Das Programm zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2015 (16. bis 29. März) ist so umfangreich wie noch nie: Mit zirka 30 Veranstaltungen ist es eines der größten in ganz Deutschland. Es umfasst die Auseinandersetzung mit aktuellen Feindbildern wie auch den Umgang mit tief und bereits sehr lange in unserer Gesellschaft bestehenden Vorurteilen. Es thematisiert alltäglichen Rassismus und fragt nach institutionellen Rassismen.
Mit diesem umfangreichen Programm stellt sich die Landeshauptstadt der Herausforderung „Rassismus“ in ihren verschiedensten Facetten. Die Sensibilisierung für das Vorhandensein von Rassismus und dessen Bekämpfung sind elementar für das gute Zusammenleben in unserer Stadtgesellschaft, die so bunt ist wie kaum eine andere in Deutschland. Hier leben Menschen aus 180 Nationen, 36 Prozent der Münchnerinnen und Münchner haben Migrationsgeschichte unter den Sechs- bis 17-jährigen sind es sogar 55 Prozent. Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Man könnte sagen: Münchens Zukunft hat Migrationshintergrund! Diese Zukunft gilt es gemeinsam positiv zu gestalten. Und dazu gehört auch, dass wir uns – wie hier während der Internationalen Wochen gegen Rassismus – mit rassistischen Tendenzen befassen, um sie gemeinsam zu überwinden.“
Das Programm konzentriert sich insbesondere auf solche Rassismen, die derzeit bundesweit und damit auch in München besonders vorkommen. 1. Islamfeindlichkeit. Dieser Rassismus bezieht sich im Kern auf Menschen, die ihren (muslimischen) Glauben sichtbar leben. Es handelt sich um einen kulturalistischen Rassismus. Über Hintergründe und die Auswirkungen auf Muslime in München wird auf verschiedensten Veranstaltungen während der Internationalen Wochen gegen Rassismus nachgedacht und diskutiert, so u.a. bei den Veranstaltungen „Was tun?!“ (16. März), „Gegen Islamfeindlichkeit – Für ein gesellschaftliches Miteinander“ (25. März) oder „Islam in Deutschland – Eine Religion unter Generalverdacht?“ (27. März).
2. Antiziganismus. Vorurteile gegen Sinti und Roma haben eine lange Tradition in Deutschland. Im Zuge der Debatte um „Armutsmigration“ aus Osteuropa und der Einstufung Serbiens, Bosnien-Herzegowinas und
Makedoniens als sichere Herkunftsstaaten im Asylrecht spielen auch Ängste vor einer Zuwanderung durch Sinti und Roma eine Rolle.
Sowohl die Evangelische Stadtakademie als auch die Mohr-Villa legen mit ihren Veranstaltungen Wert auf einen differenzierten Blick auf diese Minderheit und zielen darauf ab, Vorurteile zu dekonstruieren. So u.a. bei der Podiumsdiskussion „Salonfähiger Rassismus? Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit“ (17. März), bei der Podiumsdiskussion „Neue Feindbilder – Rassismus im Wandel“ (19. März), dem Musiktheaterstück „Suno.Traum“ mit der anschließenden Begegnungswerkstatt „Sinti und Roma in München zu Hause“ (nur ein Traum)? (25. März) und der Ausstellung Sinti und Roma – in Europa zuhause.
3. Vorurteile gegen Flüchtlinge. Flüchtlinge sind häufig mit einer Mischung von Vorurteilen konfrontiert, die sich sowohl auf ihre vermutete Religionszugehörigkeit als auch auf ihre Hautfarbe beziehen. Biologistischer und kulturalistischer Rassismus gehen häufig Hand in Hand. Der Situation von Flüchtlingen und Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen widmet sich eine Vielzahl der Veranstaltungen im Rahmen des Pro-
gramms, u.a. „Was tun?!“ (16. März), der Film First Class Asylum (20. März), „Ein lauter Abend: Noise of Heimat – Perlen abendländischer Hetzkultur“ (21. März).
Auch die AWO und die Mohr-Villa legen in ihrer Auseinandersetzung mit Rassismus einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Flüchtlinge, so u.a. die Mohr-Villa mit dem Pantomime-Theater Mohr-Villa goes Camp: „Theater ohne Worte“ (17. März), das Musiktheaterstück „Reise ins Paradies“ (18. März) und die AWO mit der Podiumsdiskussion „Die Zukunft unserer Gesellschaft: Einwanderung und Integration“ (20. März). Daneben widmen sich auch die Münchner Kammerspiele mit
ihren Partnern intensiv diesem Thema.
4. Vorurteile gegen schwarze Menschen in Deutschland. Schwarze Menschen in Deutschland werden sehr häufig aufgrund ihrer Hautfarbe als „Das Fremde“ betrachtet. Sie erfahren vielfach Ablehnung, Diskriminierung und Rassismus. Um hier gegenzusteuern, eignet sich insbesondere ein rassismuskritischer Ansatz, der dazu anregt, die eigenen Vorurteile und Stereotype zu hinterfragen, der alltäglich Situationen kritisch reflektiert und so Wege aufzeigt in eine diskriminierungsfreie Zukunft. Dazu gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, die durch die Freispiel Kulturagentur konzipiert und organisiert wurden, u.a. die Lesung „Und es gibt sie doch!“ Rassismusfreie Literatur für Kinder, Jugendliche und deren Eltern (22. März), den Fachtag „Kontextualisierung von Schwarzsein und Weißsein: Soziale und individuelle Dimensionen von Rassismus in gesellschaftlichen Kontexten“ (26. März), die Lesung „Anleitung im Schwarz sein“ (27. März).
Darüber hinaus umfasst das Programm eine Reihe weiterer Vertiefungsthemen und Formate. Das Programm wurde im Auftrag des Oberbürgermeisters durch die Fachstelle gegen Rechtsextremismus/AMIGRA koordiniert.
Am Programm beteiligt sind: AsylArt, Ausländerbeirat München, AWO München-Stadt, Bayerischer Flüchtlingsrat, Diakonie Hasenbergl – Drom Sinti und Roma, DOK.fest München, EineWeltHaus München, Evangelische Stadtakademie München, Fachstelle gegen Rechtsextremismus/ AMIGRA, Färberei (Kreisjugendring München-Stadt), Fachinformationsstelle gegen Rechtsextremismus in München, BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Hilfe von Mensch zu Mensch e.V., Initiativgruppe für Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V., Köşk – Kreisjugendring, Kreisjugendring München-Stadt, LOST WEEKEND, Mohr-Villa Freimann, München ist bunt e.V., Münchner Flüchtlingsrat, Münchner Forum für Islam e.V., Münchner Kammerspiele, Münchner Stadtbibliothek, Münchner Volkshochschule, Pädagogisches Institut des Referats für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München, Pax Christi, Personal- und Organisationsreferat der Landeshauptstadt München, Residenztheater, SchlaUSchule, Stadtjugendamt/Sozialreferat der Landeshauptstadt München, Stelle für interkulturelle Arbeit/Sozialreferat der Landeshauptstadt München, Treffam, ver.di Bayern – Arbeitskreis „Aktiv gegen Rechts“, Verband der Münchner Kulturveranstalter e.V., Vereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler bei verdi.
Das gesamte Programm mit allen Veranstaltern ist zu finden unter: www.kunstkulturrespekt.de.
Für sämtliche Veranstaltungen gilt der folgende Einlassvorbehalt: „Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zuritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.“ Bitte bei Hinweisen auf die Veranstaltungen und Versammlungen im Rahmen der Kampagne immer diesen Einlassvorbehalt mit abdrucken.