Die Landeshauptstadt München fördert und unterstützt Münchens Film- und Kinoszene und vergibt jährlich Preise an den Regie-Nach- wuchs für künstlerisch herausragende Projekte sowie an Programmkinos. Mit den diesjährigen Starter-Filmpreisen werden Sylvain Cruiziat und Mila Zhluktenko für „Find Fix Finish“, Jovana Reisinger für „Pretty girls don‘t lie“ und Anatol Schuster für „luft“ ausgezeichnet. Die Preise sind mit jeweils 6.000 Euro dotiert. Der Starter-Filmpreis / Produktion, gestiftet von ARRI Media, als geldwerte Leistung in Höhe von 6.000 Euro für die Postproduktion eines künftigen Films, wird an Anna Roller (Regie) und Tanja Schmidbauer (Produktion) für „Pan“ vergeben. Mit den Kinoprogrammpreisen werden ausgezeichnet die City Kinos München – Bruno Börger, das Kino Solln – François Duplat und Georg Kloster, das Monopol Kino – Markus Eisele und Christian Pfeil, das Neue Maxim – Anne Harder, das Studio Isabella – Louis Anschütz und TheatinerFilm – Marlies Kirchner. Die sechs Kinoprogrammpreise werden in diesem Jahr zum ersten Mal mit einer Höhe von jeweils 7.500 Euro statt bisher 5.000 Euro vergeben. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 18. Oktober, mit Stadtrat Marian Offman (CSU-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers vor geladenen Gästen statt.
Aus den Jurybegründungen: Starter Filmpreise Sylvain Cruiziat und Mila Zhluktenko: „Find Fix Finish“
„Ausgedehnte Fahrten durch die Nacht, der die Drohnenperspektive suggerierende Blick auf Urlauber am Strand, lange Schwarzblenden, dann wieder schnell kreisende Bewegungen der Kamera – all das verleiht ein irritierendes, leicht bedrohliches Gefühl, das durch die unaufgeregten Erzähl- stimmen eines Mannes und einer Frau wirkungsvoll kontrastiert wird. (…) Am Ende haben die Piloten nur einen Auftrag: ‚Find Fix Finish‘. Was passiert, wenn die Menschen auf den Bildschirmen nicht mehr als Menschen wahrgenommen werden, sondern als Objekte einer High Value Target List, zeigen Sylvain Cruiziat und Mila Zhluktenko eindrucksvoll und mit starker stilistischer Stimme in ihrem dokumentarischen Kurzfilm.“
Jovana Reisinger: „Pretty girls don‘t lie“
„Mit großer Detailfreude und in stilvoll gelangweilten Dialogen inszeniert Jovana Reisinger in ‚Pretty girls don’t lie‘ eine soapige Geschichtsoberfläche, die von einem aberwitzigen Off-Erzähler kommentiert wird (...). All‘ dies lässt sich wie der Beginn einer neuen deutschen Komödie des kunstvollen Understatements an. Dabei geht es immer hübsch unkorrekt zu, mit einem feministischen Selbstbewusstsein, das das politische Adjektiv nicht einmal braucht. absichtlich laienhaft und voller Lust an der Inszenierung versammelt ‚Pretty girls don’t lie‘ Protagonisten eines anderen München, die im realen Leben aus der freien Kunstszene stammen, mit denen Jovana Reisinger ein schillerndes Pop-Korrektiv zum offiziellen Narrativ der Touristeninformation lebendig werden lässt.“
Anatol Schuster: „luft“
„Luft ist unsichtbar. Luft ist Essenz. Luft ist der Stoff, den es zum Leben braucht. Als Atem wird der schnöde Sauerstoff zum Seelenstoff in vielen Kulturen. Gleichzeitig: Sich Luft machen heißt auch der Persönlichkeit Raum geben, sich zu entfalten. Diese Assoziationsräume sind ohne Zweifel groß, aber sie passen zur Ambition dieses Films (…). Der Regisseur offenbart sich hier als Sensibilist, stellt sich in eine Tradition, die dem deutschen Kino abhandenzukommen drohte. luft ist tatsächlich das, was die Macher schon als Absicht formulierten: Ein filmisches Ge- dicht, das nach seiner Premiere auf dem Filmfest München und seiner internationalen Premiere auf dem Flare Festival in London nun weltweit zu sehen ist. Ein atmosphärisches und mutiges Werk, für das Kino gemacht, wohin es Anfang 2019 endlich seinen regulären Weg finden wird.“
Starter Filmpreis / Produktion Anna Roller (Regie) und Tanja Schmidbauer (Prouktion): „Pan“
„Pan ist ein Horrorthriller, versiert umgesetzt, mit einer eigenen, wuchtigen Bildsprache und dem Willen, sich selbst ernst zu nehmen. Anna Roller beherrscht das Instrumentarium des Genres verblüffend sicher. Atmosphäre erschaffen, durch Montage Spannung erzeugen, mit Spezialeffekten verstörende Momente entstehen lassen – all das muss man können, soll solch ein Film nicht unfreiwillig komisch ausfallen. (...) Gleichzeitig beweist sie großes Geschick in der Schauspielführung. ‚Pan‘ ist eine Tour de Force für die Hauptdarstellerin Anna Platen, die eine überzeugende Vorstellung zeigt. Roller führt sie mit sicherer Hand durch die anspruchsvolle Aufgabe, diesen Film zu schultern.“
Kinoprogrammpreise City Kinos München – Bruno Börger
