Der Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft, Bürgermeister Josef Schmid, hat fünf Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund den PhönixPreis 2016 der Landeshauptstadt München übergeben. Der Preis würdigt herausragende wirtschaftliche Leistungen sowie das gesellschaftliche und soziale Engagement von Migrantenunternehmen und wurde in den Kategorien Gründerunternehmen und etablierte Unternehmen vergeben. Die Gewinner erhielten jeweils eine Trophäe, die der Münchner Künstler Andreas Ohrenschall entworfen hat, sowie Preisgelder in Höhe von insgesamt 5.000 Euro.
„Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund sind Vorbilder. Sie gründen, weil sie Verantwortung übernehmen wollen, und sind erfolgreich, weil sie neue Ideen entwickelt oder eine Marktlücke erkannt haben. Mit ihrer Tatkraft machen sie die Stadt fit für die Zukunft“, sagte Bürgermeister Schmid. „Der PhönixPreis macht die unternehmerischen Leistungen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sichtbar. Er würdigt ihre Verdienste für die Stadt und ihre Gesellschaft.“
Die Resonanz auf die Ausschreibung des PhönixPreises war auch 2016 hoch. 30 Bewerbungen aus 17 verschiedenen ethnischen Gruppen waren eingegangen. Die vielen hochwertigen Bewerbungen aus unterschiedlichsten Branchen spiegeln die Vielfalt des Münchner Wirtschaftsstandorts wider.
Die Auswahl der Preisträger erfolgte durch eine Experten-Jury. Vor allem positive Unternehmensentwicklung, Einrichtung und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie Vielfalt im Unternehmen wurden bewertet.
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft hatte den Namen „Phönix“ für den Wirtschaftspreis gewählt, weil der gleichnamige mythische Vogel für Mut, Risikobereitschaft und den Willen steht, immer wieder etwas Neues zu wagen.
Der Preisträger – Kategorie Gründerunternehmen:
Wäscherei Picobello
Noch vor einigen Jahren war der Kurde Ali Karim selbst Flüchtling. Seine Familie hatte im Nordirak im Kriegsgeschehen alles verloren. In München fasste er schnell Fuß. Nach dem Erlernen der deutschen Sprache machte er eine Ausbildung als Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Vor drei Jahren verwirklichte er sich einen Traum: Er machte sich mit einer Wäscherei in Giesing selbständig. Eine Herausforderung. Die Wäscherei existiert seit 1969. Er hat aus einem „verstaubten“ Laden eine moderne Wäscherei gemacht. Seine Mitarbeiter sind allesamt Flüchtlinge. An dieser Personalpolitik will Ali Karim weiter festhalten. Menschen, die in ihrer Heimat alles verloren haben, wieder eine Zukunftsperspektive zu geben, liegt ihm am Herzen. Denn er hat am eigenen Leib erfahren, wie es ist, in Deutschland vor dem Nichts zu stehen und wieder ganz von vorn eine Existenz aufbauen zu müssen. Derzeit hat die Wäscherei Picobello fünf Beschäftigte.
Die Preisträger – Kategorie Etablierte Unternehmen:
Kunst-Werk-Haidhausen/Kunst-Werkstatt
Die Iranerin Newsha Djavadipour-Sigari verbindet vieles mit München. Ihr Vater war einer der ersten ausländischen Studenten. Er kam Ende der 50er-Jahre nach München. 30 Jahre später hat das Schicksal sie ebenso nach München verschlagen. Nach dem Erlernen der deutschen Sprache studierte sie an der LMU Kunstpädagogik und Kunstgeschichte. Das Lehren und die Idee einer Kunst-Schule hat sie immer fasziniert. Nach zehn Jahren künstlerischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eröffnete sie im Jahr 2007 ihre eigene Kinderkunstschule Kunst-Werk Haidhausen. Dort versucht sie, Kinder und Jugendliche in ihren Begabungen und Interessen altersgerecht zu stärken und zu fördern. Sie erhalten von gut ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben, zu formen, immer wieder neu zu entdecken und ihr Können stetig zu erweitern. In ihrer Kunst-Schule sind Kinder unterschiedlicher Kulturkreise und Bildungshintergründe Zuhause. Durch die Kunst bildet sich eine Gemeinschaft, in der alle Unterschiede aufgehoben werden. Newsha Djavadipour-Sigari hat derzeit vier Beschäftigte.
lingbee Sprachinstitut
Tereza Meliksetova ist in Taschkent in Usbekistan geboren. Sie kam 1999 nach München, die Stadt gefiel ihr auf Anhieb und sie entschied sich zu bleiben. Am Sprachen- und Dolmetscher-Institut München lernte sie Deutsch und Spanisch mit Schwerpunkt Wirtschaft. Die deutsche Sprache hat sie von Anfang an sehr fasziniert. Aus diesem Grund hat sie beschlossen, ihr eigenes Sprachinstitut zu gründen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten startete das lingbee Sprachinstitut 2011 mit einem vielfältigen Angebot an Kursen. Neben Deutsch- und Integrationskursen bietet das Institut Eltern- und Alphabetisierungskurse sowie Kurse über das Leben in Deutschland. Die Kurse werden in verschiedenen Stadtteilen von München angeboten. Aktuell arbeiten im Institut 15 Personen.
Das Edelweiß
Nadja Daskalova-Vasold hat sich schon während ihres BWL-Studiums mit nachhaltigem und ethischem Konsum beschäftigt. Nach ihrem Studium wollte sie ein Bio-Restaurant eröffnen. Es kam jedoch anders. Auf ihrem Weg in die Selbständigkeit hat die gebürtige Bulgarin gemerkt, dass sie sowohl Visionärin als auch Realistin sein muss, um zu überleben. Viele Stolpersteine mussten aus dem Weg geräumt werden, damit ihre Vision Realität werden konnte. Schließlich nahm die Idee, ein eigenes Unternehmen zu führen, in der Gründung des eigenen Restaurants konkrete Formen an: Das Edelweiß in Obergiesing. Vormittags ist Das Edelweiß ein gemütliches Frühstücks-Restaurant, abends eine Bar. Nadja Daskalova-Vasold legt in ihrem Restaurant Wert auf höchste Qualität und frische Zutaten und greift auf Produkte aus der Region zurück.
Derzeit hat Das Edelweiß zehn Beschäftigte.
Studio Italiano
Paola Bergamaschi kommt aus einer italienischen Kleinstadt, Roberta Vianello-Kössinger von einer kleinen Fischerinsel. Beide haben sich vor 15 Jahren in München kennengelernt. Beide haben einen ähnlichen Lebensweg. Beide interessierten sich sehr für Deutschland und die deutsche Kultur, beide haben Germanistik in Italien studiert und beide wurden – wie viele Italiener – magisch von München angezogen. Paola kam 1989 nach München, um ihr Germanistikstudium zu beenden. Roberta kam ebenfalls im Rahmen ihres Germanistikstudiums nach München, verliebte sich in ihren Deutschlehrer, heiratete ihn und blieb. Paola gründete 1991 die Sprachschule Studio Italiano in Schwabing. Roberta arbeitete zunächst als Lehrerin bei ihr. 2011 stieg sie als gleichberechtigte Partnerin mit ein. Mit ihren inzwischen mehr als zehn Lehrkräften brachten sie bislang mehr als 4.000 begeisterten Münchnerinnen und Münchnern italienisch bei, darunter dem Kabarettisten Gerhard Polt und dem Schriftsteller Patrick Süskind.