Das Sozialreferat hat heute den mittlerweile „Achten Marktbericht Pflege“ dem Sozialausschuss vorgelegt.
Erfreulich ist, dass erstmals wieder ein sichtbarer Anstieg des Angebots an vollstationären Pflegeplätzen in der Landeshauptstadt München zu verzeichnen ist. Am Stichtag 15. Dezember 2017 standen 57 vollstationäre Pflegeeinrichtungen zur Verfügung, die insgesamt 7.695 Plätze anbieten konnten. 2016 waren es noch 7.557 Plätze (Anstieg von 138 Plätzen). Nach wie vor ist die Auslastung der Plätze auf einem sehr hohen Niveau (Belegung der Plätze zu 95,4 Prozent), was auf eine konstante Nachfrage nach diesem Versorgungsangebot schließen lässt.
Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „An dieser Entwicklung sieht man, dass es richtig und wichtig ist, dass sich die Landeshauptstadt München in dem ihr als Kommune möglichen, leider sehr begrenzten, Rahmen in der pflegerischen Versorgung engagiert.“
Das kommunale Einwirken erfolgt unter anderem durch Flächenreservierungen für die Planungen vollstationärer Pflegeeinrichtungen in Münchner Sozialregionen, in denen künftig ein Bedarf zu erwarten ist. Personalwohnungen werden hierbei berücksichtigt. Denn auch im Bereich der vollstationären Pflegeplätze zeigen sich die Folgen des Mangels an beruflich Pflegenden. So waren insgesamt 173 vollstationäre Pflegeplätze unter anderem wegen des Mangels an beruflich Pflegenden nicht belegbar.
Schiwy: „Der Mangel an Pflegekräften ist eines der großen und dringendsten Themen im Sozialen Bereich. Beruflich Pflegende müssen angemessen bezahlt werden und wir brauchen dringend eine Einhaltung der Fachkraftquote in den Einrichtungen. Insbesondere in der Langzeitpflege ist ein hohes Maß an Fachwissen und an Verantwortung nötig, da in der teil- und vollstationären Pflege nicht rund um die Uhr ein Arzt zur Verfügung steht. Es muss so viele besetzte Planstellen geben, dass Dienstpläne verlässlich eingehalten werden können und eine würdevolle Pflege geleistet werden kann. Außerdem müssen Alten- und Krankenpflege gleichberechtigt sein, es darf keine Besserstellung der Krankenpflege in der Ausbildung oder in den Vergütungen geben.“
Am 15. Dezember 2017 wurden von den Trägern der Pflegeeinrichtungen insgesamt 832 unterschiedliche Ausbildungsplätze in der Langzeitpflege in München angeboten. Davon waren 73,0 Prozent besetzt. Die Münchner vollstationären Pflegeeinrichtungen halten im Vergleich zum Vorjahr ihr Angebot an Ausbildungsplätzen auf weitgehend ähnlichem Niveau. Erstmalig erfasst wurde im achten Marktbericht Pflege die Anzahl von Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen, die „Hilfe zur Pflege“ (SGB XII, Sozialhilfe) erhalten. Grundsätzlich ist hierfür der Bezirk Oberbayern der Kostenträger. Die Datenerhebung ergibt eine Anzahl von 2.627 Leistungsbezieherinnen und -beziehern von „Hilfe zur Pflege“ in den vollstationären Pflegeeinrichtungen in München. Ihr Anteil an allen Bewohnerinnen und Bewohnern liegt damit bei rund 35,8 Prozent.
Schiwy: „Wer Hilfe zur Pflege bezieht und in einer vollstationären Einrichtung lebt, dem bleibt am Ende pro Monat ein Barbetrag von 117,99 Euro übrig, von dem dann zum Beispiel Friseurbesuche, Fußpflege, Medikamente für die keine Zuzahlungsbefreiung möglich sind, wie etwa Erkältungsmittel, und Kosten für die Teilnahme an Ausflügen der Einrichtungen gezahlt werden müssen. Das heißt, dass diese Menschen in erheblichem Maße von Armut betroffen sind. Wir sind sehr froh, dass wir in München Notlagen zumindest zum Teil ausgleichen können, indem wir Stiftungsmittel der Landeshauptstadt München und Spenden (zum Beispiel auch aus dem SZ Adventskalender) für bedürftige Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner einsetzen. Trotzdem brauchen wir hier dringend Reformen auf Bundesebene.“
Das Sozialreferat der Landeshauptstadt München fordert deshalb auch weiterhin, Regelbedarfe regional abweichend festzulegen und Regelbedarfe für ältere Personen um altersspezifische Bedarfe zu erweitern. Im Alter treten im höheren Maße als bei jüngeren Menschen chronische Erkrankungen und Gebrechen auf, wodurch der Bedarf an spezieller Ernährung, Gesundheitspflege und Hilfsmitteln wie zum Beispiel Brillen steigt. Diese Kosten werden von den Krankenkassen nicht mehr oder nur zu einem geringen Teil erstattet.
Die Landeshauptstadt München führt seit 2011 eine kontinuierliche und engmaschige Pflegemarktbeobachtung mit eigenen Datenerhebungen und Berichterstattung durch.
Diese tragen dazu bei, dass die eingeschränkten Einwirkungsmöglichkeiten auf den Pflegemarkt (unter anderem durch Investitionsförderung und qualitätsfördernde Programme) zielgerichtet erfolgen können.