In der nächsten Veranstaltung der Reihe „Open Scene“ am Donnerstag, 30. April, um 19 Uhr zeigt das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St. Jakobs-Platz 1, den kanadischen Spielfilm „Ararat“ des armenisch-stämmigen Regisseurs Atom Egoyan, eine kunstvolle Reflexion über die Schwierigkeiten sowie die Notwendigkeit des Erinnerns an den Genozid der Armenier vor 100 Jahren, wobei er verschiedene Handlungsebenen ineinander verschachtelt.
„Ararat“, Kanada 2002, Regie und Buch: Atom Egoyan, 115 Minuten, Originalfassung mit deutschen Untertiteln: An der kanadischen Grenze wird der junge Raffi vom Zollbeamten mit Filmbüchsen aus der Türkei aufgehalten – angeblich enthalten sie Filmaufnahmen aus Armenien und keine Drogen. Durch das Verhör offenbart sich nach und nach Raffis Geschichte, ein Kaleidoskop von Liebe und Hass, Vorwürfen und Lebenslügen vor dem Hintergrund des Genozids der Türken an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges.
Raffis Mutter, die Kunsthistorikerin Ani, arbeitet über ein Bild des (realen) armenischen Malers Arshile Gorki. Der Regisseur Edward Saroyan (dargestellt von dem ebenfalls aus Armenien stammenden französischen Chansonnier Charles Aznavour) dreht einen Film, mit dem er den lange verleugneten Völkermord an seinem Volk der Welt vor Augen führen will – ausgerechnet ein Epos im Stile Hollywoods. Ani wiederum ist eine Ex- pertin für Gorkis Werk und berät in dieser Funktion den Regisseur Saroyan. Und auch ihr Sohn Raffi ist in das Geschehen verstrickt: Als Mitarbeiter bei den Dreharbeiten versucht er mit seiner Videokamera seine eigene Version des Völkermords festzuhalten. Die Spielfilmszenen über den Genozid fügen sich immer wieder als Film im Film ein, währenddessen die Schauspieler die größte Mühe haben, sich nicht zu sehr mit den fiktiven Personen zu identifizieren.
Dem komplexen Film gelingt es nicht zuletzt durch sein kluges Drehbuch und die überzeugenden Darsteller, die Schwierigkeiten der Aufarbeitung eines kollektiven Traumas zu zeigen, das für jeden einzelnen der Beteiligten zum Schicksal wird. Dabei vermeidet Egoyan jede Bewertung, sondern macht die Motive jeder Gruppierung ebenso sichtbar wie die verschiedenen Wahrheiten und Widersprüche.
Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich.