Sterben in Würde mit Hilfe von Palliativkräften
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Rathaus Umschau 196 / 2018, veröffentlicht am 15.10.2018
Sterben in Würde mit Hilfe von Palliativkräften
Antrag Stadtrats-Mitglieder Dr. Reinhold Babor, Sabine Bär und Professor Dr. Hans Theiss (CSU-Fraktion) vom 26.4.2018
Antwort Sozialreferentin Dorothee Schiwy:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist.
Sie beantragen, dass „in jedem Pflegehaus der Münchenstift Palliativkräfte beschäftigt werden, um ein würdevolles, begleitetes Sterben zu jederzeit sicher zu stellen.“
Diese Angelegenheit betrifft vor allem das operative Geschäft der MÜN-CHENSTIFT GmbH und fällt damit nicht in die satzungsgemäße Zuständigkeit der durch den Stadtrat vertretenen Gesellschafterin.
Dennoch möchte ich Ihr Anliegen vom 26.4.2018 gerne wie folgt per Brief, der sowohl mit der MÜNCHENSTIFT GmbH als auch mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt abgestimmt wurde, beantworten:
Die Geschäftsführung der MÜNCHENSTIFT GmbH teilte uns mit, dass die städtische Gesellschaft spätestens seit 2013 eine klare Strategie mit dem Ziel einer in allen Häusern einheitlich gelebten Palliative Care- und Hospizkultur verfolgt.
So ist zum Beispiel im Pflege- und Betreuungsleitbild festgeschrieben, dass es ein besonderes Anliegen ist, den Bewohnerinnen und Bewohnern ein Sterben in der ihnen vertrauten Umgebung, begleitet von vertrauten Pflegepersonen, zu ermöglichen und Krankenhauseinweisungen am Lebensende zu vermeiden.
Die palliative Begleitung umfasst nicht nur wirkungsvolle Maßnahmen und Mittel gegen Schmerzen und andere belastende Symptome, sondern auch Angebote zur psychosozialen und spirituellen Begleitung. Seit 2017 werden in allen Häusern systematisch vorausschauende Versorgungsplanungen durchgeführt.
Fachliche Beratung und Unterstützung erhält die MÜNCHENSTIFT GmbH durch die enge Kooperation mit den örtlichen Hospizvereinen.
Ebenfalls seit 2017 beschäftigt das Unternehmen aus eigenen Mitteln eine Fachreferentin mit einer halben Planstelle, die sich speziell mit dem Zielder einheitlich gelebten Palliative Care- und Hospizkultur beschäftigt und die Häuser darin entsprechend unterstützt.
Ferner werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv im Bereich Palliative Care geschult und entsprechend ihrer Qualifikation im Pflege- und Betreuungsalltag eingesetzt.
So sind allein 36 Kräfte, d.h. durchschnittlich vier je Haus, tätig, die eine Palliative Care-Weiterbildung mit 160 Stunden absolviert haben. Weitere 155 Mitarbeitende haben Kurse zwischen 24 und 40 Stunden abgeschlossen und ca. 175 Beschäftigte haben an einer Fortbildung von mindestens 8 Stunden teilgenommen.
Mit all diesen Maßnahmen stellt die städtische Gesellschaft sicher, dass den (sterbenden) Bewohnerinnen und Bewohnern eine professionelle und bedürfnisgerechte Versorgung zukommt.
Die Finanzierung der Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen erfolgt aus eigenen Mitteln, wie auch bei allen anderen Trägern.
Optimal wäre aus Sicht der MÜNCHENSTIFT GmbH eine Freistellung von qualifizierten Palliativ-Care-Kräften in jeder vollstationären Einrichtung des Unternehmens. Diese Expertinnen und Experten würden eine Multiplikatorenfunktion übernehmen und könnten sich dann gezielt der professionellen und bedürfnisgerechten Versorgung der Betroffenen widmen.
Dies ist aber bisher aufgrund der fehlenden Refinanzierung nicht möglich. Die von Ihnen beantragte Beschäftigung von Palliativ-Care-Fachkräften in den MÜNCHEN-STIFT-Einrichtungen wird folglich bereits umgesetzt, allerdings kann keine Freistellung für diese Aufgaben erfolgen.
Im Sozialausschuss am 18.10.2018 wird dem Münchner Stadtrat eine Beschlussvorlage zur Förderung der Heiminternen Tagesbetreuung vorgelegt werden, die einen Änderungsantrag aufgreift. Künftig soll eine personelle Unterstützung neben der Betreuung Demenzkranker (Programm Heiminterne Tagesbetreuung) auch für die Koordination der Sterbebegleitung ermöglicht werden.
In der Landeshauptstadt München (LHM) liegt die Federführung für diese Themen beim Referat für Gesundheit und Umwelt. Dort ist auch das Münchner Hospiz- und Palliativnetzwerk angebunden, das als Austauschplattform sowie der Qualitätsweiterentwicklung dient. Zu ausgewählten Themen und Fragestellungen finden regelmäßig Fachveranstaltungen statt. Vom Sozialreferat, Fachabteilung Altenhilfe und Pflege, werden ferner Fort- und Weiterbildungen und Projekte zur Umsetzung von Konzeptionen im Bereich der Hospiz- und Palliativarbeit gefördert.Sie sehen, dass im Bereich der Palliativversorgung sowohl die MÜNCHEN-STIFT GmbH als auch die LHM mit großem Einsatz (auch finanzieller Mittel) bereits tätig sind. Sofern der Stadtrat dem Vorschlag des Sozialreferats im Sozialausschuss am 18.10.2018 zustimmt, können künftig vollstationäre Pflegeeinrichtungen in München für die Koordination der Sterbebegleitung personelle, von der LHM refinanzierte Ressourcen einsetzen.
Ich hoffe, auf Ihr Anliegen hinreichend eingegangen zu sein, und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.