Die Stadt München ehrt jährlich Persönlichkeiten und Gruppierungen aus dem Bereich der Münchner Volkskultur. Traudi Siferlinger erhält die diesjährige „Ehrenmedaille für Verdienste um die Volkskultur in München“. Die Musikerin und Pädagogin wird damit für ihr herausragendes Engagement in der Berichterstattung und Förderung der Volkskulturszene sowie für ihre leidenschaftliche Vermittlung tradierter Kulturtechniken und die damit verbundene lebendige Weitergabe von Musik, Gesang und Dialekt geehrt. Mit dem „Innovationspreis Volkskultur“ werden Rahmée Wetterich und Marie Darouiche vom Label „Noo Neh – Dirndl à l‘Africaine“ ausgezeichnet, für ihre außergewöhnlichen Dirndlkreationen, die ein wegweisendes Zusammenspiel von Kultur, Mode und Tradition einhergehend mit einem kreativen Austausch der Weltkulturen präsentieren. Zudem werden rund 30 Münchner Volkskulturgruppen mit einer Urkunde für ihr langjähriges Engagement in der Münchner Volkskultur gewürdigt.
Die undotierten Preise und Ehrungen werden am Freitag, 24. November, bei einem Festakt mit geladenen Gästen durch Bürgermeister Josef Schmid und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers überreicht. Über die Vergabe der Ehrungen entscheidet der Ältestenrat der Landeshauptstadt München auf Empfehlung des Kulturreferats.
Aus der Begründung „Ehrenmedaille“:
„Traudi Siferlinger stammt aus einer Chiemgauer Musikantenfamilie (‚Geschwister Siferlinger‘, Bad Endorf am Chiemsee), die berühmt war für ihre Lieder und Jodler. Als junge Frau ging sie an das Richard-Strauß-Konservatorium und an die Musikhochschule Dresden, hat Geige und Musikpädagogik studiert und ist danach nach München umgesiedelt. Beim Bayerischen Rundfunk begann sie zunächst freiberuflich journalistisch zu arbeiten. So fertigt sie bis heute zahlreiche Hör- und Fernsehbeiträge über Münchner und Bayerische Volkskultur an, die unter anderem in der Sendereihe ‚Zwischen Spessart und Karwendel‘ und ‚Wir in Bayern‘ ausgestrahlt werden. Ihr eigenes und sehr publikumswirksames Fernsehformat ist die seit 2005 laufende Musiksendung ‚Wirtshausmusikanten‘, die immer wieder neue Musikerinnen und Musiker aus dem volksmusikalischen Umfeld vorstellt. Dieses Format hat sie erfunden und entwickelt es bis heute beständig weiter.
In München selbst ist Traudi Siferlinger durch eine große Anzahl von Jodel-Workshops seit 2007 bekannt geworden. Sie ist es, die den Jodel-Boom, der gerade nicht nur den Alpenraum erfasst, ausgelöst hat. Begeisternd und anrührend vermittelt sie jedem/r die in Bayern bekannte Jodeltechnik. Ihr Credo ist: ‚Jede/r kann jodeln‘, egal ob er Bayer, Isländer, Berliner oder Afghane ist. Sie vermittelt mit Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit, die Teilnehmer gehen beglückt nach Hause. Dabei spricht sie nahezu ausschließlich und bewusst oberbayerischen Dialekt, denn sie sieht es als ihre Aufgabe an, den bairischen Dialekt zu fördern. Ihre Musikgruppe ‚Pitu Pati‘ spielt Weltmusik mit unterschiedlichen Anklängen vom Landler zum Tango, oder von irischer bis spanischer Musik. Sie ist ein musikalisches Allround-Talent mit musikpädagogischem Schwerpunkt. Ihr Wissen über die Volksmusikszene in Bayern ist herausragend.“
Aus der Begründung „Innovationspreis“:
„Rahmée Wetterich und Marie Darouiche bereichern seit 2010 die Münch- ner Kulturszene auf außergewöhnliche Art und Weise. Die beiden in Kame- run geborenen Schwestern schaffen eine unverwechselbare Verbindung zwischen der bayerischen und afrikanischen Kultur durch ihre außerge- wöhnlichen Kreationen. Die Mode steht im Mittelpunkt ihres Schaffens und so entsteht auf Grundlage traditioneller Dirndlschnittformen in Kombination mit typisch afrikanischen Stoffen eine bezaubernde Transformation von Tracht, die ihresgleichen sucht.
Seit jeher war und ist Tracht Mode. Ohne die Veränderungen in der Mode wäre es nie zu den facettenreichen Tragevarianten und Macharten von Dirndlgewändern gekommen. Diese Vielfalt ist in den Modellen von ‚Noo Neh‘ stets sichtbar. Kein Dirndl gleicht im Schnitt und in der Stoffzusammenstellung dem anderen. Die Stoffe aus Afrika schaffen noch einmal eine Steigerung, denn sie zeugen mit ihren extravaganten Mustern von einer immensen Lebendigkeit und Lebensfreude. Sie schaffen aber auch eine direkte Verbindung zur bayerischen Kultur. Die afrikanischen Baumwollstoffe stehen ebenso in einer langen Tradition, wie die Schnittformen bayerischer Trachten. Beide speisen sich aus der Überlieferung und lassen dabei völlig Neues und Unerwartetes entstehen – ein Zusammenspiel von Kultur, Mode und Tradition einhergehend mit einem kreativen, spannenden Austausch der Weltkulturen.
Dieses Konzept spricht für sich. ,Noo Neh‘ – was so viel bedeutet wie ‚Geschenk Gottes‘ – nicht zuletzt weil jedes Kleidungsstück ein Unikat ist, das individuell auf die Trägerin abgestimmt ist. Längst sind die Kreationen über München hinaus auch in der internationalen Modewelt viel beachtet. Darüber hinaus engagiert sich ‚Noo Neh‘ sehr stark in Afrika selbst. Es geht nicht alleine darum, Dirndl im afrikanischen Stil zu verkaufen. Auch Afrika selbst soll davon profitieren. Für Rahmée Wetterich ist dabei stets ausschlaggebend, auf Augenhöhe mit den Menschen zu agieren und auf Transparenz und Fairness zu setzen. In einem Pilotprojekt wurde bereits eine afrikanische Schneiderin ausgebildet, die im Benin einfache Schnitte in Dirndl umsetzt. Ein Ausbildungszentrum für Schneiderinnen ist derzeit im Aufbau. Dadurch ermöglicht ‚Noo Neh‘ gerade Frauen ein selbstbestimmteres Leben.“
(Siehe auch unter Terminhinweise)