Vom 30. Mai bis 21. Juni zeigt das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, zehn Spiel- und Dokumentarfilme über die wilde und protestreiche Zeit der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre in Deutschland. Ein halbes Jahrhundert nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg und der darauf folgenden Radikalisierung der Studentenschaft lohnt sich ein neuer Blick auf die Filme, die in und über diese Zeit entstanden sind; darunter Werke von vielen Regisseuren und Regisseurinnen des Jungen Deutschen Films wie Helmut Herbst, Wim Wenders, Klaus Lemke, Helga Reidemeister, George Moorse, Rainer Werner Fassbinder sowie von Theaterregisseur Peter Zadek.
Die in der Zeit der Studentenunruhen entstandenen Filme waren stark vom Geist der Rebellion gegen das System geprägt, etwa Wim Wenders‘ Kurzfilm „Polizeifilm“ (1969) oder Klaus Lemkes Spielfilm „Brandstifter“ (1969) mit Margarethe von Trotta und Iris Berben als sich radikalisierende Studentinnen. „Ich bin ein Elefant, Madame“ (1969) von Peter Zadek dreht sich um einen Schüler, der mit allen Mitteln gegen seine Eltern und Lehrer rebelliert. In den Filmen spiegeln sich aber auch die geänderten gesellschaftlichen Verhältnisse. So geht es in „Liebe und so weiter“ (1968) von George Moorse um eine moderne Einstellung zu Sex und Liebe in einer Münchner Wohngemeinschaft, Helmut Herbst dokumentiert mehr als zwanzig Jahre später in „1968: Kunst, Protest, Happening“ die lebendige Happening-Szene der späten 1960er-Jahre und ihre Verbindung zur studentischen Protestbewegung. Helmut Herbst ist am Dienstag, 6. Juni, um 18.30 Uhr bei der Vorführung zu Gast.
Den Filmemachern Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler geht es in „Die Niklashauser Fart“ (1970) um politische Forderungen, die über die Figur eines laienpredigenden Hirten transportiert werden, in einem Szenario, das die 1970er-Jahre mit dem Mittelalter vermischt.
Den Wortführer der Studentenbewegung porträtiert Helga Reidemeister in ihrem Dokumentarfilm „Aufrecht gehen. Rudi Dutschke – Spuren“ (1988),. Sie nimmt seine Lebensgeschichte als Ausgangspunkt für Fragen über gesellschaftliche Konflikte und Entwicklungen. Vorab wird dazu ein Kurzbei- trag des ostdeutschen Fernsehens gezeigt: „Ostern 1968“, ein polemischer Blick auf die Studentenunruhen in West-Berlin (Dienstag, 13. Juni, um 18.30 Uhr).
Zwei jüngere Dokumentationen setzen sich kritisch mit der Studentenbewegung und ihren Folgen auseinander: „Une jeunesse allemande“ (2015) von Jean-Gabriel Périot, der mit einer Fülle von filmischem Archivmaterial arbeitet, eröffnet die Filmreihe am Dienstag, 30. Mai, um 18.30 Uhr. In dem Fernsehfilm „München 1970. Als der Terror zu uns kam“ wirft der Regisseur Georg M. Hafner einen persönlichen Blick zurück auf seine Jahre als Münchner Student, in denen er mit der Studentenbewegung sympathisierte.
Weitere Infos, alle Filme und Termine der Reihe finden sich im Programmheft des Filmmuseums und unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Telefonische Kartenreservierungen sind unter Telefon 233 – 964 50 möglich.