Auf dem Grundstück an der heutigen Granatstraße 12, östlich der Siedlung Ludwigsfeld, befand sich während des NS-Regimes ein Teil des Außenlagerkomplexes Allach des KZ Dachau. Dort waren Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht, die für die Firma BMW und die Organisation Todt arbeiten mussten. Aufgrund der Vermutung, dass auf dem Gelände KZ-Häftlinge in Massengräbern verscharrt worden seien, wurde ab dem Frühjahr 2016 das Gesamtareal mit kontinuierlicher wissenschaftlicher Begleitung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege vollflächig archäologisch untersucht. Die nun abgeschlossenen Grabungen haben diese Vermutung nicht bestätigt.
Es wurden noch vorhandene bauzeitliche bauliche Strukturen des Lagers freigelegt und dokumentiert. Dabei geborgene Reste von Alltagsgegenständen wie Geschirr und Kleidung wurden dokumentiert und konservatorisch gesichert. Sie sollen der KZ-Gedenkstätte Dachau übergeben werden. In einem letzten Verfahrensschritt wurde das im nordöstlichen Teil des Grundstücks befindliche Areal des 1950 errichteten KZ-Friedhofs Karlsfeld untersucht. Grundlage war dabei eine 1950 erstellte Kartierung von 111 Grabstellen. Bei den hier Bestatteten handelt es sich unter anderem um Opfer einer Typhus-Epidemie nach der Befreiung der Häftlinge. 1955 wurden diese exhumiert und auf dem KZ-Friedhof auf dem Leitenberg erneut bestattet. Der KZ-Friedhof Karlsfeld wurde aufgelöst.
Bei der nun erfolgten archäologischen Untersuchung dieses Areals wurden zwölf vollständige Skelette und wenige einzelne Gebeine gefunden und in einer anthropologischen In-situ-Befundung dokumentiert. Die zwölf Individuen waren sorgfältig begraben und entsprechen in Lage und Anordnung der ehemaligen Kartierung, sodass mit größter Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass die Exhumierung 1955 nicht vollumfänglich durchgeführt worden ist. Daher wurde in Absprache mit den Verbänden der Überlebenden und den zuständigen Institutionen beschlossen, die zwölf Skelette individuell in einer würdevollen multireligiösen Zeremonie in einem nahegelegenen Friedhof zu bestatten, wie dies 1955 ebenfalls erfolgte. Damit ist die mehrjährige Untersuchung des Grundstücks Granatstaße 12 abgeschlossen. Die weiteren Planungen zur zukünftigen Bebauung des Grundstücks sind Angelegenheit der zuständigen Planungsbehörden.
Die Untersuchungen begleitete ein Runder Tisch unter der Leitung von Professor Dr.-Ing. Winfried Nerdinger, Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München. In dem Gremium waren das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die KZ-Gedenkstätte Dachau, die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern, die Abteilung Stadtgeschichte des Kulturreferats, mehrere Fachleute sowie die Projektgesellschaft „PG Granatstr. 12“ vertreten. Der Projektgesellschaft gilt der Dank für die Initiierung und Finanzierung der aufwändig und professionell durchgeführten Grabungen.