Der bayerische Schriftsteller Oskar Maria Graf starb am 28. Juni 1967 in New York. Anlässlich seines diesjährigen 50. Todestags laden das Institut für deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Monacensia im Hildebrandhaus und die Oskar Maria Graf-Gesellschaft am Samstag, 7. Oktober, ab 10 Uhr zur öffentlichen Tagung „Von München nach New York – Oskar Maria Graf neu gelesen“ in die Monacensia im Hildebrandhaus, Maria-Theresia-Straße 23. Mit insgesamt acht Vorträgen sollen auf der Tagung anhand von markanten Stationen in Grafs Leben und Werk neue Funde, Quellen und Kontexte analysiert werden, die eine neue Perspektive auf sein Werk ermöglichen. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Auf Visitenkarten nannte er sich „Provinzschriftsteller“, einen „Spezialisten für ländliche Sachen“. Doch Oskar Maria Graf, geboren 1894, war weit mehr als ein Dichter der Provinz. Jüngst wertete Tilman Spengler „Das Leben meiner Mutter“ als einen „Klassiker der Weltliteratur“. Grafs 1927 veröffentlichtes Erfolgsbuch „Wir sind Gefangene“ wurde bereits ein Jahr nach Erscheinen in Amerika als repräsentatives Nachkriegswerk übersetzt. Graf suchte seinen Weg durch ein zerstörerisches Jahrhundert, pazifistisch, authentisch und widersprüchlich. Sein spontaner Protest gegen die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 wurde weltweit gelesen: „Ein verjagter Dichter, einer der Besten“, urteilte Bertolt Brecht.
Der Vormittag wird gestaltet mit den Vorträgen „Der Exil-Schreibtisch von Oskar Maria Graf. Leben und Schreiben in der Fremde“ von Dr. Elisabeth Tworek, „Zwischen ästhetischer Avantgarde und politischem Engagement: Oskar Maria Grafs literarische Arbeiten zwischen 1912 und 1918/19“ von Professor Dr. Walter Fähnders aus Osnabrück, „Zurück zur Sentimentalität! - Oskar Maria Grafs Überlegungen zur Lyrik“ von Laura Mokrohs aus München und „Oskar Maria Graf, Peter Scher und die konservative Münchner Literaturkritik der Zwischenkriegszeit“ von Professor Dr. Michael Pilz aus Innsbruck. Das Nachmittagsprogramm beginnt ab 14 Uhr mit den Beiträgen „Zwischen Autonomiekonzept und engagierter Literatur. Oskar Maria Grafs Weg durch die Literatur(konzepte) der Weimarer Republik“ von Professor Dr. Waldemar Fromm, München, und „Erotik und Geschlechterkampf: Zur Konzeption des Verhältnisses von Mann und Frau bei Oskar Maria Graf“ von Professor Dr. Markus May, München. Nach der Kaffeepause sprechen ab 15.45 Uhr Dr. Ulrich Dittmann, München, über Grafs „Bayerisches Dekameron“ und Dr. Ulrich Kaufmann, Jena, über „Oskar Maria Graf und die DDR: Nachträge zu einer Bilanz aus vier Jahrzehnten“.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Instituts für deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Monacensia im Hildebrandhaus und der Oskar Maria Graf-Gesellschaft. Sie wird unterstützt durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Informationen zum Programm unter www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia.