Die Fotokünstlerin Eva Leitolf wird von der Landeshauptstadt München mit dem Kunstpreis der Stadt 2016 ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Kunstpreis wird alle drei Jahre für ein herausragendes Gesamtwerk im Bereich Bildende Kunst an eine Künstlerin oder einen Künstler mit engem Bezug zu München vergeben. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind Rudolf Wachter, Rudi Tröger, Herbert Peters, Urs Lüthi, Bodo Buhl, Beate Passow, Olaf Metzel, Stephan Huber, Michaela Melián und Stephan Dillemuth.
Der Preis wird am Mittwoch, 23. November, vor geladenen Gästen durch Stadtrat Marian Offman (CSU-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers überreicht.
Die Jury begründete ihren Vorschlag wie folgt:
„Im Werk der Künstlerin Eva Leitolf verdichten sich auf unprätentiöse Weise ‚Heimat‘ und ‚Heimatlosigkeit‘ als große gesellschaftliche Leitthemen der Gegenwart. Schon Jahre vor den aktuellen Debatten um Geflüchtete und dem Erstarken politisch rechter Gesinnung setzte sich Eva Leitolf in ihren konzeptuellen fotografischen Arbeiten mit Fremdenhass und Migration auseinander. Ihre Serie ‚Deutsche Bilder‘ (1992 – 94/2006 – 08) sucht Orte von Fremdenfeindlichkeit und rassistischer Gewalt auf, ohne dass diese Vorgänge unmittelbar dargestellt werden, denn die Bilder zeigen Fachwerkhäuser, Freizeiteinrichtungen, alltägliche Schlaf- und Wohnzimmer.
Diese Abwesenheit einer Tat, die Leere und scheinbare Idylle ist auch ein Kennzeichen ihrer Serie ‚Postcards from Europe‘ (seit 2006). Diese bildet ein fortlaufendes fotografisches Archiv von Orten, die in Zusammenhang mit der europäischen Flüchtlingspolitik stehen. Die Künstlerin widmet sich den hermetischen Außengrenzen der Europäischen Union und Ereignissen, die sich an Grenzübergängen manifestieren oder materialisieren, den unterschiedlichsten Orten, an denen sich migrierende Menschen aufhalten – und doch unsichtbar bleiben. In ihrer großformatigen Fotoserie ‚Clearing‘ hält sie dagegen die Spuren fest, die unbegleitete jugendliche Geflüchtete in ihren Massenunterkünften in Deutschland hinterlassen. Leitolfs Arbeiten, in denen es immer auch um die Form der Darstellung und die Möglichkeit einer Erzählung geht, sind politisch, unbequem und dabei künstlerisch wie ästhetisch komplex. Sie stehen überdies ein für eine kritische Auseinandersetzung mit Bildkonsum und Bildgebrauch – sicherlich geprägt von ihrem Studium bei Allan Sekula, einem der einflussreichsten amerikanischen Künstler und Kritiker.
Eva Leitolf lebt und arbeitet in München und im Bayerischen Wald. Sie agiert als Künstlerin weit über München hinaus, ihre Werke wurden in einer Vielzahl von institutionellen Ausstellungen gezeigt.“ Infos auch unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“ (Siehe auch unter Terminhinweise)