Prävention an Schulen in Hinblick auf sogenannte legal highs
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Katrin Abele, Simone Burger, Haimo Liebich, Dr. Ingo Mittermaier, Dr. Constanze Söllner-Schaar und Birgit Volk (SPD-Fraktion) vom 27.10.2016
Antwort Referat für Bildung und Sport:
Ihrer Anfrage vom 27.10.2016 haben Sie Folgendes vorausgeschickt: „Die Bundesregierung hat angekündigt, legal highs zu verbieten. Legal highs sind nicht mehr so neu wie der Name suggeriert, es sind psychoaktive Substanzen die als Badesalze oder Kräutermischungen im Internet offeriert werden. Sie sind hochgefährlich. Laut BKA gibt es über 1500 verschiedene Versionen dieser ‚legal high Produkte‘. Legal Highs stellen die Präventionsarbeit vor neue Herausforderungen, denn für den Konsum dieser neuen Substanzen muss man keine Szeneorte aufsuchen, sondern man kann sie sich bequem mit der Post nach Hause bringen lassen. Aus unserer Sicht kommt deshalb der Präventionsarbeit an Schulen eine besondere Bedeutung zu. Hier muss auf die Gefahren der synthetischen Drogen hingewiesen werden, um ein breites Wissen von Jugendlichen zu erreichen.“
Bevor ich auf Ihre Fragen eingehe, möchte ich zunächst die schulische Präventionsarbeit im Allgemeinen erläutern:
Schulische Suchtprävention an städtischen Schulen hat grundsätzlich das Ziel, das „seelische Immunsystem“ der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Sie setzt dabei stark auf Lebenskompetenztrainings, in denen Verbesserung von Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, die Entwicklung von Sozialkompetenz und Strategien der Entscheidungsfindung sowie Standfestigkeitstraining eine Rolle spielen. Damit ist unter anderem gemeint, den sozialen Druck zum Substanzkonsum zu erkennen und Standfestigkeit gegen diesen sozialen Druck zu erlernen.
Wie den Jahresberichten der städtischen Schulen zu entnehmen ist, werden präventive Maßnahmen dieser Art fächerübergreifend von allen Lehrkräften übernommen.
Diese umfassen Fachvorträge, Projekte innerhalb der einzelnen Jahrgangsstufen und die konkrete Einzelfallberatung.
Das Pädagogische Institut des Referats für Bildung und Sport bietet Lehrkräften hierzu ein umfangreiches Fortbildungsangebot, insbesondere über den Fachbereich Soziale Bildung/Prävention/Gleichstellung.Die Lehrkräfte werden auch bei Organisation und Durchführung von Projekten beziehungsweise pädagogischen Tagen unterstützt. Darüber hinaus werden Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Informationsveranstaltungen angeboten.
Die Schulen arbeiten mit dem Zentralen Schulpsychologischen Dienst eng zusammen, der in Beratungen auch auf die Broschüren und Flyer der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und deren Website verweist.
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen werden regelmäßig zu Themen rund um Sucht und Suchtmittel geschult, um eine entsprechende Beratung und Präventionsunterstützung an den Schulen zu gewährleisten.
In jeder städtischen Schule gibt es eine Sucht- bzw. Drogenbeauftragte/ einen Sucht- beziehungsweise Drogenbeauftragten, die/der sich vertieft mit der o.g. Problematik – oft gekoppelt an die Schulpsychologie und die Biologiefachschaft – auseinandersetzt.
Sie werden im Landesarbeitskreis Suchtprävention, in dem Informationen und Präventionsstrategien aus Praxis, Wissenschaft und den entsprechenden Landesbehörden, Vereinen und Verbänden vermittelt und ausgetauscht werden, regelmäßig über aktuelle Entwicklungen aufgeklärt und erhalten dort auch spezifische Informationen zu den jeweils „gefragten“ Suchtmitteln wie Legal highs, Crystal Meth, GHB/GBL etc.
Neue Informationsmaterialien (wie die Info-Broschüre „Crystal – Informationen zu Risiken, Wirkungsweisen und Konsumfolgen von Crystal“) werden im Arbeitskreis vorgestellt.
Auch werden die Eltern in die Bemühungen der Schule, zum Beispiel durch Schulungen, mit eingebunden.
Es werden Elterninformationsabende und diverse Projekte (teils in Zusammenarbeit mit den Jugendbeamten bzw. der Polizei) organisiert, die sich auf aktuelle Themen im Bereich Suchtmittel und Suchtprävention beziehen.
Zudem finden Einzelgespräche der schulischen Beratungsteams mit Schülerinnen und Schülern statt, falls es zu Auffälligkeiten kommt.
Wertvolle Links:
Zu den gestellten Fragen kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Welche Drogenpräventionsprojekte gibt es an Münchner Schulen?
Antwort:
Folgende Projekte werden aktuell an städtischen Realschulen und Schulen besonderer Art sowie an städtischen Gymnasien durchgeführt (Beispiele):
- Allgemeine Suchtprävention durch die AOK
- Orientierungstage zur Stärkung der Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler
- Drogenprävention in Zusammenarbeit mit den Jugendbeamten der Polizei
- Drogenprävention in einzelnen Jahrgangsstufen der Mittelstufe und in einzelnen Fächern (Biologie, Religion, Ethik) in Zusammenarbeit mit Condrobs
- Projekttage zusammen mit „inside@school“ je nach Interesse der Schülerinnen und Schüler, u.a. auch zum Thema Sucht und Drogeninformation
- Suchtprävention im Rahmen des Gesundheitstages (Jahrgangsstufe 7)
- Intensivwochen für die Jahrgangsstufe 8 mit Implementierung im Biologieunterricht und Elternabenden
- Projekt „sauba bleim“ für die 8. Jahrgangsstufen:
- Lehrerinnen und Lehrer werden vom Polizeipräsidium regelmäßig als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet. An den Schulen wird dann das Thema Sucht und Suchtmittel in Form von Spielen und Übungen, gemeinsamen Diskussionen, Kurzvorträgen und Selbstreflexionen nach aktuellsten Erkenntnissen intensiv erörtert. In diesem Rahmen finden auch zusammen mit der Polizei Elterninformationsabende statt.
- Verschiedene Suchtpräventionsprogramme für die Jahrgangsstufe 9
- Aufklärung über Alkohol und illegale Drogen im Rahmen von „Sicher auf der Wies‘n“ (Jahrgangsstufen 9 und 10)
- „Von Gras bis Crystal“: Theater mit Besprechung (Jahrgangsstufe 8 und 9)
- Planspiel zur Alkohol- und Suchtprävention „Voll die Party“
- Teilnahme am Projekt „bunt statt blau“
- Teilnahme am Projekt „Be smart, don‘t start“ (Prävention Rauchen)
- Teilnahme am Projekt „zammgrauft“
- Projekt „Tag für uns“ in Zusammenarbeit mit einem staatlichen Gymnasium und Condrobs: Eruierung von Brennpunktthemen im Klassenverband durch Teamkolleginnen und -kollegen
Frage 2:
Gehen diese Präventionsprojekte auch auf die neuen Substanzen und die Gefahr die von ihnen ausgeht, ein?
Antwort:
Sowohl an den städtischen Realschulen wie auch Gymnasien werden die neuen Substanzen und die von ihnen ausgehenden Gefahren im Rahmen von Projekten und/oder Aktionen sowie bei Bedarf auch im Rahmen des Unterrichts thematisiert.
In Form von gemeinsamen Diskussionen, Kurzvorträgen und Selbstreflexionen wird das Thema Sucht und Suchtmittel nach aktuellsten Erkenntnissen intensiv erörtert.