Personal- und Organisationsentwicklung. In den sechseinhalb Jahren ihrer Amtszeit als Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt München hat Michaela Pichlbauer nicht nur wesentliche Grundlagen für die Dezentralisierung der Gleichstellungsarbeit in München gelegt, sondern auch weitreichende Impulse für eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsstellen gegeben. Wegweisende Stadtratsbeschlüsse wurden für die Institutionalisierung der Gleichstellungsarbeit bei den Städtischen Tochtergesellschaften gefasst. Bundesweit vielbeachtete Pilotprojekte zur Gleichstellungsorientierten Haushaltssteuerung in München wurden durch Stadtratsbeschlüsse in den normalen Verwaltungsablauf übergeführt. Das Handlungsfeld „Innerbetriebliche Gleichstellung“ war gekennzeichnet durch Fortschritte bei dem Thema „Frauen in Führungspositionen“ – die Landeshauptstadt hat mittlerweile 47 Prozent Frauen in Führungspositionen und von den rund 3.000 Führungspositionen werden derzeit 555 in Teilzeit ausgeübt – von Frauen und auch Männern. Den weiteren Handlungsbedarf zeigen geschlechterdifferenzierte Analysen der Besoldungs- und Entgeltgruppen, denn an der Unterrepräsentanz von Frauen in den deutlich höheren Positionen hat sich noch nicht ausreichend viel geändert.
In der Amtszeit von Michaela Pichlbauer wurde das „Münchner Memorandum für Frauen in Führung“ von 14 Großkonzernen wie der Allianz, Siemens oder der HypoVereinsbank unterzeichnet. Sie engagierte sich für Existenzgründungsförderung ebenso wie für die Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs nach Familienpausen.
In der Funktion der Geschäftsführung der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen hat Michaela Pichlbauer zusammen mit der Kommissionsvorsitzenden Lydia Dietrich im Zuge eines Reformprozesses die Zusammensetzung der Kommission um Frauen aus der Wirtschaft und um
Vertreterinnen der Interessen lesbischer Frauen er weitert. Gleichstellungspolitische Leitlinien für alle gesellschaftlichen Handlungsfelder einer Kommune wurden von der Kommission in ihrer Amtszeit erarbeitet.
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten von Michaela Pichlbauer zählte vor allem das übergeordnete Arbeitsfeld „Entgeltdiskriminierung von Frauen“. Sie hat unter der Schirmpatinnenschaft von Bürgermeisterin Christine Strobl zusammen mit den Business und Professional Women, dem Stadtbund Münchner Frauenverbände und über 50 Bündnispartnerinnen den Equal Pay Day in München zum bundesweit größten Aktionstag gegen Lohndiskriminierung von Frauen in den letzten Jahren ausgebaut.
Auch die jährlichen Aktionswochen gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und Jungen im November veranstaltet die Gleichstellungsstelle seit einigen Jahren sehr öffentlichkeitswirksam zusammen mit dem Verein Frauen helfen Frauen e.V. und einem großen Münchner Aktionsbündnis. Michaela Pichlbauer: „Gemeinsam sind wir stark – das war nicht nur der Titel eines wichtigen Fachtages, sondern dies hat sich für mich immer wieder und zuletzt bei der Münchner Frauenkonferenz ‚next_generation’ und ebenso bei der Neuauflage des Handbuchs ‚Frauen in München’ gezeigt. Nicht nur, dass meine Kolleginnen in der Gleichstellungsstelle Herausragendes zusammen geleistet haben, sondern auch unsere Kooperation mit den städtischen Kolleg_innen, den Städträt_innen und vielen, vielen anderen Akteur_innen hat diese außergewöhnlichen Projekte jeweils ermöglicht. Ich wünsche der Landeshauptstadt München, dass sie weiterhin konstruktiv und für andere richtungsweisend am Fortschritt der Gleichstellung von Männern und Frauen arbeiten wird.“
Die Stelle wird nun öffentlich ausgeschrieben, die Gleichstellungsstelle für Frauen wird bis zur Wiederbesetzung von Pichlbauers Stellvertreterin Conny Lohmeier kommissarisch geleitet.