„Seit 1959 gibt es die sehr gut frequentierten City Kinos an der Sonnenstraße, wo die großflächigen gemalten Plakate von René Birkner auf die neuesten Filme aufmerksam machen. Mit drei Sälen, insgesamt über 700 Sitzplätzen und den größten Leinwänden für Arthouse bieten die City Ki- nos beste Voraussetzungen für höchsten Filmgenuss. Theaterleiter Bruno Börger sorgt mit seinem Gespür für die guten Filme für ein angesagtes Programm mit Anspruch. Darüber hinaus bieten die City Kinos mit ihrem ruhigen Innenhof und dem integrierten Café den großen Festivals der Stadt einen attraktiven Spielort, der für die Kinobegeisterten ein überaus beliebter Treffpunkt ist.“
Kino Solln – François Duplat, Georg Kloster
„Das Kino Solln ist seit 1949 eine feste Größe im Leben des südlichsten Stadtteils Münchens. Der Initiative der Anwohner der Gartenstadt ist zu verdanken, dass das Lichtspieltheater nach seinem Abriss wegen Baufälligkeit 1995 in einem eleganten Neubau des renommierten Münchner Architekten Walter Achatz wiedereröffnet wurde. Seitdem wird es von der Omaha Betriebs GmbH geführt, die an der Tradition des Nachbarschaftskinos festhält. (…) Mit den bewährten ‚Sollner Filmgesprächen‘ sowie die orginelle Verbindung von Kunst und Kino, Weinverkostung und Filmgenuss sorgen die Kinobetreiber dafür, dass der Kinobesuch ein besonderes kulturelles Erlebnis ist. Auch der Nachwuchs wird hier nicht vergessen: Kinderfilme und Malwettbewerbe bieten den Jüngsten eine hochwertige Freizeitgestaltung.“
Monopol Kino – Markus Eisele, Christian Pfeil
„Das Monopol-Kino befindet sich nach einem erfolgreichen Umzug aus dem Herzen Schwabings seit 2011 an der Schleißheimer Straße. Das werbe- und popcornfreie Programmkino bietet an 364 Tagen im Jahr auch kleineren Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen eine technisch hochwertige und komfortable Abspielstätte. Das Programm zeigt die Bandbreite von gehobenem Mainstream bis anspruchsvollem Arthouse; Originalfassungen haben ihren festen Kinotag. In ihrem sachlich gehaltenen Kino mit drei Sälen und insgesamt fast 200 Plätzen bieten die leidenschaftlichen Kinobetreiber Markus Eisele und Christian Pfeil auch kleineren Filmfestivals und Münchner Premieren eine wichtige Heimat. Zusätzlich schafft eine intime Kinobar den stilvollen Rahmen für besondere Anlässe.“
Neues Maxim – Anne Harder
„Seit 1912 gibt es das Neue Maxim an der Landshuter Allee im Stadtteil Neuhausen. Es ist Münchens drittältestes Lichtspielhaus und zugleich das jüngste Kino der Stadt. 2016 wurde es nach vielen Jahren der Ungewissheit in seinem Bestand gesichert. Vier Freunde, die sich leidenschaftlich für den Erhalt des Kinos einsetzten, haben es (…) als stilvolles Schmuckstück mit zwei Sälen und über 100 Plätzen als Stätte der Münchner Kinokultur gesichert. Ein hochwertiges Arthouse-Programm, das auch Filmen von kleinen Verleihern und Münchner Festivals die Türen öffnet, sorgt dafür, dass das Kino auch über die Stadtteilgrenzen hinaus wieder ein attraktiver Anziehungspunkt geworden ist. Der Kontakt zur Nachbarschaft, die durch Initiativen und selbstloses Engagement in der Vergangenheit dem Kino stets die Treue hielt, ist Kinobetreiberin Anne Harder wichtig. (...)“
Studio Isabella – Louis Anschütz
„Der Münchner Kinopionier Fritz Falter machte das unscheinbare Kino an der ruhigen Ecke Neureutherstraße / Isabellastraße 1970 zum Filmkunst-Studio und schenkte ihm damit ein zweites Leben zu einer Zeit, als Stadtteilkinos sukzessive Supermärkten wichen. Louis Anschütz, seit 1985 alleiniger Betreiber des Kinos, führt die Filmkunst-Tradition in der Maxvorstadt mit Leidenschaft fort. Sein Programm hochwertiger Arthouse-Filme zeigt heute mehrheitlich Spielfilme in der Originalfassung mit Untertiteln und sorgt mit Dokumentar- und Kinderfilmen auch dafür, dass ein breites Publikum angesprochen wird. Besonders hervorzuheben ist der wöchentlich stattfindende Schwerpunkt CineEspañol, mit dem das Kino über München hinaus als unangefochtener Spezialist für den spanischen und lateinamerikanischen Film gilt.“
Theatiner Filmkunst – Marlies Kirchner
[italic]„Die Ausstattung der Theatiner-Filmkunst mit heller Ahorntäfelung und seit- licher Sitzbalustrade ist nur eine von vielen Besonderheiten, die das denkmalgeschützte Kino (Architekt: Hanns Atzenbeck) in der Theatiner-Passage am Odeonsplatz bereithält. 1956 eröffnete es als neu errichtetes Cinema Scope-Kino und wurde ein Jahr später von Walter Kirchner übernommen. (…) Marlies Kirchner, die das Kino seit 1975 alleine führt und mit untertitelten Originalfassungen vor allem die Freunde des französischen Films zu ihrem Stammpublikum macht, hat auch nach der Digitalisierung einen 35mm-Filmprojektor erhalten. Er erlaubt ihr, mit dem Vorführen wertvoller Analogkopien das Filmerbe lebendig zu halten, das die Theatiner-Filmkunst zu einem Markstein deutscher Kinogeschichte werden ließ.“
[/italic] Die ausführlichen Jurybegründungen sind für die Starter-Filmpreise online unter http://tiny.cc/starterfilmpreis und für die Kinoprogrammpreise unter http://tiny.cc/kinoprogrammpreis abzurufen.