Dem Bolzplatz am Frankfurter Ring droht nicht das Aus, sondern er soll im Rahmen des dort geplanten „Wohnen für Alle“-Projekts nur verlegt werden. Das hat Oberbürgermeister Dieter Reiter jetzt in einem Schreiben an die frühere BA-Vorsitzende Antonie Thomsen erläutert, die sich in einem offenen Brief an den OB für den Erhalt des Bolzplatzes eingesetzt hatte.
Das Schreiben des Oberbürgermeisters hat folgenden Wortlaut:
„Vielen Dank für Ihren offenen Brief zu unserem „Wohnen für Alle“-Projekt am Frankfurter Ring. Da das Thema viele Menschen beschäftigt und bewegt, antworte ich Ihnen ebenfalls mit einem offenen Brief.
Die Lage auf dem Münchner Wohnungsmarkt ist seit langem angespannt. Besonders für Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Jedes Jahr ziehen zudem viele Tausend Menschen nach München, weil der Wirtschaftsstandort attraktiv ist, weil München viel zu bieten hat. Und im letzten Jahr sind dazu viele Menschen vor Krieg und Terror zu uns nach Deutschland geflüchtet. Wenn sie bei uns Asyl erhalten, ihr Status als Flüchtling anerkannt ist, dann müssen sie die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen und suchen ebenfalls eine Wohnung.
Vor diesem Hintergrund hat die Landeshauptstadt das Programm „Wohnen für Alle“ aufgelegt, um für die besonders Bedürftigen aus allen Teilen der Münchner Bevölkerung möglichst schnell zusätzlichen und kostengünstigen Wohnraum zu errichten.
Für die Umsetzung sind wir vor allem auf die städtischen Flächen angewiesen, die jedoch leider sehr knapp sind. Ich habe daher eine referatsübergreifende Arbeitsgruppe beauftragt, das gesamte Flächenportfolio der Stadt ohne Denkverbote nach möglichen Standorten zu überprüfen. Ich kann Ihnen versichern, dass es keine einzige städtische Fläche gibt, für die es nicht auch andere bzw. konkurrierende Nutzungsansprüche und widerstreitende Interessen gibt.
Die Aufgabe der Verantwortlichen liegt nun darin, die verschiedenen Belange abzuwägen und nach kreativen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, wie unterschiedliche Anforderungen miteinander vereinbar sein können. Auch hier habe ich die Verwaltung angehalten, im rechtlich vertretbaren Rahmen Regelungen großzügig auszulegen.
Das Grundstück am Frankfurter Ring eignet sich aus städtebaulicher Sicht in besonderer Weise für eine mehrgeschossige Wohnbebauung. Selbstverständlich ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt auch die besondere Bedeutung des informellen Bolzplatzes für die Kinder und Jugendlichen in der Nachbarschaft sowie im gesamten Stadtteil Milbertshofen bewusst.
Gerade deshalb wurde der Bolzplatz von Beginn an in die Planungen mit einbezogen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meiner Verwaltung haben jede Variante durchgespielt, wie und in welcher Form der Bolzplatz in die neue Bebauung integriert werden kann.
Nach jetziger Planung soll das Wohngebäude so erstellt werden, dass östlich davon noch Platz für eine freie Fläche gelassen wird, die Bälle sollen dann durch sogenannte Ballsicherungseinrichtungen aufgefangen werden. Natürlich werden auch die Wegeverbindungen neu hergestellt bzw., soweit möglich, im Bestand gesichert. Die Detailplanungen laufen derzeit. Dem Bolzplatz droht also nicht das Ende, wie von Ihnen befürchtet, sondern er wird verlegt. Eine weitere Nutzung der Fläche mit Wohnbebauung, aber eben auch mit einem entsprechend großen Spielfeld, wird daher auch unter diesen herausfordernden Rahmenbedingungen in Zukunft hoffentlich sichergestellt sein.
Ich bedanke mich für Ihr Eintreten für den Erhalt dieser gerade für die Kinder und Jugendlichen so wichtigen sozialen Funktion der Sport- und Freiflächen und würde mich freuen, wenn hier bereits im nächsten Jahr Kinder und Eltern aus der Nachbarschaft mit den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinsam Fußball spielen und die Anlage damit ein Ort der Integration sein wird.“