Der diesjährige Tukan-Preis der Landeshauptstadt wird an Jonas Lüscher für sein Buch „Kraft“ vergeben. In diesem seinem ersten Roman erzählt der seit 2001 in München lebende Essayist, Librettist und Filmdramaturg von der Reise eines Tübinger Rhetorikprofessors ins Silicon Valley und zugleich in seine Vergangenheit, vom „Clash zwischen Old Europe und New Economy“ (Christopher Schmidt). Über die Vergabe beschloss der Kulturausschuss des Stadtrats jetzt auf Empfehlung einer Jury. Der mit 6.000 Euro dotierte Tukan-Preis zeichnet alljährlich eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung aus. In die Auswahl kommen alle belletristischen Veröffentlichungen von Münchner Autorinnen und Autoren. Zur Diskussion standen in diesem Jahr insgesamt 69 Bücher, die von der Jury in vier Sitzungen besprochen und bewertet wurden.
Die Begründung der Jury:
„Jonas Lüscher scheut die großen Themen nicht. Das war schon in seinem literarischen Debüt, der Novelle „Frühling der Barbaren“, im Jahr 2013 so, und das stellt der 41-jährige Schriftsteller mit seinem fulminanten ersten Roman „Kraft“ eindrucksvoll unter Beweis. In dieser um den Tübinger Rhetorik-Professor Richard Kraft kreisenden Geschichte geht es um das von der neuen Zeit, der Zukunft inkubierte Silicon Valley und die „quantitativ Verblendeten“ der digitalen Revolution ebenso wie um die Verzweiflung eines klassischen Sozialliberalen an den Auswüchsen des vollends marktgläubig gewordenen Neoliberalismus. Mit feinem, an Richard Rorty geschulten ironischen Soupçon erzählt Jonas Lüscher, der 2012/2013 Stipendiat der Stanford University war, von einem kalifornischen Internet-Mogul, der eine Million Dollar auslobt für die Beantwortung der wissenschaftlichen Preisfrage, warum alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Die Antwort soll in einem 18-minütigen Vortrag erbracht werden. Eine Herausforderung für den Redner Richard Kraft, der nach Amerika fährt und dort in Stanford seinen Jugendfreund István Pánczél wiedertrifft. Seine Reise in die Vereinigten Staaten wird auch zu einer Reise zurück in die Erinnerung.
Der gebürtige Zürcher Jonas Lüscher, der seit 2001 in München lebt, ist als Essayist, Librettist, Filmdramaturg und Belletrist ein äußerst vielseitiger Autor, der wichtige Zeitfragen wie etwa die uns alle beschäftigende Disruption klug und souverän zu verhandeln weiß.“
Der Jury des Tukan-Preises gehörten in diesem Jahr an: Knut Cordsen (Bayerischer Rundfunk), Gisela Fichtl (Literaturredakteurin), Petra Hallmayer (Süddeutsche Zeitung), Professorin Dr. Annette Keck (Ludwig-Maximilians-Universität), Wolfgang Seibel (Literaturjournalist), Dr. Andreas Trojan (Kulturjournalist) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat Beatrix Burkhardt und Marian Offman (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele und Klaus Peter Rupp (beide SPD-Fraktion) sowie Thomas Niederbühl (Fraktion Die Grünen/ Rosa Liste).
Die Jury sprach weitere Buchempfehlungen aus; genannt wurden die folgenden Titel:
-Lena Gorelik: „Mehr Schwarz als Lila“ ((Rowohlt Berlin)
-Petra Morsbach: „Justizpalast“ (Knaus)
-Birgit Müller-Wieland: „Flugschnee“ ((Otto Müller Verlag)
-Georg M. Oswald: „Alle, die du liebst“ (Piper)
-Lea Singer: „Die Poesie der Hörigkeit“ (Hoffmann und Campe) -Christine Wunnicke: „Katie“ ((Berenberg)
Die öffentliche Preisverleihung durch Stadtrat Klaus Peter Rupp (SPD-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters findet am Dienstag, 12. Dezember, 19 Uhr, im Literaturhaus München statt.
Weitere Informationen zum Preis unter www.muenchen.de/literatur.