Die Landeshauptstadt München zeichnet Persönlichkeiten und Gruppierungen aus dem Bereich der Münchner Volkskultur aus. Die jährlich verliehene Medaille für Verdienste um die Volkskultur in München wird 2015 an Sabine Rinberger vergeben. Gewürdigt wird ihre außerordentlich erfolgreiche Museumsarbeit im Valentin-Karlstadt-Musäum in München mit der herausragende Präsentation der Volkssängerkultur, Karl Valentins und Liesl Karlstadts.
Der Innovationspreis Volkskultur geht an die Gruppe „Schicksalscombo“ für die überraschende Kombination der Genres Volksmusik und Operette mit Brecht-Weill-Liedern in ungewohnten Besetzungen und ohne Verstär- ker. Zudem werden rund 30 Münchner Volkskulturgruppen mit einer Urkunde für ihr langjähriges Engagement gewürdigt.
Die Ehrungen werden in einem Festakt vor geladenen Gästen am Freitag, 20. November, im Saal des Alten Rathauses durch Bürgermeister Josef Schmid und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers vorgenommen.
Sabine Rinberger hat sich in vorbildlicher Weise für die Volkskultur in München eingesetzt und sich um diese verdient gemacht. 2004 hatte sie die Leitung des Valentin-Karlstadt-Musäums und damit einerseits die Verantwortung für die private Trägerschaft und zugleich für die Betreuung der städtischen Sammlung übernommen. Ein halbes Jahrhundert nach der Museumsgründung stand sie vor der Aufgabe, die Museumspräsentationen im Isartor in eine zeitgemäße Form zu überführen und gleichzeitig den wirtschaftlichen Betrieb des Museums sicherzustellen. Rinberger gelang es, Stiftungen, Zuschussgeber und Sponsoren zu gewinnen, um diese anspruchsvolle Aufgabe erfüllen zu können. Die räumlichen Anforderungen des Museums mit der Enge eines historischen und denkmalgeschützten Torturms in Einklang zu bringen, glückte ihr u.a. durch eine enge Kooperation mit der Stadt (Kultur- und Baureferat), einer neuen Ausstellungsdidaktik, der Kooperation mit namhaften Ausstellungsgestaltern wie Würth und Winderoll und mit Mut zur Investition. Mit viel Leidenschaft und Überzeugung hat Sabine Rinberger die Erneuerung der Präsentationen umgesetzt und ein erweitertes Publikum begeistern können. Jährlich kommen mittlerweile etwa 60.000 Interessierte aus aller Welt in das Valentin-Karlstadt-Musäum.
Veranstaltungen im Turmstüberl, das ebenfalls privat betrieben wird, sind fester Teil des Museumsprogramms und inhaltlich eng verknüpft mit den Themen Volkssängerkultur, Valentin und Karlstadt. Dort kann man beispielsweise Musik oder Kabarett erleben, beim Turmsingen mitmachen oder Jodeln lernen. Auch hier gilt das Motto „Große Kunst auf kleinem Raum“, mit dem Rinberger den Ansatz des Museums beschreibt.
Sabine Rinberger ist seit Jahren vieles gleichzeitig: Musäumsmanagerin, Valentin-/Karlstadt-Expertin, Veranstaltungsorganisatorin, Marketingchefin, Telefonzentrale, Kassenkraft, Referentin, Guide für Gruppenführungen und vieles mehr. Sie hat nur ein sehr kleines Team, das sie unterstützt – oft galt und gilt „selbst ist die Frau“. In Kooperation mit dem Kulturreferat und dem Münchner Stadtmuseum konnte immerhin eine Stelle für die inhaltliche Betreuung der städtischen Sammlung eingerichtet werden.
Für die große Leistung Rinbergers, ein Museum über ein münchnerisch-volkskundliches Thema zukunftsfähig weiterentwickelt zu haben, erhält sie von der Stadt München die Medaille für Verdienste um die Volkskultur 2015. Über die Vergabe hat der Ältestenrat des Münchner Stadtrats auf Vorschlag des Kulturreferats entschieden.
Die Musikgruppe Schicksalscombo, die seit 2012 in wechselnden Besetzungen auftritt, rekrutiert sich aus dem Freundeskreis von Kathrin Anna Stahl. Sie wechselt zwischen vielen denkbaren Genres, vor allem der bairischen Volksmusik, dem Shanty, alten Schlagern und Operetten und Liedern von Brecht/Weill. Allein die Integration verschiedenster Stile und das selbstverständliche Einarbeiten wenig gefragter Genres verdient Anerkennung. Die abenteuerliche Mischung wird selbstbewusst dargeboten, auch wenn sie gelegentlich die Hörgewohnheiten und das Traditionsverständnis des Publikums herausfordert. Die wilde Verkleidung der Truppe von Matrosenklamotten bis zum Dirndlgwand macht keine genaue Zuordnung möglich. Die Musizierfreude der Schicksalscombo überwindet auch Einwände gegen Musik, die derzeit nicht dem Zeitgeist entspricht. Der Innovationspreis Volkskultur, mit dem die Stadt München seit 2012 zeitgemäße Impulse zur Vermittlung und Weiterentwicklung kultureller Traditionen auszeichnet, wird der Schicksalscombo also auch für ihre Überzeugtheit und die musikalisch-mitreißende Kraft verliehen.
Über die Vergabe der Ehrungen hat der Ältestenrat des Münchner Stadtrats auf Vorschlag des Kulturreferats entschieden.