„Städte bieten das größte Potenzial für Veränderungen. Wir dürfen uns nicht nur auf unsere nationalen Regierungen verlassen, sondern müssen eigenständig daran arbeiten, die Energieeffizienz unserer Städte zu verbessern. Wir alle können viel bewegen: Lassen Sie uns die besten Lösungen gemeinsam entwickeln!“ Mit dieser Aufforderung zum Wissenstransfer und Networken eröffnete Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter gestern Vormittag die EUROCITIES Jahreskonferenz 2014 im Carl-Orff-Saal im Gasteig zum Thema „Energising Cities – energy intelligent cities of tomorrow“.
München gehe mit gutem Beispiel voran, so Reiter. „Wir wollen im Jahr 2025 so viel Ökostrom selbst erzeugen, wie wir verbrauchen. Damit wären wir die erste Millionenstadt weltweit, die das erzielt.“ Die Ausbauoffensive Erneuerbare Energien der Stadtwerke München (SWM) geht allerdings noch darüber hinaus. München soll bis 2040 zur ersten deutschen Großstadt werden, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Am Nachmittag präsentierte München den Gästen aus ganz Europa in sieben Workshops Lösungsansätze zum Erreichen dieser Ziele. Das Praterkraftwerk, eines der modernsten Kleinwasserkraftwerke Europas, das mitten in München unsichtbar und geräuschlos regenerativen Strom für mehr als 4.000 Haushalte in Einklang mit der Ökologie, dem Gewässerschutz und der Stadtgestaltung erzeugt, stand ebenso auf dem Programm wie der Stadtteil Freiham, der im Rahmen einer energiegerechten Stadtentwicklung auf einer Fläche von 190 Hektar komplett neu errichtet wird.
Professor Simon Anholt war der Hauptredner bei der Eröffnung der Jahreskonferenz. Er sprach über „good countries“ und er wähnte in seiner Rede zum ersten Mal das Konzept der „good cities“ im Sinne nachhaltiger Orte. „Die drängendsten Probleme, mit denen Städte heute konfrontiert sind, sind grenzenlos – Klimawandel, Energiesicherheit, Armut und Ungleichheit, um nur einige zu nennen. Wenn die Städte diese Herausforderungen bewältigen und gleichzeitig wettbewerbsfähige, attraktive Wohnorte bleiben wollen, müssen sie gemeinsame Lösungen entwickeln. Eine erfolgreiche Stadt ist eine „gute” Stadt, eine Stadt, die sich nach außen orientiert, nicht nach innen.”
Die wichtige Rolle der Städte wird auf EU-Ebene immer stärker anerkannt. Das hatte die
EUROCITIES Generalsekretärin Anna Lisa Boni in ihrer Rede
betont. Deshalb müssen sich die Städte auch stärker denn je einbringen. Jüngstes Beispiel ist die Konsultation der EU-Kommission zur sogenannten „Urban Agenda“, an der sich auch München beteiligt hat. Demnach muss die EU, wenn sie ihre strategischen Ziele für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Europa erreichen möchte, auf die Unterstützung der Städte Europas bauen. Deshalb braucht es eine EU-Städteagenda (EU Urban Agenda), die auf einem praktischen und kohärenten Ansatz basiert, der Städte in den Prozess der europäischen Politikgestaltung einbindet. Eine EU-Städteagenda muss jedoch die Subsidiarität respektieren und darf keine neuen Rechtsvorschriften für Städte schaffen, so die Stellungnahme Münchens.
Einer der Höhepunkte der
EUROCITIES Jahreskonferenz war die Mayors’
Debate. Auf dem Podium diskutierten die Bürgermeister Vitali Klitschko (Kiew), Yorgos Kaminis (Athen), George Ferguson (Bristol), Ullrich Sierau (Dortmund), Stian Berger Røsland (Oslo) sowie die Bürgermeisterinnen Anna-Kaisa Ikonen (Tampere) und Corine Mauch (Zürich) darüber, wie Städte dazu beitragen können, den Klimawandel zu mindern und die Umstellung auf nachhaltige Energie zu ermöglichen. Sie trafen mit Vertretern von den Unternehmenspartnern der Konferenz, BMW und Siemens und
Stadtwerke München (SWM) sowie mit Vertretern der Bürgergesellschaft zusammen. Und sie präsentierten Visionen und Strategien für energieintelligente Städte bis ins Jahr 2030. Die Frage, wer in diesem Prozess eine tragende Rolle spielt und wie Bürgerinnen und Bürger miteinbezogen werden können, stand ebenfalls im Mittelpunkt.
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